Gefaehrliche Liebe
Oberfläche, strich mir das Wasser aus dem Gesicht und holte tief Luft.
Er legte eine Hand an meine Wange und küsste mich mit den Worten: »Du kannst so schön die Luft anhalten.« Er strahlte wie ein kleiner Junge bis über beide Ohren.
Ich verdrehte die Augen, fand es gar nicht lustig, wollte es verdrängen, vergessen ... denn ein anderer Konflikt in mir verlangte viel mehr nach Erklärung und ich überlegte einige Sekunden, ob jetzt wohl der geeignete Moment dafür wäre ... Doch dann wagte ich es. »Darf ich dich etwas fragen?«
»Kommt darauf an ...«
Das war keine große Hilfe. Aber ich war mutig. Trotzdem dachte ich, es würde vielleicht weniger schwer wiegen, wenn ich ganz leise sprach. »Darf ich dich anfassen?«
Da war es wieder ... sein schiefes Lächeln. Etwas verächtlich zog sich dabei ein Mundwinkel nach unten und er wandte ziemlich fassungslos seinen Blick von mir ab.
Durch seine Reaktion verunsichert, wollte ich mich erklären. »Ich würde so gern dein Gesicht berühren, durch deine schönen Haare streichen, ich möchte meine Arme auf deine Schultern legen, deinen Rücken spüren oder jetzt hier meine Beine um dich schlingen ... darf ich?« Jetzt war es raus ... Mein anfänglicher Mut war weit über das Ziel hinausgeschossen.
Sichtlich geschmeichelt lächelte er noch immer, als er mich wieder ansah. »Bist du fertig?«
In Gedanken bereute ich bereits meinen Leichtsinn und nickte nur einsichtig.
»Die Antwort ist Nein! Keine Frau legt Hand an mich.« Er sagte es ruhig und besonnen, fast so, als täte es ihm leid.
Das war also die Erklärung, mit der ich mich zufriedengeben sollte. Ich presste meine Lippen zusammen und nickte verständnisvoll ... und traurig zugleich. Dieses Verbot würde wohl für immer gelten.
Zärtlich streichelte er mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und führte seine feuchten Lippen an meine. Er hielt meinen Kopf im Nacken fest, legte seinen anderen Arm um meinen Rücken und zog mich ganz dicht an sich. Mit beiden Händen griff ich in meine eigenen Haare, während er meinen Mund ganz für sich beanspruchte. Er konnte wirklich gut küssen und ich fühlte mich aufrichtig von ihm geliebt, auch wenn er es nicht sagte. Als seine Küsse in der Intensität nachließen, ich seine Zunge nicht mehr spüren konnte und nur noch unsere Lippen sich berührten, ließ ich meine Hände ins Wasser gleiten ... und er umarmte mich mit allem, was sein Körper zu bieten hatte. Er drückte mit der einen Hand meinen Kopf an seine Brust und hielt mit der anderen meinen Rücken und meine Arme fest umschlungen. Ich wusste, dass er das jetzt nur für mich tat, gewissermaßen als Entschädigung dafür, dass ich es nicht tun konnte. Dann ließ er mich vorsichtig los und zwinkerte mir mit zwei unbeschreiblich schönen Wimpernkränzen und einigen Sorgenfalten auf seiner Stirn zu, als wollte er sagen: »Besser?«
Von dieser Minute an beneidete ich David und Keathan grenzenlos ...
***
Am Abend ließ mich Santiago allein einschlafen ... kein Tuch, keine Angst, keine Liebe.
***
Mit Keathan hatte Santiago immer öfter Probleme. Ständig stritten sie wegen demselben Thema. Keathan wollte eine Woche nach Europa reisen, um seinen Stiefsohn in der Schweiz zu besuchen, und Santiago wollte dem nicht zustimmen. Er hatte es ihm in den letzten Jahren schon zweimal gewährt, fand es übertrieben und hielt es unter Umständen sogar nur für einen Vorwand.
PentHouse
Während der nächsten Tage holte mich jeweils einer von Santiagos Leibwächtern zu einem morgendlichen Lauftraining. Der breite Weg, der rund um die Insel führte, war bestens dafür geeignet. Nur meine Kondition ließ etwas zu wünschen übrig. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich damals in New York ein Belastungs-EKG machen musste, dachte ich. Denn mit Männern, die einsneunzig oder größer und extrem sportlich waren, auch nur annähernd mithalten zu können, fand ich höchst anspruchsvoll ... bis zu unmöglich. Besonders Damian quälte mich mit seinem Tempo. Gleich bei unserem allerersten Auslauf musste ich mich nach zehn Minuten auf dem Wegrand übergeben. Woraufhin er mir eine kurze Pause gewährte ... Dann liefen wir weiter.
Ich war heilfroh, mit ihm nur alle drei Tage zu tun zu haben, denn Marcus und Edward fand ich entschieden rücksichtsvoller. Sie zeigten mir auch einen großen Fitnessraum im Erdgeschoss der Villa. Und beim Laufen im Freien passten sie sich meinem Tempo an. Sie gaben mir Gelegenheit, meine
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