Geborgen in den Armen des Scheichs
nun ging ihm auf, wie glücklich sie waren mit ihren unkonventionellen Familien. Wo immer sein Großvater sterben würde, er wäre nicht allein, sondern umringt von Kindern und Enkeln. Von Menschen, die ihn liebten.
Lydia war mutiger als er. Sie ließ ihn fühlen, was sie für ihn empfand, während er versuchte, kein Risiko einzugehen, um den Schmerz zu vermeiden. Sie hatte ihm jede Frage beantwortet, nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit Herz und Seele. Doch sie wollte keine Geschenke, weder Gold noch Perlen oder Edelsteine. Sie verlangte einen anderen Preis. Sie würde nur sein Herz und das aus freien Stücken gegebene Bekenntnis seiner Liebe akzeptieren. Ohne Bedingungen und Garantien für das Glück.
Das Leben war offenbar nur dann vollkommen, wenn man es nicht auf die Zukunft verschob, sondern es im Augenblick ehrte und mit Liebe erfüllte. Sie hatte recht. Gefühle waren ihm nicht fremd. Die Liebe zu seiner Familie war ihm vertraut.
Doch die Liebe zu einer Frau war neu für ihn. Sie hatte sich im ersten Augenblick, als er Lydia sah, in ihm entzündet. Nachdem er den richtigen Augenblick, sie ihr zu zeigen, verpasst und sie dadurch gekränkt hatte, blieb ihm nur noch eine Chance, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Er griff zum Handy, um die Anrufe zu erledigen, die sein Leben verändern würden. Danach wollte er reiten gehen.
Was für eine schwere Woche! Lydia hielt die Notiz aus dem Sekretariat von Prinzessin Sabirah, die Dena ihr gebracht hatte, noch in der Hand, als sie den Strand betrat. Weil es ein kühler Tag war, trug sie Jeans und T-Shirt und hatte zur Sicherheit noch einen Pulli um die Hüften geschlungen.
Vom Meer her blies ein scharfer Wind, trieb Wolken über den Himmel und peitschte das Wasser auf. Falls Fotografen dort auf der Lauer lagen, würden sie seekrank werden. Obwohl Lydia es ihnen gegönnt hätte, glaubte sie nicht, dass sie noch beobachtet wurde. Rupert Devenish war auf einer Geschäftsreise in den Vereinigten Staaten gesichtet worden, und ein Foto von der einsamen Rose würde allen wohl reichen.
Die Nachricht von Prinzessin Sabirah machte ihr mehr Sorgen. Angeblich hatte sie eine schwere Erkältung, jedenfalls sagte sie ihren Besuch bei Lady Rose ab, wünschte ihr einen schönen Aufenthalt und hoffte auf eine Begegnung in London.
Für Lydia war klar, dass die Begründung nur vorgeschoben war. Offenbar hatte sie von Kalils Aufenthalt in Bab el Sama erfahren und wollte ihm nicht begegnen.
Kals Bemühungen, seinen sterbenden Großvater in seine Heimat zu bringen, waren damit gescheitert. Und ich muss ihm die schlechte Nachricht überbringen, dachte Lydia traurig.
War ihm denn gar nicht mehr zu helfen?
Wenn sie wenigstens die echte Lady Rose gewesen wäre! Dann wäre sie nach Rumaillah gefahren und hätte der Prinzessin mit einem Strauß Blumen einen Krankenbesuch abgestattet, um für ihn zu bitten.
Während sie stehen blieb und noch überlegte, Kal anzurufen, vernahm sie ein Geräusch und drehte sich um. Ein Pferd mit Reiter preschte auf sie zu. Sie wurden großer und größer. Sie sah die stampfenden Hufe, den wehenden Kaftan des Mannes. Kal? Sehnsüchtig streckte sie den Arm aus.
Ehe sie sich versah, beugte sich der Reiter zur Seite, packte sie an der Hand und um die Taille und riss sie mit in die Höhe, sodass sie verkehrt herum im Sattel zu sitzen kam. Das Gesicht gegen die Brust dieses Mannes gepresst, spürte sie seine wilden Herzklopfen.
In unvermindertem Tempo ließ er den Rappen weitergaloppieren, bis Bab el Sama weit hinter ihnen lag. Erst da zog er die Zügel an, das Pferd blieb schnaubend stehen, und mit ihr im Arm ließ er sich auf die Erde gleiten.
„Wolltest du von mir entführt werden, ya habibati ?“ Er lächelte und umfasste ihr Gesicht. „Möchtest du die Meine sein, Geliebte?“ Er legte ihre Hand auf sein Herz. „Fühlst du, wie es schlägt? Nur für dich, Lydia Young.“
Dann küsste er sie.
„Das ist Kidnapping“, sagte Lydia, als er sie zu einem wartenden Jeep führte. „Wohin willst du mich bringen?“
„Warte es ab. Der Stalljunge wird gleich hier sein und das Pferd holen.“
Lydia war sicher, dass er ihr Nein nicht akzeptiert und ein Picknick vorbereitet hatte.
„Da“, sagte er und deutete auf etwas, das in der Ferne durch den staubigen Dunst schimmerte wie eine Fata Morgana. Sie entdeckte einen Turm und etwas Grünes oberhalb hoher Mauern.
„Ich sehe es. Ja, ich sehe es, Kalil bin Zaki.“
„Das ist Umm al Sama, der Stammsitz
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