Geboren in Atlantis
im Eastend leben, die sich dort verstecken, die da ihre geheimen Treffs haben und sich den Namen ›Verdammte der Großstadt‹ gegeben haben. Man weiß über sie Bescheid, man hatte gedacht, dass es moderne Robin Hoods wären, aber das stimmt nicht.«
»Sind es Verbrecher?«
»Auch nicht, Sinclair. Sie sind eher eine gefährliche Sekte, die einen Anführer hat.«
»Wie heißt er?«
»Zelian.«
Ich runzelte die Stirn. »Ein außergewöhnlicher Name. Ich habe noch nie von ihm gehört.«
»Das glaube ich Ihnen. Es wird auch nur im kleinen Kreis geflüstert. Sie müssen schon sehr genau hinhören. Dieser Zelian ist unheimlich mächtig, er beherrscht die Menschen, habe ich mir sagen lassen, und er soll selbst kein Mensch sein.«
»Ist er die Gestalt gewesen, von der Sie gesprochen haben, Lulu? Der Unheimliche mit der Lichtlanze?«
»Ja, davon gehe ich aus. Ich habe ihn sehr genau gesehen, Sinclair, wenn auch nur von hinten. Ich bekam mit, wie er den armen Baby-Jim killte. Er war gnadenlos. Für mich gibt es einfach keine andere Möglichkeit. Das muss der geheimnisvolle Zelian sein, der Gott, der Götze, der Dämon der Verdammten.«
»Und vor ihm haben Sie Angst?«
»Klar, was denken Sie denn? Aber nicht nur vor ihm, Mr. Sinclair. Ich habe vor allem Angst, was mit ihm zusammenhängt. Vor der Veränderung im Eastend, hervorgerufen durch die Verdammten der Großstadt. Zelian ist das Zeichen, er ist die Gestalt, der sie dienen.«
»Sie wissen Bescheid.«
Lulu gefiel meine Bemerkung nicht. Sie drückte sich zurück und versteifte ihre Haltung. »Wenn Sie jetzt meinen, dass ich etwas mit ihm zu tun hätte, so irren Sie sich, Mr. Sinclair. Ich habe nie zuvor mit ihm geredet, ich hörte nur das Flüstern, ich will meinem Job nachgehen, denn das Eastend ist unter anderem mein Revier. Mir ergeht es ähnlich wie Baby-Jim, von dem ich Ihnen erzählt habe. Auch zu mir kommen Kunden, die nicht gesehen werden wollen, wenn sie in meinen Wagen steigen. Sie lassen sich mit dem Taxi zu einem bestimmten Ziel fahren. Bisher ging alles glatt, jetzt aber sehe ich schwarz. Nicht nur für meinen Job, sondern auch für die Zukunft des Eastend.«
»Was soll ich tun?«
»Zelian stoppen.«
Ich überlegte. »Das heißt, ich müsste mich mit den Verdammten der Großstadt auseinandersetzen.«
»Auch.«
Ich schaute sie an und suchte nach Reaktionen in ihrem Gesicht. Es blieb starr. »Das wird nicht einfach sein, kann ich mir denken. Dieses Eastend ist für Leute wie mich nicht gerade ein ideales Pflaster. Dort hat sich eine geschlossene Gesellschaft oder Gemeinschaft gebildet, die das Eindringen eines Fremden bestimmt nicht gern sehen wird, wenn ich es mal vorsichtig ausdrücken darf.«
»Da gebe ich Ihnen recht.«
»Gut, Lulu. Wie komme ich an die Verdammten heran, ohne dass sie mir gleich den Kopf abreißen?«
Sie hob die Augenbrauen, bewegte den Kopf. Licht fiel über ihre Haare und gab dem Rot einen anderen Schein. »Es könnte eventuell eine Chance für Sie geben. Sie müssten sich nur mir anschließen. Ich bin bekannt, ich gehöre zwar nicht direkt dazu, aber ich bin akzeptiert worden.«
»Das heißt, wir beide sollen durch das Eastend fahren und unsere Augen offen halten.«
»Nicht nur fahren, dort leben.« Ihre Stimme veränderte sich. »Ich weiß es genau, Mr. Sinclair, da läuft etwas. Da läuft sogar sehr viel, glauben Sie mir. Die große Chance wäre natürlich, Zelian zu erwischen. Verstehen Sie?«
»Ist mir klar.«
Sie reichte mir über den Tisch die Hand. »Dann schlagen Sie ein, Sinclair.«
Ich zögerte noch, weil ich über Zelian nachdachte und über die Beschreibung, die ich von ihm bekommen hatte. Diese Gestalt war fremd, sie passte nicht in das menschliche Raster. Gleichzeitig aber hatte mich die Beschreibung an etwas erinnert. Ich kramte in meinem Hirn nach, überlegte, dachte hin und her und wusste, dass ich eine Gestalt wie diesen Zelian schon einmal gesehen hatte. Besonders die Lichtlanze oder das Lichtschwert waren mir in Erinnerung geblieben.
»Was ist, Sinclair?«
»Ich versuche, mich an etwas zu erinnern.«
Sie zog die Hand wieder zurück. »An was denn?«
»An Zelian.«
Plötzlich lachte sie auf. »Meinen Sie wirklich, dass Sie damit etwas anfangen können?«
»Ja, Lulu, das meine ich, denn Ihrer Beschreibung nach kommt er mir bekannt vor. Ich glaube, dass ich schon einmal Kontakt mit ihm gehabt habe.«
»Wie denn…?«
Ich sprach gegen ihr erstauntes Gesicht. »Eine Frage zuvor? Ist Ihnen
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