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Gartenreisefuehrer Normandie

Gartenreisefuehrer Normandie

Titel: Gartenreisefuehrer Normandie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Howcroft
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kontemplativ und ruhig als Fortsetzung des Musikzimmers, mit Buchs eingefassten Quadraten, bepflanzt mit unter anderem der Rose ‘Fée des Neiges’ (Iceberg). Es folgt der Eingangsplatz mit strahlenartigem Pflastermotiv am Boden. Dies ist kein rein schmückendes Muster; die sieben Strahlen, die sich beispielweise über den Torbögen oder in der Stufenanzahl im Haus, sogar in der Anzahl der Schlafzimmer wiederholen, sind eine Anspielung auf die siebenfältige Konstitution des Menschen in der Theosophie, der die Ehefrau von Mallet anhing. In diesem Gartenraum zahlt es sich aus, zum Eingangstor zu eilen und die Beete mit Blick auf das Haus zu betrachten. Die Rabatten sind eine tour de force in Farbharmonie mit Lila, Purpur und Blau, abgesetzt durch Grün, alles in der Höhe gestaffelt: Astern, Katzenminze, Wiesenraute (Thalictrum) , Allium und vieles mehr, unterteilt von Eiben-Mauerscheiben, abgesetzt durch Kletterpflanzen und im Hintergrund eine Komposition, die durch das einzigartige Licht der Gegend noch intensiver wirkt.
    Wieder auf dem Eingangsplatz angelangt, setzt man den Rundgang nach rechts, unter dem mit Rosen bewachsenen Pergolagang fort zu den mächtigen Balken, die mit zarten Blüten von ‘Lykkefund’ und ‘Francis E. Lester’, auch Clematis und Weinrebe bewachsen sind (Vitis coignetiae). Dieses Element wie auch die Pflasterung gehören zu den Signaturen eines Lutyens-und-Jekyll-Gartens, der von der Wechselwirkung zwischen dem Strengen und dem Romantischen, Kleinteiligen lebt. So erreicht man den seitlichen Sonnenuhrgarten. Wie ein Salon, vorwiegend in Pink gehalten und nur auf zwei Seiten eingegrenzt, ist der Raum luftig und locker mit Blick in den Garten und auf das Haus. Die Wirkung ist sehr englisch, unterstützt von Pflanzen wie Rose ‘Ballerin a’, ‘Wedding Day’ an der Mauer, dazu unter anderem Lavendel und Heiligenkraut.
    Bild 33
    Bild 34
    Von hier aus ergibt sich der Übergang zum parkartigen Teil des Gartens fast selbstverständlich, nur der Rosengarten im großen ummauerten Garten seitlich des Hauses setzt sich ab. Hier wurde die Anordnung der Pflanzen eher streng gehalten, als Vorzeigeobjekt, entsprechend der Ausstrahlung der Edelrosen.
    Im Gegensatz zur Umgebung von Varengeville, die von kalkhaltigen Böden geprägt ist, verläuft ein Band grünen Sandsteins durch das Grundstück von Bois des Moutiers. Guillaume Mallet, ein begeisterter Gärtner, der seine Jugend auch in England verbracht hatte, legte den Park und Waldgarten voller Raritäten an, die sich zu einer wunderbaren Einheit zusammenfügen. Manche Wälder sind dunkel, trist und kühl, nicht so hier. Ein Spaziergang ist eine Entdeckungsreise, auf der man mit Ausblicken und Kompositionen belohnt wird. Rhododendren, unter anderem weißer ‘Halopeanum’, leuchtendblauer R. augustinii, feuerroter R. ‘Alarm’, Kamelien, Hortensien, Magnolien, alle in spektakulären Farben und Größen, profitieren von der Nähe des Wassers und der geschützten Lage im Tal.
    Die wahre Prüfung für einen Garten ist aber, ob er auch ohne Blütenpracht wirkt, ob die Struktur und die Wechselwirkung zwischen den Pflanzen ausreichen, um das Interesse zu erhalten. Le Bois des Moutiers tut dies, denn er ist weder geleckt noch überkandidelt, sondern von einer natürlichen Schönheit und einer warmen Stimmung geprägt, die ansteckend ist.
    Als Gesamtkunstwerk ist das Anwesen kaum zu übertreffen. Trotz der Besuchermengen, die notwendig sind, um es zu finanzieren, ist die einzigartige Stimmung des Ortes spürbar. Die Zukunft dieses Unikats ist unsicher, da nach französischem Erbrecht alle Kinder zu gleichen Teilen erben. Für Bois de Moutiers führte dies zu Komplikationen und Verzettelung. Eine Lösung wird jedoch gesucht, die dieses Kulturgut für weitere Generationen von Gartenfans sichert.

    Arts and Crafts, die um 1860 in England einsetzende Gegenbewegung zur zunehmenden Industrialisierung des Bauens und der Wohnkultur, stellte das Handwerk wieder in den Mittelpunkt. Wichtiger Initiator dieser Bewegung war William Morris (1834–1896), der die Werkstatt Morris & Co. gründete, Artikel und Bücher schrieb und heute vor allem für seine dekorativen Textilien mit Blumenmuster bekannt ist, die im Original in Le Bois des Moutiers zu sehen sind. Das 1300 Quadratmeter große Haus ist eine wahre Fundgrube an Werken bedeutender Arts-and-Crafts-Kunsthandwerker, mit Unikaten, darunter Möbel, die William Morris und Lutyens selbst entworfen haben. Aber auch

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