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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nichts. Normalerweise schlafe ich nicht besonders gut, aber letzte Nacht schon.« Sie schloß die Augen.
    »Wie furchtbar!«
    Araminta war aus härterem Holz geschnitzt. Aufrecht und grazil, ja fast knochig unter dem dünnen Stoff ihres Morgenmantels, saß sie da - bislang hatte noch niemand daran gedacht, sich in Schwarz zu hüllen. Ihr Gesicht war schmal, die Augen riesig, der Mund seltsam asymmetrisch geformt. Eine durchaus schöne Frau, hätte da nicht eine gewisse Schärfe, etwas Kaltes und Unnachgiebiges unter der Oberfläche gelauert.
    »Wir können Ihnen nicht helfen, Inspektor«, sagte sie rundheraus, ohne den Blick niederzuschlagen oder sich etwa in Entschuldigungsfloskeln zu ergehen. »Wir haben Octavia zum letztenmal gesehen, bevor sie zu Bett ging, das war so gegen elf oder auch etwas früher. Ich traf sie oben auf der Galerie, als sie gerade in das Zimmer meiner Mutter wollte, um ihr gute Nacht zu sagen. Anschließend legte sie sich schlafen - genau wie wir, was mein Mann Ihnen natürlich bestätigen kann. Heute früh weckte uns das Mädchen, Annie, um uns mit viel Geschrei mitzuteilen, daß etwas Schreckliches geschehen sei. Ich war nach ihr die erste, die Octavia sah. Mir war auf der Stelle klar, daß sie tot war und wir ihr nicht mehr helfen konnten. Ich brachte Annie aus dem Zimmer und schickte sie zu Mrs. Willis, unserer Haushälterin; das arme Kind sah ganz krank aus. Dann machte ich mich auf die Suche nach meinem Vater, der gerade dabei war, die Bediensteten zum Morgengebet zusammenzurufen, und erzählte ihm von dem Unglück. Er beauftragte einen Lakai, die Polizei zu holen. Mehr gibt es wirklich nicht zu sagen.«
    »Ich danke Ihnen, Ma'am.« Monk schaute ihre Mutter an. Sie hatte die gleiche breite Stirn und die kurze, kräftige Nase, die ihm bereits bei ihrem Sohn aufgefallen war, ansonsten waren ihre Züge jedoch wesentlich feiner, und der Mund wirkte sehr empfindsam, geradezu asketisch. Trotz ihres Kummers verströmte sie ungeheure Vitalität und sehr viel Feingefühl, sobald sie den Mund auf tat.
    »Ich kann dem nichts hinzufügen, Inspektor«, sagte sie leise.
    »Mein Zimmer liegt im anderen Flügel des Hauses. Ich hatte, bis meine Zofe Mary mich weckte und mein Sohn mir anschließend erzählte, was… was geschehen war, nicht die leiseste Ahnung, welches Drama sich im Lauf der Nacht abgespielt hat.«
    »Danke, Lady Moidore. Ich hoffe, es wird nicht nötig sein, Sie noch einmal zu belästigen.« Er hatte nicht damit gerechnet, etwas in Erfahrung zu bringen. Seine Fragen waren reine Formsache, aber sie nicht zu stellen wäre nachlässig gewesen. Er entschuldigte sich und ging, um Evan im Dienstbotenquartier aufzustöbern.
    Der hatte allerdings auch nur herausgefunden, daß laut Aussage der Zofe ein paar Schmuckstücke fehlten: zwei Ringe, eine Halskette, ein Armband und - seltsamerweise - eine kleine silberne Vase.
    Kurz vor Mittag verließen sie das Haus der Moidores. Inzwischen hatte man die Jalousien heruntergelassen und einen Trauerflor an die Tür gehängt. Die Stallburschen verstreuten Stroh auf der Straße, damit das harsche Klappern der Pferdehufe ein wenig gedämpft wurde; eine Respektbezeugung gegenüber den Toten.
    »Was nun?« fragte Evan, während sie auf den Fußweg zusteuerten. »Der Stiefelbursche meint, östlich von hier, an der Ecke zur Chandos Street, hätte eine Party stattgefunden. Einer der Kutscher oder Lakaien könnte etwas gesehen haben.« Er hob hoffnungsvoll die Brauen.
    »Ja, und der diensthabende Konstabler muß hier auch irgendwo stecken«, fügte Monk hinzu. »Ich hefte mich an seine Fersen, übernehmen Sie die Party. Das Eckhaus, sagten Sie?«
    »Ja, Sir - die Leute heißen Bentley.«
    »Melden Sie sich auf dem Revier, wenn Sie fertig sind.«
    »Jawohl, Sir.« Evan machte auf den Hacken kehrt und stürmte davon. Er wirkte dabei sportlicher, als sein dürrer, fast knochiger Körper hätte ahnen lassen.
    Monk fuhr mit einem Hansom zum Revier, um die Privatadresse des Konstablers ausfindig zu machen, der in der vergangenen Nacht in dem Bezirk auf Streife gewesen war.
    Eine Stunde später saß er in einem winzigen, eiskalten Salon in einem Haus nahe der Euston Road und nippte an einem Becher Tee, einen verschlafenen, unrasierten und ausgesprochen unruhigen Konstabler vor sich. Erst nach etwa fünfminütiger, schleppender Unterhaltung dämmerte ihm, daß der Mann ihn bereits kannte und seine Nervosität nicht auf ein schlechtes Gewissen wegen eventuellen Versagens

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