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Gebrauchsanweisung für China (German Edition)

Gebrauchsanweisung für China (German Edition)

Titel: Gebrauchsanweisung für China (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Strittmatter
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Ende der Leitung. Servicebetriebe mit ähnlichem Angebotsspektrum verstecken sich oft in Etablissements, die von außen aussehen wie ein Friseursalon. Sollte Ihnen der Sinn wirklich nur nach einem Haarschnitt und einer streng medizinischen Nacken- und Schultermassage stehen, so meiden Sie am besten jene Läden, in deren Eingangsbereich Sie beim Vorüberschlendern ein Dutzend schlanker, in engen Hotpants endender Beine wippen sehen, während gleichzeitig ein Chor junger Friseusenmünder »Juhuuu!« heraustiriliert und der Verdacht naheliegt, dass die Freude der jungen Damen Ihnen gilt.

Geheimtipp Nummer drei
     
    Wenn wir in Peking Ansässigen unsere sentimentalen Tage bekommen und mal wieder so richtig Planwirtschaft schmecken wollen in diesem Land des Umbruchs, dann betreten wir gerne eine beliebige Bank und treiben den Bankangestellten und uns selbst zur Verzweiflung mit so exotischen Forderungen wie »Geld überweisen«, »Scheck einlösen« oder »Telefonrechnung bezahlen«. Gruselig. Probieren Sie’s.
    Manche Besucher führen bittere Klage darüber, wie sie in Xi’an von diesem Taxifahrer oder in Hangzhou von jenem Teigtaschenverkäufer hereingelegt worden seien, und kommen zum traurigen Schluss, dass es in diesem Lande geradezu ein Sport sei, Ausländer übers Ohr zu hauen. Stimmt. Es gibt einen wunderbaren Aufsatz des Titels »Ausländer bescheißen ist patriotisch«, geschrieben von einem australischen Sinologen, und was damit gemeint ist, habe ich auch selbst schon erlebt. Einmal verlangte ein Rikschafahrer nach einer fünfminütigen Fahrt von uns plötzlich das Doppelte der vereinbarten Summe, mit dem alten Trick: »Der ausgemachte Preis galt für einen von euch, ihr wart aber zu zweit.« Der Mann folgte uns ins Restaurant, wo er uns eine Szene machte. Schließlich hatte das Schlitzohr die Chuzpe, sich theatralisch ans Herz zu greifen und seine Vorführung in dem Ausruf gipfeln zu lassen: »Ihr Ausländer! Seit 150 Jahren schikaniert ihr die Chinesen!« Wäre ich an der Stelle nicht schon unendlich hungrig und genervt gewesen, ich hätte beinahe laut losgelacht. Und ich wäre nicht verwundert gewesen, hätte der Rikschafahrer in mein Lachen eingestimmt. Reiche Leute übers Ohr hauen (und als Europäer ist man in den Augen der Chinesen per se reich) ist hier nämlich für viele Krämer, Köche, Rikscha- und Taxifahrer in der Tat ein Sport – und man tut sich selbst einen großen Gefallen, wenn man ihm auch als solchem begegnet: sportlich, spielerisch. Sie werden sehen: Wenn Sie derartige Preisverhandlungen als Herausforderung ansehen, aus denenauch Sie Stolz und Genugtuung ziehen können, wenn Sie für das zu erwerbende Stück oder den geleisteten Service schließlich den Preis zahlen, der es Ihnen persönlich wert ist, wenn Sie zudem die Ihnen abgeluchste Mehrsumme als Ihren Beitrag zur Linderung des Nord-Süd-Konflikts begreifen, dann werden Sie nicht nur viel zufriedener durch China reisen – dann können Sie sogar richtig Spaß haben an der Sache: Denn beim Ausländerbescheißen in China wird viel gelacht. Und wenn Sie sich ein wenig Mühe geben, wird auch das belohnt. Als ich einmal an einer Schiffsanlegestelle am Jangtse eine Schüssel Nudeln bestellte, da grinste mich der Koch an: »Für dich drei Yuan!«, sagte er. »Wenn du kein Chinesisch gesprochen hättest, hätte ich dir fünf abgeknöpft.« Wir lachten beide. Ich nehme an, ein Chinese hätte für die Nudeln wahrscheinlich nur zwei Yuan bezahlt.

Geheimtipp Nummer vier
     
    Wenn Sie so dumm sind wie ich bei der oben beschriebenen Rikschafahrt, sind Sie selbst schuld. Es gilt: Alle Eventualitäten sind im Vorhinein auszuhandeln, vor allem also der Preis für Ware oder Dienstleistung.

Wenn Sie gerne mal alleine sind
     
    Ist es hilfreich, den Hinweis im Hinterkopf zu behalten, den das US-Außenministerium auf seiner Webseite amerikanischen Touristen mit auf den Weg gibt: »Alle Reisenden sollten sich bewusst sein, dass sie keinerlei Privatsphäre in öffentlichen oder privaten Räumen erwarten können. Sämtliche Hotelzimmer und Büroräume gelten rund um die Uhr als Objekt von Vor-Ort-Überwachung oder technischer Fernobservierung. Hotelzimmer, Wohnungen und Büros können jederzeit betreten werden ohne das Wissen und ohne die Zustimmung der Bewohner.«

Wie Sie sich gut unterhalten
     
    Die Chinesen sind auf der persönlichen Ebene ein herrlich unkompliziertes Volk: offen, herzlich, neugierig und selten griesgrämig. Hier müssen Sie das

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