Gefaehrliche Liebe
Umwelt besser wahrzunehmen und so die Insel etwas zu erkunden. Denn die war absolut sehenswert ...
Der weiche, erdige Rundweg schlängelte sich durch üppige Vegetation und tropische Gärten. Er blieb meist in Ufernähe. Auf Höhe der breiten Badebucht verlief er hinter den prächtigen Palmenreihen. An anderen Orten war er mit Steinen befestigt direkt neben dem Meer. Alles wirkte sehr gepflegt und geschmackvoll arrangiert. An der am weitesten entfernten Stelle verzweigte er sich, eine Abkürzung führte quer über den seichten Hügel zurück zur Villa. Und vom höchsten Punkt aus hatte man traumhafte Aussicht auf Santiagos Yachten, die an der Nordseite ankerten.
Nur vereinzelt begegnete uns Personal. Gärtner und Arbeiter, die den feinen weißen Sandstrand und die Wege sauber hielten, Pflanzen bewässerten oder Reparaturen durchführten. Sie kamen von auswärts, wohnten im Gegensatz zum Hauspersonal nicht auf der Insel. Es war nur ein kleiner auserwählter Personenkreis, der an Santiagos täglichem Leben teilhaben durfte. Und in allen wichtigen Dingen vertraute er ausschließlich auf David, Keathan und seine Leibwächter.
Mittlerweile hatte ich herausgefunden, dass Edward nicht ausschließlich Bodyguard war, sondern auch die Funktion des Event- und PR-Managers innehatte. Er organisierte die Veranstaltungen hier auf Ivory sowie jene Party, die zufällig an dem Abend vor meinem achtzehnten Geburtstag stattfinden sollte ...
Das riesige Wohnzimmer wurde umgestaltet. Über die lange Tafel erstreckte sich ein gediegenes Büffet und hübsch dekorierte Stehtische ergänzten den leeren Raum zur Fensterfront hin. Neben der Bar türmte sich eine meterhohe Pyramide aus Champagnergläsern. Weiter in der Mitte wurde extra ein Tanzboden verlegt und zwei der Kuschelsofas verwandelten sich in riesige Liegeflächen.
Obwohl es draußen bereits stockfinster war, konnte ich von meinem Zimmer aus zwei fremde Boote anlegen sehen. Eine lange Kette gut gekleideter Leute kam über den mit Fackeln beleuchteten Weg herauf zum Haus. Ich selbst hatte eines der hübschesten trägerlosen Kleider ausgewählt, ließ meine langen schwarzen Haare offen über meine Schultern fallen und wartete darauf, dass die Minuten vergingen. Ohne mir einen Grund dafür zu nennen, wollte Santiago, dass ich erst ab exakt zweiundzwanzig Uhr an der Party teilnahm.
Als ich schließlich die ersten Stufen über die prunkvolle Treppe hinunterschritt, bemerkte mich kaum jemand. Die Feier war seit über einer Stunde im Gange und alle schienen sich zu amüsieren. Ungewohnt laute Musik betäubte meine Ohren, auf der Tanzfläche bewegten sich grazile Schönheiten ... viel zu elegant gekleidet für ihr Alter. Die jungen Männer trugen Anzüge und die Mädchen hauchdünne, kurze Kleider, die mich fast an mein Seidennachthemd erinnerten, dazu edle High Heels. Mein Blick ging nervös durch die Menge auf der Suche nach Santiago. David und Keathan unterhielten sich an den Stehtischen mit ein paar Gästen, ich fand sogar Edward auf der Tanzfläche, bis schließlich meine Augen über Santiago stolperten. Er saß auf einem der hinteren Leder-Sofas zwischen zwei jungen Mädchen, so angeregt ins Gespräch vertieft, dass er mich gar nicht wahrnehmen konnte. Sie waren beide blond, die eine trug ihr seidiges langes Haar offen, die andere kunstvoll aufgesteckt. Noch nie zuvor hatte ich ihn so natürlich und gelöst reden und lachen gesehen.
Minutenlang stand ich wie angewurzelt auf der Treppe und mein Herz drohte gerade vor Eifersucht zu brechen, als David meine Hand nahm und mich von diesem schmerzlichen Anblick losriss. Ein ruhiges Lied begann, er hielt meine Hände und versuchte, mit mir zu tanzen, aber der Schreck saß mir noch in den Knochen und ich war viel zu steif für seine geschmeidigen Bewegungen. Er zog mich enger an sich und legte meine Hände auf seine Schultern, seine Arme umschlangen meinen Rücken und unsere Wangen berührten einander fast. Angenehm prickelnd empfand ich die Wärme, die von seinem Hals und von seinem Gesicht auf mich strahlte, seine längeren Haarsträhnen kitzelten an meiner Schläfe.
»Mach dir keine Sorgen«, flüsterte er, »du wirst ihn nicht verlieren, er liebt dich, glaub mir ... Du bist das schönste Mädchen hier!«
Obwohl ich seinen schmeichelnden Worten nicht ganz zu trauen vermochte, rettete er damit mein angekratztes Selbstbewusstsein. Ich seufzte ein leises »Danke« und erst jetzt realisierte ich, dass meine Arme auf seinen
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