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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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los, Püppchen?«, fragte mein Vater plötzlich, ohne den Blick von der Sportseite zu nehmen. »Hast du irgendwas auf dem Herzen?«
    »Ich?«, fragte ich und verschluckte mich fast an meinem Milchkaffee. Ich seufzte. Mir blieb nichts anderes übrig. »Aber habt ihr schon von dem Vorfall gestern gehört?«
    »Beim Schulball?«, fragte meine Mutter. »Ja, Hedi hat heute Morgen ihren Bericht abgeliefert.«
    Mein Vater legte die Zeitung zur Seite. Jetzt kam es also. Aber wie heißt es immer so schön: Angriff ist die beste Verteidigung. Ich nickte eifrig. »Ja, da ging es ganz schön zur Sache, weil sich da dieser Reporter eingeschlichen hatte.« Meine Eltern blieben stumm und ich plapperte weiter mit dem dumpfen Gefühl, dass es besser wäre, wenn sie auch meine Version der Geschichte hören würden, wenn Hedi sie schon mit allen blutigen Details versorgt hatte: »Und der wollte dann einen Artikel schreiben und alle Hintergründe aufdecken, und das konnte ich ja nicht zulassen, und dann ist er weggerannt und ich hinterher und …«
    »Bastian!«, rief meine Mutter und sprang überrascht auf. Tatsächlich: Da stand mein Bruder in der Tür.
    »… Hedi hinter mir her und …«, sagte ich noch, aber keiner achtete mehr auf mich. Meine Mutter eilte auf ihn zu. »Da bist du ja endlich wieder!« Sie umarmte ihn, was er mehr oder weniger über sich ergehen ließ. Mein Vater stand ebenfalls auf. Sein Gesicht war weniger erleichtert als vielmehr streng. »Hallo Bastian«, sagte er und drückte ihn kurz und fest und klopfte ihm dabei auf den Rücken.
    »Hi«, sagte er. »Hallo Natascha.«
    »Wo warst du denn so lange?«, fragte meine Mutter. »Möchtest du Tee? Oder Kaffee? Setz dich doch und iss was.« Sie rannte hinaus, um frisches Geschirr zu holen. Bastian ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
    »Du siehst nicht gerade aus, als kämst du aus dem Urlaub«, sagte mein Vater und betrachtete sein blasses Gesicht mit den dunklen Ringen unter den Augen. »Wo warst du denn?«
    »Erst war ich in Spanien, dann bei einem Kumpel in der Stadt«, sagte er und warf mir einen flackernden Blick zu. »Hab gebüffelt.«
    »So, so«, sagte mein Vater. »Aber Bastian, du kannst nicht einfach verschwinden. Du hast deiner Mutter und mir einen gehörigen Schreck eingejagt.«
    Meine Mutter stellte einen sauberen Teller und eine Tasse vor ihm ab und schenkte ihm Kaffee ein.
    »Ist noch Rührei da?«, fragte er.
    »Ich mach dir welches«, antwortete meine Mutter sofort.
    »Das wird Konsequenzen haben«, sagte mein Vater nachdrücklich. »Du musst jetzt anfangen, Verantwortung zu übernehmen.«
    Bastian wich dem Blick meines Vaters aus und schmierte sich ein Brötchen. Er sah verändert aus, schmal, hohlwangig. Er wirkte gar nicht wie das kraftstrotzende Energiebündel, das er sonst immer war. Die Geschehnisse hatten ihn offensichtlich ziemlich mitgenommen. Meine Mutter kam mit einer Schüssel voll dampfendem Rührei herein.
    »So, da ist es. Lass es dir schmecken.« Sie streichelte seine Schulter und strahlte richtig. Wir beobachteten, wie Bastian sich das Rührei reinschaufelte und den Kaffee hinunterstürzte. Dann sagte er: »Ich geh hoch.«
    »Aber willst du nicht erst mal erzählen?«, fragte meine Mutter.
    »Es gibt nichts zu erzählen«, brummte er und schon war er verschwunden. Meine Mutter schaute ihm total verdattert hinterher, mein Vater schüttelte konsterniert den Kopf.
    »Er muss sich sicher nur etwas erholen«, sagte ich.
    »Erholen? Von was denn? Vom Urlaub?«, grummelte mein Vater.
    »Hauptsache, er ist wieder da«, sagte meine Mutter. »Endlich.«
    Mein Vater streichelte ihre Hand. »Das stimmt, Antje.« Dann wandte er sich an mich. »Natascha. Ich habe dir was versprochen: Wenn Basti wieder auftaucht, werden wir deinen Bodyguard entlassen.«
    »Oh«, sagte ich. »Ach so. Stimmt.« Anscheinend hatte Hedi in ihrem Bericht doch ein paar Details geschönt. Sonst hätte er das nie gesagt. Sehr erstaunlich. Dann fiel mir was ein. »Heute schon?«, fragte ich erstaunt.
    »Wenn du willst, auch heute.«
    »Ich überlege es mir«, sagte ich und ignorierte den überraschten Blick meines Vaters. Aber ich hatte nicht vor, ihm jetzt zu beichten, dass ich in Hedis Schuld stand. Das würde ich jetzt erst mal mit ihr klären – von Frau zu Frau. Ich ging zum Aufenthaltsraum. Kaum kam ich in die Eingangshalle, schoss Hedi aus der Tür heraus. »Brauchen Sie mich?«
    »Ich muss mit dir reden.« Ich ging mit ihr in den Aufenthaltsraum zurück.

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