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Geboren in Atlantis

Geboren in Atlantis

Titel: Geboren in Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass dieses Mordinstrument sie verletzte. Lulu kam frei.
    In den folgenden Minuten rannte sie. Sie schleuderte sogar die Schuhe weg, um besser laufen zu können. Die reine Überlebensangst peitschte sie voran.
    Lulu lief so lange, bis sie nicht mehr konnte und vor Erschöpfung zusammenbrach. Dabei wusste sie nicht einmal, wo sie sich befand, ob im Eastend oder außerhalb des Gebietes. Jedenfalls sah sie aufblitzende Lichter. Sie war nahe daran, sich zu übergeben, die Erschöpfung forderte ihren Tribut. Wie ein Tier kroch sie in einen Hauseingang, zitternd, frierend und stellte erst jetzt fest, dass ihre Füße schmerzten. Ein Blick zeigte ihr, wie sehr sie aufgerissen waren, bedeckt von blutenden Wunden, denn sie wusste selbst nicht, wo sie überall hineingetreten war.
    Irgendwann hatte sich Lulu wieder erholt. Man hatte sie mit einer Katze verglichen, und so zäh war sie auch.
    Zitternd stand sie auf. Eigentlich hätte sie jetzt die Stadt verlassen und sich irgendwo verkriechen müssen. Das aber wollte sie nicht. In ihr regte sich Widerstand. Zwar gehörte sie zur Randgruppe der Gesellschaft, aber sie nahm sich das Recht heraus, auch in dieser Abqualifizierung leben zu können.
    Lulu wollte kämpfen, nicht aufgeben. Es musste eine Lösung geben, und sie wollte es einfach nicht hinnehmen.
    Ja, es gab eine - vielleicht jedenfalls. Es gab da einen Mann, der sich für gewisse Dinge interessierte, die außerhalb des Normalen angesiedelt waren. Sie selbst hatte mit diesem Mann noch nicht gesprochen, aber er hatte einigen Kolleginnen geholfen und war ihnen auch vorurteilsfrei gegenübergetreten.
    Wie hieß er noch gleich? Lulu ärgerte sich, dass ihr der Name nicht einfiel. Lange dachte sie nach, dann funkte es.
    Sein Name lautete - John Sinclair!
    ***
    Der Drink enthielt Orangensaft, Grenadine, Sekt, war durchgerührt und aus dem Mixbecher in ein tulpenförmiges Glas gekippt worden, das einen Zuckerrand besaß, über den ein oben abgeknickter bunter Strohhalm schaute, dessen Ende in dem kleinen Mund einer Frau verschwand, die Lulu hieß und mir gegenübersaß.
    Das passierte in einer dieser Bistro-Bars, wo es edle Getränke und teure Häppchen wie Lachs, Hummer und Kaviar zu essen gab. Ein Treffpunkt für Yuppies und solche, die sich dafür hielten.
    Marmor, Chrom, kaltes Licht, Musik von ELO, gestylte Tische und ebenso gestylte Kellnerinnen, die ebenfalls sehr ›vornehm‹ waren. Eine von ihnen hatte mir mein Wasser mit einem sehr auffälligen Blick serviert. Wenn man hier normal angeschaut werden wollte, musste man schon einen Spezialdrink bestellen, wie eben Lulu, die bisher kaum gesprochen hatte. Sie schlürfte ihren Drink.
    In diesem bunten Treiben fiel auch ein Mädchen wie Lulu mit ihren bordeauxroten Haaren, der engen Hose und dem schmuckbeklebten Jeanshemd, das vier Knöpfe weit offen stand, nicht auf. Um ihren Hals hatte sie allerlei kleine Ketten geschlungen, die hell klimperten, wenn sie zusammenstießen. Ihr Puppengesicht zeigte eine blasse Schminke, dafür hatte sie die Augen stärker nachgezeichnet, genau in der Farbe ihrer gefärbten Haare. Auf den Wangen blitzte an zwei Stellen buntes Konfetti. Als sie den Kopf bewegte, fiel mir auf, dass der Haaransatz schwarz war.
    Sie war erleichtert gewesen, als sie mich gesehen hatte. Jetzt blitzte in ihren Augen ein frecher und interessierter Ausdruck auf. Ich kannte ähnliche Blicke, das deutete auf eine leichte Anmache hin. Endlich hatte sie das Glas leer. »Das tat gut.«
    »Wer es mag.«
    »Sie nicht?«
    Ich hob mein Glas an, in dem das Wasser auf der Oberfläche Bläschen warf. »Ehrlich gesagt, ich halte mich lieber daran.«
    »Im Dienst, wie?«
    »Außerdem.«
    Sie nickte und schaute auf ihre Hände, die gespreizt auf der Tischplatte lagen. Die Nägel zeigten verschiedene Farben. Sie waren lang, sollten die Finger wohl optisch verlängern.
    Da Lulu nichts sagte, stellte ich eine Frage. »Kommen wir mal zur Sache, Miss. Sie haben mich um ein Treffen gebeten, jetzt sitze ich Ihnen gegenüber, und Sie haben mir noch immer nicht gesagt, weshalb Sie mit mir sprechen wollen.«
    Lulu schaute auf. Dunkle Augen blickten mich an. Dann sagte sie nur ein Wort: »Chrysantheme.«
    »Wie?«
    Lulu wiederholte.
    »Das ist eine Blume, Mädchen.«
    »Weiß ich, aber nicht nur. Ich finde, dass Sie nachdenken sollten, Mr. Sinclair.«
    Das tat ich auch. Der Begriff Chrysantheme war ungewöhnlich, und zwar so ungewöhnlich, dass man ihn einfach nicht vergessen konnte, wenn man

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