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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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und strich ihr über die Mähne.
    »Ist schon gut, mein Mädchen«, sagte er. »Hab keine Angst. Ich habe auch keine mehr.«
    Jetzt verstand er, warum die alte Frau in Chiutza im Angesicht einer Waffe so ruhig und gelassen ausgesehen hatte; warum Jen so mutig auf ihre Kundgebung hatten gehen können. Beide hatten ihre Wahl getroffen. Sie waren frei.
    Und jetzt war er es auch.
    Die Gruppe, die zum Hauptquartier hinübergeeilt war, kam wieder zurück.
    »Er ist weg!«, schrien die Männer. »Oscar hat sich aus dem Staub gemacht!«
    Aus den Augenwinkeln sah Luke, wie die drei ehemaligen Bevölkerungspolizisten hinter dem Tisch des Befragungskomitees das Weite suchten. Wie die Sicherheitsleute ihre Posten verließen und wie die Befürworter Oscars in der Menge die Schultern zuckten oder hängen ließen – sie gaben auf.
    Es war vorbei.

 
33. Kapitel
     
    Lukes Freunde kamen noch am gleichen Nachmittag, als er mit einer Gruppe Leute gerade die Hetzplakate gegen dritte Kinder herunterholte. Er hielt den Schriftzug SIE SIND AN ALLEM SCHULD in den Händen und riss ihn in kleine Stücke, als er hinter sich eine vertraute Stimme hörte.
    »Brauchst du dabei vielleicht Hilfe?«
    Er wirbelte herum und sah Nina, Trey und Mr Talbot dastehen; dann rannten sie auf ihn zu und umarmten ihn lärmend.
    »Wo wart ihr denn bloß?«, fragte er. »Ich habe ständig nach euch Ausschau gehalten …«
    »Nach dem Umsturz haben wir uns alle zum Haus von Mr Hendricks aufgemacht. Wir dachten, wir würden dich dort treffen. Keiner ist auf den Gedanken gekommen, dass es noch etwas zu befürchten gibt«, sagte Nina entschuldigend.
    »Aber als wir heute Morgen den Fernseher anmachten, die Reden hörten und die Plakate sahen, sind wir so schnell wie möglich hergekommen«, berichtete Mr Talbot weiter. »Nur wussten wir einfach nicht, was wir tun können.«
    »Dann haben wir das Autoradio angemacht und gehört, wie dieser verrückte Junge seine Lebensgeschichte erzählt«, sagte Trey. »Du warst toll, Lee – wirklich toll.«
    Nach allem, was er durchgemacht hatte, klang dieser falsche Name in Lukes Ohren unangenehmer denn je. Er sah zu den Leuten, die die Plakate abrissen; auf die laute, immer noch debattierende Menge; zu Philip, Simone und Tucker, die vor den Kameras standen und wieder Leute interviewten.
    »Ich bin jetzt frei«, sagte er. »Du kannst mich Luke nennen.«
    Er dachte darüber nach, wie ratlos es ihn die ganze Zeit gemacht hatte, zu verstehen, was Freiheit ist. Am Anfang hatte er sich nicht mehr gewünscht, als im Garten seiner Eltern herumrennen oder auf der Ladefläche eines Pickups mit in die Stadt fahren zu dürfen, so wie seine Brüder. Er hatte gesehen, dass sich die Leute von Chiutza benahmen, als bedeute Freiheit nicht mehr als die Möglichkeit, jeden zu erschießen, den sie erschießen wollen; und dass Eli und die anderen aus seinem Dorf sich für frei hielten, nur weil sie bereit waren zu sterben. Und er hatte die Menschen vor dem Hauptquartier der Bevölkerungspolizei feiern sehen, als drehe sich Freiheit nur darum, kostenloses Essen zu ergattern.
    Doch jetzt begriff er, dass Freiheit mehr war als das. In gewisser Hinsicht war er schon immer frei gewesen.
    »Kannst du wirklich unbesorgt so reden?«, fragte Mr Talbot und sah sich beklommen um. »Hast du gehört – haben sie Aldous Krakenaur gefasst?«
    »Nein«, sagte Luke. »Er ist mit Oscar entkommen.«
    »Dann könnte er also zurückkommen«, sagte Trey. »Er könnte die Bevölkerungspolizei wieder aufbauen und seine Macht wieder festigen …«
    »Wir sorgen schon dafür, dass das nicht passiert«, sagte Luke. Er deutete auf eine Gruppe Menschen um einen Tisch, den jemand auf den Rasen gezogen hatte. »Diese Gruppe diskutiert den Entwurf einer neuen Verfassung, in der jedermanns Rechte festgeschrieben werden sollen.« Er deutete auf einen anderen Tisch am anderen Ende des Gartens. »Dort beraten sie, wie die Lebensmittel bis zur nächsten Ernte gerecht verteilt werden können.« Er beobachtete, wie ein Mann und zwei Frauen in der Nähe einen weiteren Tisch aufbauten. »Ich weiß nicht genau, worüber sie an diesem Tisch reden werden, aber das ist unsere neue Regierung. Das Volk.«
    Verblüfft starrten ihn die Freunde an.
    »Du lieber Himmel«, sagte Mr Talbot. »Jetzt haben wir es statt mit Ideologen mit Idealisten zu tun.«
    »Glauben Sie nicht, dass es funktionieren könnte?«, fragte Luke.
    Mr Talbot betrachtete die Menge und Luke verstand, was ihn vielleicht

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