Gefährlich sexy!
„Richtige Männer tun es mit fünfundzwanzig Zentimetern“ sah. Dadurch war sie einen Moment lang so abgelenkt, dass sie versehentlich mit dem Absatz ihres Pumps in eine Spalte im Asphalt trat. Mit hektischen Armbewegungen versuchte sie vergeblich, das Gleichgewicht zu halten, und stieß mit einem Mann zusammen, der zuvor noch einen Hotdog und einen Plastikbecher mit Bier in den Händen gehalten hatte.
„Verdammt, Lady!“, rief er aufgebracht. „Was machen Sie da? Das kostet mich meine letzten acht Dollar.“
Natalie richtete sich auf, holte zehn Dollar aus der Handtasche und drückte dem Mann den Geldschein in die Hand. „Entschuldigen Sie bitte.“
Die zusätzlichen zwei Dollar schienen ihn zu besänftigen. „Kein Problem.“ Er musterte sie und zog eine Grimasse. „Servietten gibt es dort drüben.“ Damit drehte er sich um und kehrte zur Imbissbude zurück.
Sie sah an sich hinunter. Ihre Lieblingsbluse aus cremefarbener Seide war in Bier gebadet. Leuchtend gelber Senf und roter Ketchup verdeckten das Blumenmuster auf der linken Seite ihres Blazers. Sie unterdrückte ein hysterisches Lachen. Servietten! Sie brauchte unbedingt Servietten. Auf dem Weg zur Imbissbude realisierte sie dann, dass sie sich bei dem Missgeschick auch noch den Absatz abgebrochen hatte. Also humpelte sie zur Theke und nahm sich einen Stapel Servietten.
Eine Blondine in Jeans und einem Top warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Die Toilette ist direkt um die Ecke.“
„Danke.“ Fünf Minuten später hatte Natalie es geschafft, ihre mit Bier bekleckerte Bluse einigermaßen trocken zu tupfen und die Senf- und Ketchup-Flecken auf ihrem Blazer ein wenig verblassen zu lassen. Zum tausendsten Mal verfluchte sie Beau Stillwell. Das war alles seine Schuld. Wenn er den Anstand und die Höflichkeit besessen hätte, auf nur einen einzigen ihrer Anrufe zu reagieren oder zumindest seiner Sekretärin eine Nachricht für sie zu hinterlassen, müsste sie nicht hier hinter ihm herjagen. Sie lächelte sich im Spiegel grimmig zu und versuchte, die losen Haarsträhnen in dem Knoten zu befestigen, den sie heute Morgen akkurat frisiert hatte. Dann trug sie eine neue Schicht blassrosa Lippenstift auf. Schließlich straffte sie die Schultern und redete sich gut zu.
Natürlich genügte sie in diesem Zustand ihren Ansprüchen nicht. Sie legte Wert darauf, immer elegant und professionell aufzutreten. Aber ich sehe auch nicht wirklich wie eine Vogelscheuche aus, versicherte sie sich halbherzig. Und es machte auch keinen Sinn, wenn sie Beau Stillwell tötete, wenn sie ihn erst einmal gefunden hatte. Zumindest nicht, bevor er Belle Terre renoviert hatte. Deshalb stand sie ja hier mit ihren verdreckten Kleidern in dieser schäbigen Toilette auf dem Gelände des Dahlia Speedway. Dafür hatte sie die Eröffnung einer Kunstgalerie in Nashville sausen lassen, wo sie ganz sicher Shadwell Jackson getroffen hätte, der unter die Kategorie Märchenprinz fiel.
Ja, sie glaubte daran, dass es Märchenprinzen gab, und wollte irgendwann genau so ein Exemplar heiraten. Wie konnte sie als Hochzeitsplanerin nicht an das Glück zu zweit und die ewige Liebe glauben? Wahrscheinlich war das genetisch bedingt. Weder in der Familie ihres Vaters noch in der ihrer Mutter hatte es jemals eine Scheidung gegeben. Natürlich hatten alle ihre Probleme zu bewältigen. Aber sie führten glückliche Ehen. Und ihre Eltern liebten sich nach zweiunddreißig Jahren Ehe, in denen sie ihre Tochter großgezogen und regelmäßig Pflegekinder bei sich aufgenommen hatten, immer noch von ganzem Herzen.
Natalie wusste seit Jahren genau, wie ihr Märchenprinz sein würde, wenn er ihr Herz im Sturm eroberte. Sie stellte sich ihn schon immer als weltmännischen, gebildeten, kultivierten und galanten Mann vor, der bevorzugt einen eleganten Anzug mit Krawatte trug. Und statt Shad zu treffen, ein absoluter Kandidat für diese Position, war sie hier, um diesen nervigen Beau Stillwell aufzuspüren. Der Bastard hatte ja keine Ahnung, mit welcher Frau er es zu tun hatte. Sie konnte und würde mit ihm fertig werden.
Sie strich ihren Rock glatt und knöpfte den Blazer zu, um die Flecken auf der Bluse zu verstecken. Dann setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf und humpelte zum Boxenbereich von Stillwell Motors Racing. Sie würde Caitlyns Bruder mit Charme und Takt schon noch auf Zack bringen.
Beau saß in seinem ’69 Camaro, der im Boxenbereich unter zwei grünen Zelten neben dem Caravan stand. Noch
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