Gebrauchsanweisung fuer Amerika
die Art des Visums, ob und wie oft man es im Lande verlängern kann, ob man beruflich tätig sein darf usw. [2]
Eine Änderung des Visumstatus von einer Kategorie in eine andere ist im Inlande meines Wissens schwer, wenn überhaupt möglich. Dies müssen Tausende von jungen Leuten, die mit einem Studentenvisum einreisen und nach Abschluß ihres Studiums dann in den USA bleiben wollen, zu ihrem Leidwesen immer wieder erfahren. Der Immigration Service bleibt da ganz herzlos und macht keine Ausnahmen. Wenn man aber einmal ordnungsgemäß eingereist ist, stellt man mit angenehmer Überraschung fest, daß Meldungen bei der Fremdenpolizei, Aufenthalts- und befristete Arbeitsbewilligungen usw. unbekannte Begriffe sind (deren Bestehen in Europa andererseits viele ahnungslose Amerikaner in Schwierigkeiten mit den Behörden bringt). Als Ausländer (ob Besucher oder Ansässiger) ist man lediglich verpflichtet, jede Änderung des Wohnsitzes binnen zehn Tagen dem Immigration Service schriftlich mitzuteilen. Die ehemalige obligatorische Adreßmeldung im Januar jedes Jahres wurde 1982 abgeschafft.
Zusätzlich zu Ihrer Adresse in den USA wünscht der Beamte Auskunft darüber, was Sie an eventuell zollpflichtigen Gegenständen mit sich führen. Die amerikanischen Behörden sind fest davon überzeugt, daß die Zukunft, die Sicherheit und die Prosperität der USA von den zwanzig Kilo Effekten abhängen, die Sie als Passagier der Touristenklasse mitbringen. Und daher unterhalten sie den riesigen, kostspieligen Apparat, mit dem Sie es jetzt zu tun bekommen. Seit der Einführung der Großraumflugzeuge und dem damit verbundenen Ansturm von Reisenden fällt die Zollkontrolle allerdings immer symbolischer aus. Praktisch hat sie keinen Zweck mehr; zu ihrer Abschaffung hat man sich aber noch nicht entschlossen. Schließlich wünscht der Beamte zu wissen, wieviel Bargeld und andere Zahlungsmittel Sie bei sich haben. Wie schon in der Einleitung erwähnt, liegt die Höchstgrenze derzeit bei zehntausend Dollar. Sollten Sie wirklich mehr haben und unbedingt korrekt vorgehen wollen, so gibt Ihnen der Beamte auf Verlangen ein Formular (Customs Form 4790), auf dem Sie Ihren Reichtum eintragen und, nebenbei bemerkt, so auch wieder ausführen können.
Wenn es Ihnen gelingt, den Immigration Officer von Ihrer Harmlosigkeit zu überzeugen, so stempelt er Ihren Paß und das Einreiseformular, steckt Ihre Zollerklärung in eine grünumrandete Plastikhülle und weist Sie an, der grünen Bodenmarkierung zum Ausgang der Zollhalle zu folgen, wo man Ihnen diese Hülle abnimmt und Sie endlich auf freien Fuß setzt. Sollten sich dagegen irgendwelche zolltechnischen Probleme ergeben, so wird Ihre Zollerklärung in eine rotumrandete Plastikhülle gesteckt; Sie folgen dann der roten Bodenmarkierung zum eigentlichen Zollschalter.
Wie ebenfalls schon erwähnt, sind Gemüse, Früchte und Fleischwaren absolut tabu und werden Ihnen weggenommen. [3] Verkneifen Sie sich die nahe liegende Frage, wer sie an Ihrer Stelle essen wird; die meisten Zöllner scheinen da keinen besonderen Sinn für Humor zu haben. Ansonsten dürfen Sie (als nichtansässiger Ausländer) Geschenke und neue Effekten für den Eigengebrauch im Wert von einhundert Dollar (pro Person) einführen (vorausgesetzt, daß Sie sich länger als 72 Stunden in den USA aufhalten werden und von dieser Freigrenze in den letzten sechs Monaten nicht bereits Gebrauch gemacht haben), 200 Zigaretten sowie ein Liter (quart) Spirituosen (sofern die Gesetze des Bundesstaates, in den Sie reisen, diese Menge zulassen). In der Schätzung dieser Gesamtsumme sind besonders die New Yorker Zöllner recht großzügig, solange sie nicht den Eindruck haben, daß Sie sie für dumm verkaufen wollen. Sie sind zum Beispiel bereit, wenn nötig, den Engros-Wert eines Artikels anzuerkennen; und falls Sie die Höchstgrenze trotzdem überschreiten, so ist der zu zahlende Zoll meist erträglich und beträgt pauschal 10% des Wertes der betreffenden Artikel (gleichgültig, was sie sind) für die nächsten $ 1000 pro Familienmitglied. Erst von dieser sogenannten flat-rate percentage ab werden für verschiedene Waren verschiedentlich hohe Zölle eingehoben. Der Besitz von Kassenzetteln und Abrechnungen erleichtert diese Prozedur.
Das Entlarven von Schmugglern ist für den amerikanischen Zöllner relativ einfach. Respektlos, wie der Amerikaner mit allen seinen Behörden umspringt, beseelt ihn doch eine archetypische Furcht vor zwei Instanzen:
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