Gefaehrliche Gefuehle
zurückrufen, Karin.«
»Bleiben Sie dran. Und vergewissern Sie sich, dass alle zu unserer Pressekonferenz kommen. Vielleicht können wir ja auch Rebecca vorstellen, als Beispiel für unseren Feendienst.«
»Ich glaube nicht, dass sie das machen wird«, sagte ich. »Aber vermutlich kann Silvy sie dazu überreden, nicht wahr?«
Aber die beachtete meinen Einwurf gar nicht, sondern sagte kokett: »David, du solltest das unbedingt regeln mit der RTL-Reportage. Meinst du nicht, ich würde super rüberkommen?«
»Natürlich«, sagte David, warf dann seinen Scheinwerferblick auf mich und sagte: »Und deine neue Kollegin natürlich auch. Natascha, richtig?« Er sah mich intensiv an und mir wurde sofort wärmer.
»Zumindest hieß ich noch so, als ich das letzte Mal in meinen Pass geschaut habe«, hörte ich mich sagen. Als die anderen (natürlich bis auf Silvy) lachten, wunderte ich mich selbst, warum ich diesen dämlichen Witz gemacht hatte. Dieser David sandte eine merkwürdige Energie aus. Wenn er einem in die Augen schaute, war es fast so, als stünde man in einem magnetischen Kraftfeld. Trotzdem blieb er mir suspekt. Vielleicht war er einfach zu schön. Und ganz anders als Enzo. Zum Glück drängte sich Silvy sofort vor mich und nahm David wieder in Beschlag. »Natascha hat nicht genug Erfahrungen, um bei der Reportage mitzuwirken. Und sie ist nicht telegen«, bestimmte sie.
»Stimmt«, sagte ich. »Außerdem bin ich nicht so eine Selbstdarstellerin, die immer im Mittelpunkt stehen muss.«
Nicole unterdrückte ein Prusten. David zog eine Augenbraue hoch. Silvy versuchte, mich so gut wie möglich zu ignorieren, und wandte sich an ihre Mutter, die gerade eine eingehende Nachricht auf ihrem Handy checkte. »Mutter, du wirst David doch sicher für einen Moment entbehren können«, sagte sie eisig, »dann kann ich ihm zeigen, wie ich mir die Fernsehaufnahmen vorstelle.«
»In Ordnung, Silvy«, sagte Dr. Kern abgelenkt. »Aber um achtzehn Uhr brauche ich ihn für die Telefonkonferenz.«
Silvy warf mir einen triumphierenden Blick zu, dann dampfte sie glücklich mit ihm ab. Ich fuhr mit Hedi nach Hause. Als ich in meinem Zimmer war, rief ich Enzo noch mal an. Zum Glück erwischte ich ihn persönlich. Ich sagte ihm, dass es nicht nett von mir gewesen war, einfach aufzulegen, und dass es mir leidtäte.
»Schon gut«, sagte er. »Und schön, dass du anrufst.«
»Ja«, sagte ich und dann wusste ich plötzlich nicht mehr, was ich sagen sollte. Dauernd poppte das Wort Violetta in meinem Kopf auf, aber damit wollte ich nicht wieder anfangen. Ich wollte, dass wir uns vertrugen. Und dass alles wieder gut war.
»Und, was hast du heute noch so gemacht?«
»Mit meinem Chef telefoniert. Er hat vielleicht wieder einen Job für mich.«
»Oh. Cool. Und bei wem?«
»Ist noch gar nichts klar, deswegen kann ich dir leider nichts sagen.«
»Wieso nicht?«, fragte ich neckend und versuchte, es wie einen Scherz klingen zu lassen. »Hast du Angst, dass ich eifersüchtig werden könnte?« Natürlich klang es gar nicht wie ein Scherz. Nicht nach der Sache mit Violetta. Mist. Ich kritzelte auf meiner Schreibtischunterlage rum. »Sorry, Enzo«, seufzte ich dann. »Das war blöd von mir.«
»Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst, oder?«, fragte Enzo.
»Ja, natürlich. In der Theorie jedenfalls«, fügte ich hinzu. »In der Praxis erweist es sich allerdings als schwierig, dass du dauernd mit deiner Ex rumhängst.« Es kam schmollender raus als beabsichtigt.
»Natascha«, sagte Enzo nachdrücklich. »Sie braucht Hilfe und ich bin mit ihr befreundet.«
»Sie will dich zurück und du merkst es nicht einmal.« Mein Ton wurde ärgerlich.
»Hör auf damit. Ich stell mich schließlich auch nicht an, wenn du dich mit Justus triffst«, rief er plötzlich ebenfalls sauer. Und dann war auf einmal die Leitung tot! Er hatte aufgelegt! War das zu fassen? Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich auch diesmal schuld war. Verdammter gigantischer Riesenmist! Vielleicht war ich nicht der Typ für eine Beziehung. Oder vielleicht war Enzo einfach nicht der Typ für eine Beziehung mit mir. Vielleicht sollte ich wieder dahin zurückkehren, Männer von Ferne anzuhimmeln. Das war auf jeden Fall stressfreier. Ich ließ mich aufs Bett fallen, umarmte mein Kissen und drückte es an mich und stellte mir vor, dass es Enzo wäre. Ach, Sander, dein Leben war auch schon mal besser gelaufen.
Am nächsten Morgen hatte ich wirklich Schwierigkeiten, mich zum
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