Gefaehrliche Gefuehle
weiß, welche Leute Irinas Tante alles eingeladen hatte. Vielleicht hieß einer von ihnen ja Dimitri.
25
U m 18.30 Uhr holten Hedi und ich Kim ab. »Halleluja«, entfuhr es mir, als sie aus der Haustür trat. Sie hatte sich in ein weißes Pelzknäuel mit einer Frisur Marke »Haarsprayexplosion« verwandelt. Auf goldenen Lackstiefeln mit Plateausohlen stolzierte sie die Treppe herunter. In der einen Hand hielt sie eine blaue Clutch, in der anderen zwei Piccolo-Flaschen Champagner.
»Hallo, Natascha«, flötete Kim, als sie hinten bei mir einstieg. Dabei öffnete sie den Pelzmantel und entblößte ein goldenes Paillettenminikleid.
»Du weißt schon, dass es eine Weihnachtsfeier ist, oder? Kein Discobesuch«, fragte ich.
»Natürlich«, kicherte Kim. »Ich will nur nicht, dass irgendein dahergelaufener Weihnachtsmann mir die Show stiehlt.«
»Keine Sorge«, sagte ich überzeugt. »Nicht mal alles Lametta der Welt würde dir die Show stehlen.«
»Umso besser«, lächelte sie zufrieden.
Daran sieht man mal, dass wir keine Ahnung hatten von russischen Partys. Kim überreichte mir eines der Schampus-Fläschchen und einen Strohhalm, während sie den Rest ihres Champagners aufsog und dann auch noch meinen trank. Um locker zu werden, wie sie sagte. Dabei gab es keinen Menschen, den ich kannte, der schon im Normalzustand lockerer war als sie. Aber auch das zeigte, dass ich nicht den geringsten Schimmer hatte von russischen Partys.
»Scheiße«, war dann auch das erste Wort, das Kim entfuhr, als wir auf den Parkplatz der Petroff International GmbH einbogen, wo neben dem verglasten Neubau der Firma von Irinas Tante ein großes Festzelt aufgebaut war.
»Verdammte Scheiße«, bekräftigte Kim. »Guck dir diese Russentussen an!«
Eine Clique Blondinen trippelte auf High Heels auf den Eingang des Festzeltes zu. Modelfiguren, Designerklamotten, Schmuck, schicke Handtaschen, das ganze Programm.
»Du bist nicht die Einzige, die einen reichen Kerl sucht«, sagte ich.
»Stimmt«, lenkte Kim ein. »Hat zufällig noch einer einen Push-up-BH dabei? Ich muss noch was tunen.«
»Nee, zufällig nicht. Du hast doch schon einen Wonderbra an oder nicht?«
»Natürlich! Aber das reicht nicht! Guck dir die Doppel-D-Auslagen an! Wie auf dem Fleischmarkt.«
Während Kim sich weiter über die Russinnen empörte, die wie paarungsbereite Glühwürmchen dem Zelteingang entgegenglimmten, suchte ich unter den Menschen auf dem Parkplatz nach einem Zweimeterkerl, konnte aber unter den rauchenden und telefonierenden Männern keinen dieser Größe ausmachen.
»Ich bin viel zu unauffällig angezogen!«, stellte Kim abschließend fest.
»Du musst sie eben mit deiner inneren Schönheit überzeugen«, sagte ich.
»Das Märchen von der inneren Schönheit kannst du jemandem erzählen, der es nötig hat«, sagte Kim, lupfte ihr Minikleid und ließ ihre Strapse blitzen. »Jetzt brauche ich nur noch eine Schere. Hat einer eine Schere?«
»Willst du das Kleid etwa kürzen?«
»Klar. Damit man die Strapse sieht.«
»Das ist doch total übertrieben.«
»Wer einen Millionär angeln will, muss ein besonders verführerischer Köder sein, sagt meine Mama immer. »Hey, du da vorne.« Sie meinte Hedi. »Hast du eine Schere oder so was?«
Aber zum Glück konnte ihr Hedi auch nicht weiterhelfen. Also beschloss Kim, dass es jetzt auch egal wäre, sie hätte ihre unwiderstehliche Art und ihren Nerz und die ganzen anderen Schlampen sollten jetzt mal sehen, wo der Hammer hing.
Entschlossen stieg sie aus und Hedi und ich folgten ihr zum Eingang des Festzelts, der von zwei weißen künstlichen Tannenbäumen flankiert wurde, die mit Hunderten kleiner Lichter übersät waren.
»Hi«, rief in dem Moment eine herausgeputzte junge Frau in rosafarbenem Spitzenkleid und toupierten Haaren.
»Irina?«, staunte ich angesichts ihrer Verwandlung. »Du siehst ja brillant aus«, sagte ich in Anspielung auf ihre funkelnde Halskette und den ganzen anderen Glitzerschmuck, den sie angelegt hatte. »Natürlich«, sagte sie. »Ist ja Party heute.«
»Hättest du mich nicht vorwarnen können?«, maulte Kim, »Und mir sagen, dass hier alle total aufgebrezelt sind?«
»Äh, Kim. Es sieht nicht so aus, als ob du das nicht gewusst hättest. Natascha dagegen«, sie deutete auf mein hübsches, aber ziemlich schlichtes gepunktetes Juicy-Couture-Kleid, »sieht eher aus, als wollte sie auf den Tennisplatz gehen. Und du hast ja noch nicht mal Heels an!«
»Die Boots passen einfach besser
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