Gears of War - Aspho Fields
anders. In der Stadt ist es dieses Zittern aus dem tiefsten Erdinneren, das alles andere ausblendet. Es verrät einem, dass die Locust im Anmarsch sind. Du spürst es in deinen Eingeweiden. Die Maden brodeln nach oben.
Von denen sind noch jede Menge unterwegs, obwohl wir schon die Scheiße aus ihren Tunnels rausgebombt haben. Müssen die letzten Stehaufmännchen sein.
»Los geht’s«, sagt Cole. Er überprüft beiläufig sein Lancer-Sturmgewehr, so als würde er eine Ausrüstungskontrolle erwarten. Nicht dass wir uns groß um solchen Kram kümmern würden. »Verdammt, ich hab gehofft, diese gestrandeten Penner hätten vielleicht ’n paar Bierchen zu dem Hund …«
Vergiss das Bier. Fünfzig Meter vor uns fängt der Boden an, sich zu bewegen. Langsam bildet sich eine Kuppel und der Asphalt, den es schon dutzende Male zu Mosaik zerbröselt hat, bröckelt von ihr ab. Ich reagiere. Wir alle reagieren. Denken is nicht. Mein Körper hat das schon tausende Male mitgemacht und er erledigt diesen Job, ohne erst bei meinem Hirn nachzufragen, ob das mit dem Feuern in Ordnung geht.
Die Risse im Asphalt werden breiter, während der erste Haufen Locust-Drohnen aus ihnen hervorbricht. Große, graue, hässliche Bastarde. Wie kann etwas mit zwei Armen, zwei Beinen und einem Kopf nur so fremdartig aussehen? Wir konzentrieren unser Feuer alle auf den gleichen Punkt, bevor diese Viecher in Position gehen und zielen können. Der Lärm in dieser schmalen Straßenschlucht ist ohrenbetäubend. Eine der Maden bricht zusammen. Der Rest brodelt aus dem Boden hervor und kommt ballernd auf uns zu.
Eben noch ducke ich mich hinter ein ausgebranntes Auto, um aus der Deckung schießen zu können – im nächsten Augenblick habe ich eine Schraubzwinge um Hals und Schultern und eine der Drohnen zerrt mich über das verrostete Metall, dass es mir den Arm aufreißt. Ich versuche, dem Vieh die Kettensäge meines Lancers in den Wanst zu rammen, aber das Ding hält mich so fest von hinten im Würgegriff, dass ich das verdammte Gewehr nicht bewegt kriege. Mit meiner freien Hand versuche ich, mein Messer zu greifen. Ich höre hämmernde Gewehrsalven, Coles Brüllen, Baird außer Atem, als ob er irgendetwas die Scheiße aus dem Leib prügelt, und von Marcus’ Position nichts – außer Schnellfeuer. Irgendetwas Nasses spritzt mir ins Gesicht. Ich verliere das Bewusstsein, aber diesen Locust-Bastard nehm ich mit, verlasst euch drauf, ich ramme meine Klinge in jede Stelle an dieser Drohne, die ich erreichen kann.
Das ist für meine Kinder. Das ist für Maria. Das ist für alle meine Kumpels. Das ist für -
Plötzlich hört es sich an, als würde direkt neben meinem Ohr eine Granate hochgehen. Ich bekomme wieder Luft und bin von oben bis unten in irgendetwas Warmes und Klebriges getränkt. Die Drohne kippt um, genau so, sie kippt um. Aber sie hat mich immer noch so fest im Griff, dass sie mich fast auf sich draufzieht, während sie zu Fall geht. Dir hat’s den halben Kopf weggerissen. Ich erstarre, sehe mich in der pfeifenden Stille um und dann begreife ich, dass niemand von uns diesen Schuss abgefeuert hat.
Marcus steckt seine Hand in den klaffenden Schädel und fischt eine Kugel heraus. »Scharfschütze«, sagt er und wischt sich Blut aus dem Gesicht. Die Drohnen sind tot. Wir nicht. Ich denke, das sollte reichen. »Und keiner von unseren. So ’ne Munition wird schon seit Jahren nicht mehr verwendet.«
Ich hasse Überraschungen. Selbst solche, die mir die Haut retten. Wenn jemand so schießen kann, sollten wir ihn besser auf unserer Seite haben.
KAPITEL 1
Ich schwöre dir, ich hab gedacht, ich wäre in einem Museum, als ich da reingegangen bin. Ich meine, es war riesengroß und voll mit Büchern und alten Bildern. Aber vollkommen menschenleer, verstehst du? Diese Art Totenstille, die dir sagt, halt die Klappe und erstarre in Ehrfurcht vor der Geschichte. Und dann kommt Marcus’ Mom durch die Tür, als hätte sie uns gar nicht bemerkt, liest in irgend ’ner Zeitung und sagt: »Hi, Schatz, hast du ein paar Freunde mitgebracht? Ich setze mich später zu euch.« Und weg war sie. Ich hab den Ausdruck auf Marcus’ Gesicht gesehen und da hab ich gewusst, dass der Typ einen Bruder sehr viel nötiger hat als ’ne Bibliothek.
(CARLOS SANTIAGO, BEI DER BESCHREIBUNG SEINES ERSTEN BESUCHS IN DER VILLA VON MARCUS FENIX’ FAMILIE IM ALTER VON ZEHN JAHREN)
EPHYRA, HEUTE – 14 N. A.
Dom Santiago entschied, dass es auch sein Gutes hatte,
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