Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
stand ihr mit graziös verschränkten Händen gegenüber, als ihre beiden Töchter eintraten. Es gab keine Gelegenheit für eine Begrüßung, denn Mrs Parker fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger vor Susannas Gesicht herum. »Wenn Ihr sie jetzt nicht in ihre Schranken weist, wird sie alles zerstören, was wir uns so hart erarbeitet haben. Mein guter Ruf steht auf dem Spiel, Madam.«
»Was hat sie denn getan?«, fragte Susanna mit einem Blick zu Riona.
»Einem jungen Mann gestattet, sich ihr zu nähern.«
Susanna ließ sich auf die Kante des kleinen Sofas sinken und umfasste haltsuchend die Brosche an ihrer Kehle. »Ist das wahr, Riona?«
Das darauf folgende Schweigen sagte mehr als tausend Worte. Mrs Parker nickte triumphierend. Maureen, die mit ihren rot geweinten Augen ein Bild des Jammers bot, setzte sich, ein tränennasses Spitzentaschentuch umklammernd, neben ihre Mutter.
»Erzählt mir die ganze Geschichte«, forderte Susanna Mrs Parker auf.
Das tat die Dame nur zu gerne und von finsteren Blicken in Rionas Richtung begleitet.
»Sie und Harold McDougal wurden gesehen, wie sie in den dunklen Garten hinausgingen und ein paar Minuten später wieder zurückkamen. Rionas Brustlatz war zerrissen und ihr Haar zerzaust. Nicht nur ließ sie es an Anstand fehlen, indem sie sich weigerte, das Fest zu verlassen, sie begegnete den anderen Gästen außerdem in einer Weise, als wollte sie sie herausfordern, sie für ihr Benehmen zu tadeln. Als ich sie ermahnte, wenigstens ein Mindestmaß von Beschämung an den Tag zu legen, erzählte sie mir das Märchen, sie wäre in den Garten gelockt worden. Es spielt keine Rolle, warum sie dort war, Madam – es zählt einzig ihr Verhalten, während sie mit dem jungen Mann allein war. Und das war – und bleibt – unsittlich.«
»Wie viele Leute wissen von dieser Begebenheit?«, fragte Susanna.
»Alle Anwesenden! Maureens Verlobung ist gefährdet. Es gibt genügend anständige junge Frauen in Schottland für Captain Hastings, er ist nicht darauf angewiesen, eine Frau zu ehelichen, deren Familie mit einem Skandal besudelt ist.«
Aber wie viele von denen nennen ein beträchtliches Vermögen ihr Eigen? Eine Frage, die zu stellen Susanna sich versagte.
»Wenn sie den jungen Mann heiratet, können wir es den Leuten gegenüber so hinstellen, als hätte sie sich von jugendlichem Überschwang hinreißen lassen und die Hochzeitsnacht nur ein paar Wochen vorweggenommen. Aber falls sie sich standhaft weigern sollte, ihn zu ehelichen, wird die Welt sie als Dirne ansehen, als eine junge Frau ohne Moral. Damit wäre Maureens Schicksal besiegelt.«
»Und wer ist dieser Harold McDougal?«, wollte Susanna wissen.
»Das bin ich, Madam.«
Zu ihrer Überraschung sah sie einen jungen Mann in der Tür stehen. Von mittlerer Größe, mit braunem Haar und haselnussbraunen Augen, wirkte er auf den ersten Blick recht annehmbar, aber er hatte etwas an sich, was ihr nicht gefiel. Sie konnte nicht den Finger darauf legen – es war eher eine Sache des Instinkts. Seit einigen Jahren Witwe, hatte sie sich auf ihr Urteilsvermögen verlassen müssen, wenn Logiergäste in ihrem kleinen Haus in Cormech um Quartier nachsuchten. Mehr als einmal hatte sie aufgrund ihres ersten Eindrucks auf eine potenzielle Einnahmequelle verzichtet.
»Ich bin derjenige, der sie auf den Pfad der Sünde geführt hat, Madam«, gestand er mit gesenktem Blick und studierte angelegentlich entweder die Eichendielen oder seine staubigen Stiefel.
Seltsamerweise wirkte er jedoch nicht besonders zerknirscht.
Schlau, aber nicht klug, schlussfolgerte sie.
»Ich kann nicht leugnen, dass eine Anziehung zwischen uns bestand«, fuhr er, den Blick noch immer gesenkt, fort, »aber es war nicht recht von mir, ihr nachzugeben. Ich hätte der Vernünftigere von uns beiden sein müssen.«
Diese Aussage bestätigte Mrs Parker mit einem nachdrücklichen Nicken.
Riona hingegen ließ ein wenig damenhaftes Schnauben hören.
»Aber ich bin hier, um mich der Verantwortung zu stellen«, verkündete er, und nun hob er den Kopf und blickte Susanna ins Gesicht. »Ich würde Eure Tochter zur Frau nehmen.«
»Ich stimme zu, dass meine Tochter sich, wenn zutrifft, was ich gehört habe, unschicklich aufgeführt hat«, erwiderte sie ruhig, »aber Ihr werdet mir gestatten, mit ihr zu sprechen, bevor ich meine Entscheidung treffe.«
»Ich wäre ihr ein guter Ehemann«, sprach er weiter, als hätte sie gar nichts gesagt. »Ich habe Vermögen – und Pläne
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