Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
bequemer Lehnstuhl, und dort saß und stickte sie fast jeden Tag.
»Warum kommt Ihr nicht in den Salon hinunter?«, hatte Polly sie vor ein paar Monaten gefragt.
Sie hatte eine Weile überlegen müssen, bevor sie auf die Antwort kam. In Cormech war das Wohnzimmer der abendliche Aufenthaltsraum für ihre Logiergäste gewesen, und so hatte sie sich angewöhnt, sich in ihr Schlafzimmer zurückzuziehen, und obwohl sie nun schon so lange in einem anderen Haus wohnte und nur noch mit ihrer Familie, hatte sie das beibehalten. Vielleicht, weil die Größe von Tyemorn Manor sie irritierte. Vielleicht war sie aber auch nur ein Gewohnheitstier.
Es gab bloß eine Ausnahme: Wenn sie mit Old Ned die Bücher prüfte, saß sie dazu abends gemütlich mit ihm in der Bibliothek. Fast so wie damals in Cormech mit Fergus an ihrem Küchentisch.
Susanna ließ sich in ihrem Lieblingssessel nieder, zog ihren Schoßtisch zu sich heran. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, und es gab nur einen Menschen, dessen Urteil sie bedingungslos vertraute. Fergus MacRae. Wenn jemand Riona zur Vernunft bringen konnte, dann er.
Sie begann zu schreiben, begleitete jedes Wort mit einem Seufzer und bedachte das Ganze mit einem Gebet.
Kapitel 2
D ie Große Halle von Fernleigh war hässlich, wurde allerdings gerade frisch gestrichen und neu gestaltet. Das einstige Weiß der Backsteinwände war zu einem faden Grau verblasst. Die hoch in der Mauer sitzende Glasmalerei, eine Darstellung des ersten Drummond-Lairds, musste einmal prachtvoll gewesen sein, doch inzwischen waren durch Winterwinde und Sommerstürme einige Teile herausgebrochen, die man lieblos durch Bleiplatten ersetzt hatte. Der Steinboden wies ebenfalls Altersspuren auf, war abgelaufen und pockennarbig.
Trotzdem hätte Fergus nirgendwo anders auf der Welt sein wollen.
»Was ist?«, fragte Leah, die zu ihm getreten war. Ihre Hand glitt von seinem Nacken über seinen Rücken, und damit war es um seine Konzentration geschehen. Lächelnd ließ er den Brief auf den Tisch sinken, an dem er saß, und griff nach ihr.
»Du erschreckst die Dienstboten, mein Liebster«, sagte sie, ließ sich jedoch von ihm auf den Schoß ziehen.
Grinsend küsste er sie und gab sie auch danach nicht frei. Allerdings bemühte sie sich auch nicht ernsthaft, ihm zu entkommen.
Er hielt sie im Arm, wie er es sich all die Jahre erträumt hatte. Durch den Krieg getrennt, hatten sie einander erst vor einem Jahr wiedergefunden. Sie hatten mit der Hochzeit gewartet, bis Leahs Trauerjahr verstrichen war, und die von beiden ersehnte Trauung würde nun bald vollzogen werden.
»Das ist ein Brief von einer Freundin«, erklärte er und hielt ihn so, dass Leah mitlesen konnte. »Susanna McKinsey, meine damalige Vermieterin in Cormech.«
Leah zog eine Braue hoch, sagte jedoch nichts. Aber er sah das Misstrauen in ihrem Blick.
»Sie war nur eine Freundin, Liebste.« Er lächelte sie zärtlich an. »Und ihre beiden Töchter waren mir wie Nichten.«
»Und was will sie jetzt von dir?«
»Wie es scheint, hat sich eines der Mädchen in Schwierigkeiten gebracht«, sagte er, während er stirnrunzelnd weiterlas. »Riona weigert sich, einen jungen Mann zu heiraten, der sie kompromittiert hat.«
»Ist sie ein leichtfertiges Mädchen?«
Er lächelte in der Erinnerung an Riona. »Ich hatte nie den Eindruck.«
»Was sollst du denn da tun?«, fragte Leah, die, anstatt den Brief zu lesen, sein Gesicht betrachtete, als könnte sie nicht genug davon bekommen, ihn anzusehen. Das tat sie häufig, und er hatte großes Verständnis dafür, denn er ertappte sich oft dabei, das Gleiche zu tun. Sie konnten beide noch immer nicht glauben, dass das Schicksal sie nach all den Jahren zusammengeführt hatte.
»Offenbar wäre der fragliche junge Mann kein Schwiegersohn nach Susannas Geschmack, doch anscheinend ist die Verlobung der anderen Tochter gefährdet, wenn es zum Skandal kommt.«
»Das klingt, als hätte sie keine große Wahl.« Leah rückte sich bequemer zurecht – nicht für sich, sondern für ihn. Er hatte im Krieg ein Bein verloren, lebte mit einem Stumpf, und sie war stets bemüht, ihm nicht Schmerzen oder Unbehagen zu bereiten.
»Sie scheint ein eigensinniges Mädchen zu sein«, sagte Leah.
»Da kannte ich noch eines«, neckte Fergus sie. »Das Mädchen traf sich heimlich mit mir, weil unsere Eltern nicht einverstanden waren.«
»Und sie verliebte sich in dich.« Leah stand auf und küsste ihn auf den Mund. »Allein aus diesem Grund
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