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0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

Titel: 0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kein Mörder träumt vom Todesstuhl
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Ich zuckte zusammen, als ich die ersten Worte der Rothaarigen vernahm. Sie sprach leise und stand fünf Yards von mir entfernt. Trotzdem konnte ich verstehen, was sie ihrem Begleiter zuraunte.
    »Ich bringe die Alte um. Ich werde sie…«
    »Nun halt doch endlich den Mund! Sie ist meine Großmutter und…«
    »… du bist ihr Sklave. Du bist ein jämmerlicher Patron«, unterbrach die Rothaarige ihren Begleiter, einen schäbig gekleideten jungen Mann von etwa dreißig Jahren. »Entweder du…«
    In diesem Augenblick drehte die Frau den Kopf zur Seite und sah mich. Sie brach abrupt ab, musterte mich sekundenlang und wandte sich dann wieder dem Verkaufstisch zu, vor dem sie und ihr Begleiter standen.
    Das Interesse der Rothaarigen galt jetzt offenbar nur noch den Krawatten. Sie wühlte in der Auswahl und zog eine grünseidene mit gelben Tupfen hervor. Die Rothaarige fragte den jungen Mann, ob er mit der Wahl einverstanden sei. Er nickte kurz.
    Die Rothaarige winkte eine Verkäuferin herbei, und zu dritt begaben sie sich zur Kasse.
    Ich sah ihnen noch einen Augenblick nach, die Frau machte nicht gerade einen günstigen Eindruck auf mich. Wahrscheinlich hysterisch dachte ich und hatte das Pärchen Sekunden später vergessen. Gemächlich setzte ich meinen Einkaufsbummel durch das Kaufhaus fort.
    Schon am Abend des gleichen Tages sollte ich wieder an das seltsame Pärchen erinnert werden. Bei dieser Gelegenheit sah ich auch die Großmutter, von der gesprochen worden war. Die Großmutter sah wie eine vornehme alte Dame aus und trug einen weißen Schal um den Hals, mit dem man sie erdrosselt hatte.
    ***
    »Hat du heute noch was vor?«, fragte Phil.
    »Ich werde Essen gehen.«
    »Okay, Jerry, ich komme mit.«
    Wir fuhren durch die frische Winterluft bis zur 86. Straße West, ließen meinen Jaguar auf einem Parkplatz stehen und bummelten aufs Geratewohl durch die Gegend.
    Der Himmel war grau, und es roch nach Schnee. Wir hatten die Mantelkragen hochgeschlagen und die Hände in den Taschen vergraben. Nur selten begegnete uns ein Passant. Ein paar Wagen surrten vorbei, und die erleuchteten Fenster der komfortablen Herrenhäuser schienen Wärme auszustrahlen.
    Wir schlenderten ein Stück über die Westend Avenue und bogen in die 86. Straße ein. Vor uns lag die schwarze Silhouette des River Side Park. Vom Hudson herüber dröhnte ein Nebelhorn, und eine Katze mit feurig glänzenden Augen raste mit hocherhobenem Schweif quer über die Straße.
    In diesem Augenblick hörten wir einen gellenden Schrei.
    Wir blickten uns um, aber alles schien friedlich und ruhig.
    Der Schrei hatte nach Schrecken und Entsetzen geklungen. So schrie ein Mensch, wenn ihm ein anderer an die Kehle will.
    Wir warteten, aber zunächst rührte sich nichts.
    Dann sprang plötzlich die Haustür von Nr. 291 auf, und ein älterer Mann in der Livree eines herrschaftlichen Dieners kam heraus. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, es war nur ein weißer Fleck im Nebel.
    Der Mann ließ die Tür offen stehen, eilte quer über die Straße, drückte auf eine Klingel, und wir hörten den anhaltenden grellen Ton.
    Am Gartenzaun dieses Hauses hing ein Schild, das von der Straßenlaterne beschienen wurde.
    Dr. Alexander Shilling
    stand darauf. Also ein Arzt, und die Kombinationen zwischen dem Schrei, dem eiligen Diener und diesem Schild veranlasste uns, das Haus zu betreten.
    Wir standen in einer teuer, aber geschmacklos eingerichteten Diele, in der die lebensgroßen Kopien einiger griechischer Götterbilder herumstanden.
    Eine Zimmertür war geöffnet, und von drinnen schollen die Stimmen aufgeregter Menschen.
    Ich steckte den Kopf durch den Spalt, und was ich sah, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
    In dem Zimmer befanden sich sechs Personen, und eine von ihnen war ohne jeden Zweifel tot.
    Es war eine sehr alte Frau, die in einem Ohrensessel lag.
    Um ihren Hals war ein weißseidener Schal gebunden, festgeknotet und an die obere Querstange der Rückenlehne geknüpft.
    Ein junges, ungefähr zwanzigjähriges Mädchen mühte sich ab, den Schal mit einem Brieföffner aufzutrennen. Auf die Idee, ein Messer oder eine Schere zu holen war anscheinend niemand gekommen. Im Übrigen waren die Bemühungen umsonst. Die Frau musste schon längere Zeit tot sein.
    Der Anblick der Toten war wohl geeignet, einer Person, die unverhofft hinzukam, einen Entsetzensschrei zu entlocken.
    Das Mädchen, das offenbar eingesehen hatte, dass es mit Hilfe des Brieföffners nicht zum Ziel

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