Gefaehrlich sueße Kuesse
Kindchen, du bist doch gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Das solltest du dir jetzt auf keinen Fall zumuten. Ich dachte, du kämest zu uns. Wir hatten doch abgemacht, dass du nach dem Krankenhaus gleich kommst, und morgen hat dein Vater doch Geburtstag."
"Mum, es tut mir schrecklich Leid, dass ich an Dads Geburtstag nicht bei euch sein kann, aber diese Reise ist ungeheuer wichtig für mich. Mach dir keine Sorgen, es geht mir wirklich fabelhaft."
Vielleicht habe ich tatsächlich eine Spur zu glücklich geklungen, überlegte Maddy. Denn die Besorgnis in der Stimme ihrer Mutter hatte sich sogleich in Neugier verwandelt. "Es hat doch nicht etwa mit der Karte zu tun, die du im Krankenhaus bekommen hast, oder?"
Maddy schnitt ein Gesicht. "Ja und nein."
Ihre Mutter schwieg lange. "Es steckt also ein Mann dahinter.
Wann verrätst du uns denn endlich mehr darüber?"
Maddy zögerte. Sie war nahe dran, ihrer Mutter alles über Rick zu erzählen. Vor allem, wie sehr sie ihn liebte. Aber es schien ihr nicht fair, ihre Mutter einzuweihen, bevor sie Rick etwas gesagt hatte. "Du wirst ihn so bald wie möglich kennen lernen."
"Und du denkst, dass es klug von dir ist, so Hals über Kopf loszustürzen?"
"Ja, Mum. Bitte mach dir keine Sorgen. Ich halte dich auf dem Laufenden und komme zurück, so schnell ich kann."
Maddy wusste wirklich nicht, wie sie es stundenlang auf ihrem Sitz aushalten sollte. Sie war so ungeduldig vor Sehnsucht nach Rick wie noch nie zuvor. Immer wieder sah sie auf ihre Armbanduhr, dann auf die Tafel mit den Abflugzeiten. In fünf Minuten würde sie an Bord gehen.
Dann war es so weit. Nachdem sie sich angeschnallt hatte und alle Passagiere saßen, fühlte sie sich schon ein wenig besser. Das Flugzeug würde jede Minute abheben, und nichts konnte sie mehr davon abhalten, zu Rick zu gelangen. Sie würde ein wenig Musik hören, sich einen Film ansehen, etwas essen ...
und im Nu würde sie endlich ins Ricks Armen liegen!
Sie schlug eine Zeitschrift auf und zwang sich, sich zu entspannen. Aber sie war immer noch nervös, als eine Frau vom Flughafenpersonal in Uniform am Einstieg auftauchte und ernst mit einer der Flugbegleiterinnen sprach. Maddy war sofort beunruhigt. Es würde doch nicht etwa eine Verzögerung beim Abflug geben? Ihr Magen revoltierte, als die Hostess die Stirn runzelte und den Blick angestrengt über die Köpfe der Passagiere schweifen ließ. Es sah definitiv so aus, als stimmte irgendetwas nicht.
Maddy beobachtete die übrigen Passagiere. Alles schien ganz normal zu sein. Was war nur los?
Als sie wieder zu den beiden Frauen sah, merkte sie entsetzt, dass eine von ihnen sie eindringlich ansah. Ja, sie sah Maddy an und kam daraufhin geradewegs auf sie zu.
"Miss Delancy?"
"Ja?" Ihre Handflächen wurden feucht, und sie umklammerte die Armlehnen fester.
"Draußen ist ein Mann, der eine dringende Nachricht für Sie hat."
"Ein was? Wer?" Maddys Herz pochte aufgeregt. "Stimmt irgendetwas nicht?"
"Würden Sie bitte mitkommen?"
"Nein, tut mir Leid. Ich kann das Flugzeug nicht verlassen.
Ich muss heute Abend noch dringend nach Kuala Lumpur."
Maddy fragte sich verzweifelt, was dies alles zu bedeuten hatte.
Die Hostess versuchte, ihr freundlichstes Lächeln aufzusetzen. "Sie können selbstverständlich wieder an Bord zurück, sobald sie mit dem Mann gesprochen haben", sagte sie.
Maddy stand widerwillig auf. "Es ist doch nichts mit meiner Familie, oder? Meinen Eltern ist doch nichts passiert?"
"Ich glaube nicht." Die Hostess versuchte, Maddy zu beruhigen. "Jemand vom Bodenpersonal wird Ihnen Auskunft geben. Ist das Ihre Tasche? Ich trage sie."
Am Einstieg begrüßte sie eine freundlich lächelnde Frau.
"Miss Delancy?"
"Ja", antwortete Maddy unsicher.
"Würden Sie mir bitte folgen?"
"Muss ich das Flugzeug verlassen?" Maddy presste ihre Tasche fest an sich und sah die Frau ängstlich an. Alles, woran sie denken konnte, war das glückliche Wiedersehen mit Rick in Kuala Lumpur. Es durfte doch nicht sein, dass ihr das Schicksal in letzter Sekunde noch einen Strich durch die Rechnung machte.
"Nur für einen Moment."
"Ich ... ich kann doch nachher wieder an Bord gehen?"
"Wenn Sie dann immer noch fliegen möchten?"
Wenn ich immer noch möchte? Um Himmels willen, dachte Maddy erschüttert. Es muss etwas Furchtbares passiert sein ...
Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, als sie der Frau schließlich folgte.
Sie kamen an die elektronische Sicherheitskontrolle,
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