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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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fieberhaft überlegte, wie ich ihn in Schach halten sollte. Wenn ich ihm sagte, dass ich ihn durchschaut hatte, würde er mich nur auslachen. Wie könnte ich einen Artikel verhindern? Ich musste Zeit gewinnen, um mir einen Plan zu machen. Da fiel mein Blick auf die Behindertentoilette am Ende des Saals. Es wäre wohl kein Problem, wenn ich die mal kurz blockieren würde. Ich bugsierte Tobias in die Richtung.
    »Aber du musst doch eine Ahnung haben«, insistierte Tobias. »Und diese Andeutungen, von wegen die Schülerinnen hätten ihr den Mann ausgespannt … da muss was dran sein.«
    Ich blieb stehen. Ließ Tobias los. »Willst du es wirklich wissen?« fragte ich so vertraulich, dass mein Doppelkinn vibrierte.
    »Na klar«, sagte Tobias.
    »Aber nicht hier«, sagte ich. Ich schnappte mir seine Hand und steuerte die Toiletten an.
    »Du Biest!«, kreischte Jennifer und stürzte auf mich zu. »Was machst du da mit ihm?«
    »Geh schon mal vor, ich regle das hier«, sagte ich zu Tobias und schob ihn in die Toilette und machte die Tür zu. Jennifer starrte mich mordlüstern an. »Schnell«, flüsterte ich. »Gib mir einen Stuhl!«
    »Was?«
    »Da, einen von denen. Ich muss die Klinke blockieren, damit er nicht mehr rauskann!« Sie reagierte immer noch nicht, also riskierte ich es und holte schnell einen Stuhl und schob die Lehne so unter die Klinke, dass man sie nicht mehr runterdrücken konnte.
    »Wieso sperrst du ihn ein?«, fragte Jennifer verblüfft.
    »Los, hol Frau von Cappeln«, rief ich.
    »Du hast mir gar nichts zu befehlen!«
    »Er ist ein Reporter«, flüsterte ich ihr zu. »Er schreibt einen Bericht. Über die Schule. Über Laura. Über euer verrücktes Rumgezicke hier! Und du hast ihn angeschleppt.«
    »Oh«, machte Jennifer.
    »Ja, genau. Oh!«
    Ihr Gesicht verzog sich und ihr Kinn fing an zu zittern.
    »Das ist kein Grund zum Heulen!«, fuhr ich sie an.
    »Ist es doch«, schluchzte sie und rannte weinend raus. Na bravo. Also ging ich selbst auf die Suche nach unserer Schulleiterin. Ich brauchte aber gar nicht lange suchen, denn da sah ich sie schon. Auf der Bühne. Mit Mikrofon.
    »Guten Abend, liebe Schülerinnen, liebe Ehemaligen, liebe Lehrer und liebe Gäste«, fing sie an. Ich winkte ihr hektisch. Sie schaute belustigt zu mir und sagte: »Keine Sorge, Miss Marple, es wird nicht lange dauern.«
    Herrje! Da entdeckte sie gerade jetzt ihre Entertainerqualitäten auf der Bühne, wo ich sie hier unten dringend brauchte. Also drängte ich mich durch die Menge zurück zu den Toiletten. Schon aus der Entfernung sah ich, dass jemand den Stuhl weggestellt hatte. Shit!
    Ich stöhnte auf und sah mich um. Frau von Cappeln kam zur Preisverleihung. Auf dem dritten Platz waren Quasimodo und Esmeralda alias Heiner Nowak und Gerda Hanemann. Von Tobias keine Spur. Er musste sich irgendwo in der Menge versteckt haben oder er war schon weg. Doch dann wurde er ausgerufen. Denn Platz zwei belegten tatsächlich Arya und Eragon, Jennifer und Tobias!
    »Kommen Sie hoch, Jennifer«, rief Frau von Cappeln. Aber sie tauchte nicht auf.
    »Sie ist vielleicht gerade beschäftigt, irgendeine Schlacht in einem fernen Land zu schlagen«, scherzte Frau von Cappeln. »Aber ich hoffe, die frohe Kunde über ihren Gewinn wird sie erreichen.« Und dann verkündete Frau von Cappeln den Gewinner des ersten Platzes. »Und die Reise nach Rom hat gewonnen: Kim Roelofs!« Kim tat ganz überrascht und jubelte und winkte wie eine Königin ins Publikum.
    »Das kann nicht wahr sein«, schrie Jennifer auf, die plötzlich am Rand der Bühne aufgetaucht war. »Ich sehe viel besser aus als sie! Kim hat gepfuscht!«
    »Na, na, na«, machte Frau von Cappeln. »Wer wird denn da ein schlechter Verlierer sein?«
    »Du willst alles an dich reißen, seit Milena weg ist. Und jetzt hast du … die Wahl manipuliert!«
    Kim lachte. »Beweis es mir doch.«
    Ich seufzte. Ich wusste zwar, dass das stimmte. Ich könnte es sicher auch beweisen. Aber ich hatte jetzt gerade Wichtigeres zu tun. Denn in dem Moment sah ich Tobias. Er stand lächelnd am Rand und machte sich Notizen.
    »Hey«, rief ich und stürzte auf ihn zu. »Ich weiß, dass du Reporter bist!«
    Er sah mich. »Ach ja? Und weißt du auch, was ich alles weiß?«, sagte er lachend, winkte mit seinem Notizbuch und war schon auf dem Weg nach draußen. Ich rannte hinter ihm her. Das Kissen fing an zu rutschen, hing mir schon fast auf den Oberschenkeln, deswegen war ich nicht ganz so schnell wie er. Mit Riesensätzen

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