Garten des Lebens
vor.
Susannah nickte, und als sie die Haustür geöffnet hatte, führte sie Carolyn zunächst ins Wohnzimmer.
“Was soll das alles?”, fragte Carolyn. Sie sah furchtbar aus, war blass und wirkte, als habe sie stundenlang geweint.
“Was ist mit dir los?”, fragte Susannah.
Carolyn kämpfte gegen die Tränen an und setzte sich auf den letzten noch verbliebenen Stuhl im Zimmer. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. “Es tut mir leid, aber im Augenblick bin ich ein emotionales Wrack. Dave wird fortgehen. Er hat seine Kündigung eingereicht. Ich dachte, ich könnte noch mal mit ihm darüber reden. Ich habe versucht, ihn anzurufen, doch ich kam nicht durch. Bestimmt ist er schon fort. Und ich habe ein echtes Problem, damit fertig zu werden. Sicher werde ich es überstehen, aber ich habe mir so sehr gewünscht, dass es diesmal funktioniert …”
Susannah ging vor ihrer Freundin in die Hocke und ergriff deren Hände. “Was ich dir erzählen muss, hat mit Dave Langevin zu tun.”
Sofort war Carolyn besorgt. “Ist ihm etwas zugestoßen?”
“Er ist hier.”
“Hier?” Carolyn blickte sich um. Als sie ihn nicht entdecken konnte, wandte sie sich Susannah zu und sah sie fragend an.
“Dave ist ein falscher Name.”
“
Was?”
Carolyn starrte sie ungläubig an.
“Hallo, Carolyn”, sagte Doug, der in der Tür aufgetaucht war.
“Dave?”, wisperte sie.
Er nickte. “Vielleicht kennst du mich noch als jemand anderen?”
“Ich kenne dich als Dave. Was ist hier los?”, fragte sie und blickte zwischen den beiden hin und her.
“Darf ich dir meinen lange verschwundenen, tot geglaubten Bruder Doug vorstellen?”, sagte Susannah und legte ihren Arm um seine Taille.
Carolyn wurde bleich und schlug die Hand vor den Mund. “Doug?”, wiederholte sie. Ihre Stimme klang wie ein heiseres Flüstern. “
Doug?”
Wieder nickte er. “Ich wollte es dir sagen. Es tut mir leid, dass du es auf diesem Weg erfährst.”
Doch Carolyn wollte nichts mehr hören. Sie warf sich ihm in die Arme, und die beiden hielten einander eng umschlungen.
Joe war mittlerweile neben Susannah erschienen und hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt. Jake war tot, und das machte sie traurig, aber Doug, ihr geliebter Bruder, lebte.
Susannah war in ihr Elternhaus zurückgekehrt – verwirrt, unsicher und verloren. Innerhalb der letzten Wochen hatte sie ihren Weg nach Hause gefunden – zu ihrem richtigen Zuhause, zu ihrem wahren Ich. Sie wusste nicht, was die Zukunft für ihren Bruder und Carolyn bringen würde. Die beiden würden das selbst herausfinden müssen. Aber was auch immer Doug tun wollte, sie würde damit einverstanden sein. Sie würde an seiner Seite bleiben. Und Carolyn würde dasselbe tun.
“Bist du noch immer geschockt?”, fragte Joe ganz nah an Susannahs Ohr.
Im ersten Moment war sie tatsächlich fassungslos gewesen. Doch sie wusste: Der Weg zu sich selbst mochte einem bekannt vorkommen, aber manchmal hielt er unerwartete Kurven und Wendungen für einen bereit. Dougs Wiederkehr war eine Wendung – ein Happy End. Das neu gewonnene Wissen über ihren Vater war eine weitere Wendung. Und das war auch ihre wiederentdeckte Vorstellung von Joe und von ihrer Ehe.
44. KAPITEL
N un, da sie und Doug allein waren, konnte Carolyn nicht mehr aufhören zu weinen. Sie waren zu ihr nach Hause gefahren, um sich ungestört allein unterhalten zu können. Noch auf dem Weg von der Garage in die Waschküche brachen die Tränen aus Carolyn heraus.
“Es tut mir leid, so leid”, flüsterte Doug und hielt sie in seinen Armen. “Ich hätte alles getan, um dir diesen Schock zu ersparen, aber ich konnte dir doch nichts sagen, bevor ich nicht mit Susannah und ihrer Familie gesprochen hatte.”
“Ich weiß, ich weiß.” Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter und hielt sich an ihm fest. “Du verstehst nicht.”
“Was?”
Nichts fühlte sich so gut an wie Dougs Hände, die zärtlich durch ihr Haar strichen, so als könne er nicht genug davon bekommen, sie zu spüren, so als könne er sie nicht fest genug halten.
“Ich habe dich immer geliebt … ich habe noch immer die Briefe, die wir uns geschrieben haben. Als ich erfuhr, dass du tot warst, wollte ich auch sterben. Wenn Susannah nicht mit mir zusammen in Frankreich gewesen wäre, weiß ich nicht, was ich getan hätte.”
“Ich hatte mich auch in dich verliebt”, flüsterte Doug und küsste ihre Schläfe. “Ich fühlte mich so schlecht. Patricia und ich waren schon
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