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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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sprang Tobias zur Tür, ich ihm auf den Fersen. »Was ist denn dahinten los?«, hörte ich Frau von Cappeln über den Lautsprecher sagen.
    Er flitzte durch die Tür. Hedi schnürte sich gerade die Schuhe, als ich in den Vorraum kam. »Der Typ«, sagte ich und rannte an ihr vorbei durch den Ausgang nach draußen. Tobias flitzte zwischen den parkenden Autos entlang, ich hörte das Oink der Türsicherung, die er mit der Fernbedienung gelöst hatte, dann sprang er in den Wagen, startete den Motor und fuhr an. Tobias schoss regelrecht aus der Parklücke heraus. Und dann passierte etwas sehr Merkwürdiges. Ich sah die Lichter direkt auf mich zurasen. Fühlte mich wie ein Kaninchen auf der Schnellstraße. Konnte mich nicht bewegen. Er würde anhalten. Dachte ich. Aber er hielt nicht an. Er hupte. Und donnerte weiter auf mich zu. Und in dem Moment wusste ich, es war zu spät. Ich konnte nicht mehr ausweichen. Ich schloss die Augen.

31
    I ch spürte den Stoß, aber er kam von der Seite. Im Fallen sah ich Hedi im Scheinwerferlicht des Autos. Sie hatte mich weggestoßen. Und wurde jetzt selbst von der Stoßstange erfasst. Die Bremsen quietschten. Aber es war zu spät. Es knallte und Hedi wurde spektakulär über die Motorhaube geschleudert, sie wirbelte herum wie ein Ball und drehte sich weiter und schlug dann hart hinter dem Auto auf dem Asphalt auf, blieb liegen und rührte sich nicht.
    »Das wollte ich nicht, das wollte ich nicht«, jammerte der Reporter, als er aus dem Wagen sprang. »Oh Gott, das wollte ich nicht.«
    Ich stand langsam auf. Das Kissen war noch zur Seite gerutscht und hatte meinen Fall abgepolstert, genau wie die Perücke und der Glockenhut, die meinen Kopf wie ein weicher Helm geschützt hatten. Ich hatte mir nur das rechte Knie beim Aufprall auf den Boden aufgeschlagen. Die Strumpfhose war zerrissen und Blut rann herunter. Ansonsten war alles in Ordnung. Bei mir zumindest.
    »Hedi?«, fragte ich vorsichtig und humpelte zu ihr. »Oh Gott! Hedi!« Gerade als ich mich zu ihr runterbeugen wollte, stützte sie sich auf den Händen auf, hockte sich hin, dann stand sie auf. Klopfte den Dreck von ihrem Anzug.
    »Hedi?«, fragte ich wieder. »Ist alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung«, wiederholte sie. Sie hatte eine kleine Schürfwunde an der Wange.
    »Ich rufe einen Krankenwagen«, sagte ich.
    »Nicht nötig. Mir fehlt nichts.«
    »Aber das Auto …«
    »Ich sagte doch, mir fehlt nichts«, wiederholte sie sachlich.
    »Das wollte ich nicht, ehrlich«, rief der Reporter wieder. Er hielt sich etwas abseits und rauchte hektisch eine Zigarette.
    »Das will ich auch hoffen«, sagte ich streng.
    »Und jetzt?«, fragte er kleinlaut. Hedi ließ ihre Schultern kreisen, um sich zu vergewissern, dass sie noch funktionierten.
    Ich sah sie an. »Dir geht es wirklich gut?«, fragte ich erneut.
    Sie nickte. »Aber es würde mich schon interessieren, worum es bei der ganzen Sache ging.«
    Endlich mal ein Anzeichen von Neugier! Ich hoffte, das war kein Anzeichen für eine schwere Kopfverletzung. Aber Hedi machte – bis auf diesen völlig untypischen Wissensdurst – einen normalen Eindruck. Mit ungerührtem Gesichtsausdruck hörte sie sich meinen Bericht an. Ich erklärte ihr, was die Verfolgungsjagd zu bedeuten hatte, dann flüsterten wir noch etwa eine Minute, bevor ich zu dem schlotternden Reporter ging, der sich eine weitere Zigarette angezündet hatte.
    »Wie heißt du?«, fragte ich ihn.
    »Tobias Poschner von den Stadtnachrichten«, sagte er. »Hör mal, das wollte ich nicht, ich dachte …« Er zeigte hilflos auf die Stelle, wo der Unfall passiert war.
    »Pass auf, Tobias Poschner. Wir zeigen dich an, wegen Hausfriedensbruch und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und wegen Körperverletzung.«
    »Ach du Scheiße«, sagte er und fing an zu schwitzen.
    »Es sei denn, du vergisst alles, was du hier und heute gehört hast, und schreibst nichts über diese Schule«, sagte ich eindringlich. »Und du gibst mir dein Notizbuch.«
    Er nickte. »Ja«, sagte er, ohne zu zögern, und hielt mir mit zitternden Fingern die schwarze Kladde hin. »Das klingt fair.«
    »Was ist denn hier los?«, rief Frau von Cappeln, die auf uns zugeeilt kam. Jennifer folgte ihr und noch ein paar andere standen auch um uns herum, wie ich plötzlich merkte. Das Notizbuch verstaute ich sicher in der Tasche meines schwarzen Miss-Marple-Omakleids.
    »Dieser junge Mann hier«, sagte ich. »Ist ein Reporter von den Stadtnachrichten. Er wollte

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