Gefaehrliche Spur
Griff zu bekommen, desto stärker wurden sie. Er hatte versucht, sich dem heulenden Elend hinzugeben, in der Hoffnung, dass das mit der Zeit nachlassen würde, aber der Job ließ ihm diese Zeit nicht und erlaubte auch nicht, dass er seinen Kummer im A l kohol ertränkte, was sowieso nicht sein Ding war. Er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte.
Er sah O’Hara in die Augen. „Nein, Ma’am, das kann ich nicht.“
O’Hara schnaubte. „Wenigstens sind Sie ehrlich.“
„ Ma’am, ich bin eine Gefahr für meinen Partner und unsere Arbeit. Da ich mich außerstande sehe, mich im erforderlichen Maße wieder in den Griff zu bekommen – zumindest nicht kurzfristig –, sehe ich mein Ausscheiden aus dem aktiven Dienst als die einzige Möglichkeit, für die nächste Zeit damit umzugehen.“ Dass er damit zugab, ein Versager zu sein – Scheiße, verdam m te! – empfand er als weitaus weniger schmerzhaft als die Lücke, die Rya in seinem Leben hinterlassen hatte.
O’Hara schüttelte den Kopf. „Abgelehnt. Ich lasse meine besten Agents nicht einfach vom Haken, nur weil sie mal eine Krise haben. Sie sind beileibe nicht der Erste, den es erwischt, und Sie werden nicht der Letzte sein. Auße r dem halte ich es Ihrer gegenwärtigen Scheuklappensicht zugute, dass sie die offensichtliche Lösung des Problems nicht sehen.“
Er sah sie verständnislos an. „Ma’am?“
„ Klären Sie die Sache mit Ms. MacKinlay.“
Er hätte sich denken können, dass O’Hara längst wusste, was ihm zu scha f fen machte. Verdammt, sie musste ihn für ein komplettes Weichei halten. Er fühlte, dass er erneut rot wurde.
„ Kein Grund für Verlegenheit, Agent Halifax. In einer Situation wie Ihrer waren wir fast alle schon mal.“
O’Hara sah ihn in einer Weise an, dass er zum ersten Mal den Menschen hinter der knallharten Leiterin des DOC sah: mitfühlend und ein e Frau , de r man vertrauen konnte, weil sie einen bei aller professioneller Härte nie im Stich lassen würde.
„ Travis, ich verrate Ihnen ein Geheimnis, weil ich weiß, dass es bei Ihnen sicher aufgehoben ist. Ich erlebe so eine Krise wie Ihre mindestens ein Mal im Monat. Immer dann, wenn wir einen Fall bearbeiten, der mir zu schaffen macht. Und das sind einige, wie Sie wissen. Dann möchte ich nichts lieber, als mit meinem Mann darüber reden und ihm in dem Zuge auch offenbaren, was wir hier wirklich tun. Natürlich tue ich es nicht, weil ich es nicht darf, weil er nicht eingeweiht ist und mich nach wie vor für nichts anderes halten darf als eine stinknormale FBI-Agentin. Er darf nicht einmal etwas von meiner le i tenden Funktion wissen. Er akzeptiert zwar, dass ich zur Geheimhaltung verpflichtet bin, aber jedes Mal, wenn ich ihm wieder etwas verschweigen muss und er das merkt, frage ich mich, wie lange er das noch mitmacht. Ob er der Geheimniskrämerei nicht längst überdrüssig ist und vielleicht schon eine heimliche Geliebte hat. Das könnte ich ganz leicht rausfinden, wie Sie wissen, aber ich vertraue ihm und hoffe, dass sein Vertrauen und vor allem seine Liebe zu mir nach wie vor diese Belastung aushält. Und die Angst, dass unsere wunderbare Beziehung eines Tages enden könnte, ist ständig präsent.“
Sie sah Travis eindringlich in die Augen. „Aber das, was wir einander g e ben, ist so unendlich wertvoll, dass es alles andere aufwiegt. Was ich damit sagen will, ist, dass Sie nichts unversucht lassen sollten, eine Partnerin zu finden, mit der Sie versuchen können, ein bisschen Glück zu erleben. Auch wenn die Beziehung eines Tages wieder zu Ende gehen sollte, haben Sie doch eine schöne Zeit gehabt, an die Sie sich immer erinnern werden. Also klären Sie die Sache mit Ms. MacKinlay.“
Er räusperte sich. „Bedauerlicherweise gibt es da nichts zu klären, Ma’am. Sie fühlte sich in einer Weise von mir hintergangen, dass sie mich nie wiede r sehen will.“
O’Hara lächelte unterdrückt. „Und das haben Sie wörtlich genommen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Lassen Sie sich gesagt sein, dass junge Frauen im ersten Zorn der Enttäuschung Dinge sagen, hinter denen sie einige Zeit später nicht mehr stehen. Ms. MacKinlay hat im Gegenteil eine Menge Anstrengungen unternommen, um Sie zu finden. Glauben Sie mir, das tut keine Frau, die unversöhnlich sauer auf einen Mann ist.“
Travis sah sie an und wusste nicht, was er davon halten sollte. Rya hatte ihn gesucht? Und gefunden?
„ Sie ist eine wirklich hervorragende Ermittlerin, das muss man ihr
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