geben ein Fest
Vormittag bei der Direktorin gewesen und hatte ihr berichtet, was sie herausgefunden hatte: Die böse Klatscherei ging von der dritten Klasse aus, von Uschi nämlich. Die hatte wieder einmal etwas läuten hören von einem „schwierigen Fall“. Wo sie diesen Ausdruck aufgeschnappt hatte, den die Hausmutter einmal verwendete, das wusste keine. Aber Uschi lauschte ja überall. Und mit ihrer dummdreisten Fantasie hatte sie gleich eine Geschichte dazugesponnen, die ihr passend erschien. So waren die Gerüchte über Babs zustande gekommen und eines Tages sogar bis zu Inas Vater gedrungen.
„Wie haben Sie das alles herausgefunden“, fragte die Direktorin, „und warum haben Sie sich überhaupt derart für Katja eingesetzt? Sie kannten sie ja noch weniger als ich.“
„Weil ich in meiner Schulzeit etwas Ähnliches erlebt und durchgemacht habe. Ich war auch einmal in einen dummen Verdacht geraten - ohne eigene Schuld, nur durch böses Geschwätz. Es half wenig, dass ich meine Unschuld beteuerte. Zum Glück fand ich bei einer Lehrerin Unterstützung und konnte den Verdacht schließlich ausräumen. Aber seitdem weiß ich, wie weh es einem Kind tut, wenn alle anderen ihm eine schlimme Sache zutrauen. Ich habe damals schrecklich gelitten.“
„Und nun haben Sie uns alle beschämt“, sagte Frau Theobald. „Ich begreife mich selber nicht, dass ich nicht genauer nachgeforscht habe. Das tue ich sonst immer. Mag sein, dass ich noch abgespannt bin von dem harten Vierteljahr nach Weihnachten, als plötzlich drei Lehrkräfte ausfielen. So habe ich meine Zweifel einfach weggeschoben. Ich schätze die fünfte Klasse sonst sehr und ihre Klassensprecherin besonders. Auf jeden Fall danke ich Ihnen von ganzem Herzen. Allen Vorwürfen zum Trotz bin ich doch erleichtert. Und die Uschi werde ich mir jetzt mal vorknöpfen.“
So lagen die Dinge, als Babs und Katja zu ihr kamen.
„Ich weiß alles“, sagte Frau Theobald. „Diejenige, die den ganzen Unsinn in die Welt gesetzt hat, ist gefunden, und ich muss mich sehr bei dir entschuldigen, Katja, dass ich dem dummen Gerede nicht entgegentrat. Trage es deiner alten Direktorin nicht nach. Sie wird sich wegen dieser Sache immer Vorwürfe machen.“
Vor Verlegenheit wusste Katja keine Antwort. Aber Babs fragte: „Und wer war schuld?“
„Ein Mädchen aus der dritten Klasse, Uschi Born. Sie ist eine dumme Klatschbase, die eigentlich niemand ernst nimmt.“
„Das finde ich gar nicht. Viel zu ernst wurde sie genommen. Doch ich werde mit ihr abrechnen.“
„Das kannst du ruhig mir überlassen, Babs. Ich werde sie bestrafen, wie sie es verdient.“
„Nein, nein, Frau Theobald“, versicherte Babs eifrig. „Es ist richtig, dass Sie das Mädchen bestrafen wollen. Trotzdem möchte ich selber auch mit ihr sprechen.“
„Vor allem bitte ich euch beide mit Frau Vogel zu reden. Sie war es, die nicht lockergelassen hatte, bis sie die wahre Schuldige gefunden hatte. Sie hat mir heute alles berichtet, und ich wollte nachher beim Abendessen vor der ganzen Schule die Sache klarstellen. Bitte versprich mir, Babs, vorher nicht mit Uschi zu reden.“
„Das verspreche ich gern. Ich gönne ihr die Überraschung.“
In den Gemeinschaftsraum der Fünften kehrten die beiden nicht zurück. Dort herrschte eine sehr trübe Stimmung. Selbst den verbohrtesten Mädchen dämmerte, dass sie sich gründlich blamiert hatten. Beschämt sagte Gisela: „Warum habt ihr nur damals nicht auf mich gehört, als ich Katja direkt fragen wollte?“ Aber es war nun geschehen. Sie mussten abwarten, was die Direktorin zu dem Fall sagte. Eigentlich waren die Lehrerinnen doch auch von Katjas Schuld überzeugt.
„Das ist keine Entschuldigung für uns“, sagte Gisela kurz. „Wir waren ja die Ersten, die behaupteten, Katja hätte geschwatzt. Das haben sie dann auch geglaubt.“
„Und wer mag es tatsächlich getan haben?“, fragte Tessie. Ja, wer das wüsste!
Sie erfuhren es bei dem Strafgericht am Abend. Die Direktorin kam zum Abendbrot in den Speisesaal. Babs und Katja begleiteten sie. Auch die Lehrerinnen waren erschienen - alle! Frau Theobald blieb an der Tür stehen und sah ihre Schülerinnen an. „Bevor das Abendessen beginnt, muss ich eine sehr hässliche Geschichte in Ordnung bringen. Sie geht freilich nur einige von euch an; aber eine Warnung mag sie für alle sein, sogar für meine Kolleginnen und mich. Wahrscheinlich wissen die meisten von euch, dass um Babs Kröger viel gerätselt wird. Warum? Weil sie
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