Gayfühlvoll reloaded - homoerotische Geschichten (German Edition)
harten Muskeln …
Verflucht, er war doch erst dreißig Jahre alt, was war nur los mit ihm und seinem Körper? Würde er jemals normal werden? Oder hatte der geistige Verfall schon während seiner Jugend eingesetzt?
Hektisch wischte er sich eine schwarze Haarsträhne weg, die ihm an der feuchten Stirn klebte, und atmete tief durch. Brayden trug bereits seinen Dreispitz, den schwarzen Kapitänsfrack, beige Kniebundhosen sowie schwere Lederstiefel – daher schwitzte er höllisch. Er wollte endlich ablegen!
»Sir, kommen Sie, ich hab vielleicht das, was Sie suchen!«, sagte plötzlich eine große, ungepflegte Gestalt neben ihm, der bereits mehrere Zähne fehlten. Der Kerl winkte Brayden in eine Seitengasse.
Wer war der Mann? Kannte er Sykes vielleicht?
Brayden blieb wachsam, es konnte sich um eine Falle handeln, aber der Hüne führte ihn zu einem Planwagen und schob den Stoff ein Stück zur Seite.
Also ein Händler, der ihm das Geld aus der Tasche ziehen wollte. Brayden wandte sich schon zum Gehen, als er doch einen Blick in den Wagen warf.
Er erschauderte: Mädchen und Frauen aller Hautfarben – die meisten wahrscheinlich aus Afrika – saßen zusammengepfercht in dem stickigen Gefährt und blickten Brayden ängstlich an.
Mehr Hitze stieg ihm ins Gesicht und er ballte die Hände zu Fäusten. Sklavenhandel war seit einigen Jahren offiziell verboten! Dass sich der Mann überhaupt traute! Brayden schnaubte, do ch plö tzlich fesselte ein blonder Haarschopf seinen Blick. Ein junger Mann saß festgekettet und versteckt hinter den anderen Gefangenen in einem Käfig. Er wäre Brayden nicht aufgefallen, hätte sich der Junge in diesem Moment nicht bewegt und sein goldenes Haar die Sonne reflektiert, die durch ein Loch in der Plane schien. Wie ein Zeichen …
Obwohl er von oben bis unten verdreckt war, erkannte Brayden ihn gleich an den aristokratischen Gesichtszügen, und sein Atem stockte. »Kann es denn die Möglichkeit sein?!« Mit zitternden Fingern zog Brayden aus seinem Rock ein Pergament, das total zerknittert war, weil er es seit Wochen mit sich herumtrug. Es war ein Steckbrief, den ein gewiss er Lord Albright in ganz London verteilt hatte. An beinahe jeder Straßenecke hatte so ein Zettel gehangen, und Brayden hatte sich einen davon eingesteckt, ohne nachzudenken, warum er das tat. Aber er hatte sich dabei erwischt, wie er immer wieder das Papier hervorgeholt hatte, um das Bild des jungen Mannes anzusehen.
»Richard Albright«, flüsterte Brayden, als er die Zeichnung mit dem von der Sonne geröteten Gesi cht des Gefangenen verglich, der kaum zwanzig Jahre alt zu sein schien. Das blo nde Haar, das er auf dem Bild zu einem Zopf trug, war zwar jetzt kürzer, aber immer noch so lang, dass es ihm in wirren Strähnen ins Gesicht hing. Anscheinend hielt es der Händler für etwas Besonderes, denn solch goldblondes Haar war auf den Kolonien eine Seltenheit. Den anderen Gefangenen hatte man hingegen die Köpfe geschoren.
Es hieß, Richard Albright sei als Offiziersanwärter auf einem Schiff nach Amerika unterwegs gewesen, das das Land jedoch nie erreicht hatte. Wie so viele männliche Adlige, denen nicht das Privileg zuteil wurde, Erstgeborene zu sein, versuchten sie ihr Glück auf militärischer Eben e. Von dem jungen Mann fehlte jede Spur, doch die Eltern hatten die Hoffnung nicht aufgegeben . Lord Albright ha tte demjenigen, der ihm seinen Sohn zurückbrachte, eine großzügige Belohnung versprochen.
Mit wild pochendem Herzen blickte Brayden abermals in den Wagen und musste sich auf Zehenspitzen stellen, um einen besseren Blick auf den Mann zu erhaschen, den die Frauen mit ihren Körpern verdeckten. Jede von ihnen war nackt und wunderschön, aber nur der junge Offizier vermochte Brayden zu fesseln.
Auf dem Steckbrief stand, Richard habe grüne Augen, aber die Lider des Gefangenen, der in dem kleinen Käfig kniete, waren geschlossen.
Ein Stich durchzuckte Braydens Herz. Der Junge sah ziemlich mitgenommen aus.
Der Sklavenhändler schien zu bemerken, dass sich Brayden für seine Ware interessierte, denn er fuhr die Frauen an: »He, präsentiert euch, der Herr da möchte eure Vorzüge bewundern!« Der Händler nickte Brayden zu, doch der starrte nur mit finsterer Miene zurück. Sein Magen ballte sich zusammen, denn er konnte kaum mitansehen, wie der junge Mann litt und gegen eine Ohnmacht ankämpfte. Wie viele Stunden kniete er schon in dem Käfig? Richards Haut war an zahlreichen Stellen krebsrot und an
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