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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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erst seinen Vater, dann Evan, dann Rathbone an.
    »Und das Messer und das Neglige in Percivals Zimmer?« wandte er ein. »Papa hat recht. Egal, was Octavia über Harry herausgefunden hat, die Beweisstücke waren da. Es handelte sich zweifellos um Octavias Neglige, das mit Blut besudelt und um das Messer gewickelt war.«
    »Richtig, es war Octavias Neglige, und es war blutverschmiert«, bestätigte Rathbone. »Gewickelt um ein Tranchiermesser aus der Küche - aber es war nicht Octavias Blut. Sie starb durch den Brieföffner aus dem Arbeitszimmer, und als man sie dort fand, wurde sie in ihr Zimmer getragen, damit es nach Mord aussah.« Sein Gesicht stellte Kummer und Verachtung zur Schau. »Zweifellos, um der Familie die Schmach eines Selbstmords zu ersparen, mit all seinen gesellschaftlichen und politischen Folgen. Nachdem das vollbracht war, wurde der Brieföffner gesäubert und wieder an seinen Platz gebracht.«
    »Aber das Tranchiermesser!« Cyprian ließ nicht locker. »Das Neglige - es gehörte ihr! Rose hat es identifiziert, genauso Mary, und vor allem sah Minta sie noch kurz vor ihrem Tod darin auf der Galerie. Außerdem war es voller Blut.«
    »Das Küchenmesser hätte jederzeit weggenommen werden können«, sagte Rathbone geduldig. »Und das Blut konnte von jedem x-beliebigen Tier stammen, das für den späteren Verzehr bestimmt war: ein Hase, eine Gans, ein halbes Schwein oder ein halber Hammel…«
    »Aber das Neglige!«
    »Ja, das ist der springende Punkt. Sehen Sie, es war am Vortag frisch gewaschen und unversehrt aus dem Waschraum zurückgekommen, ohne das geringste Loch…«
    »Selbstverständlich.« Cyprian wurde langsam wütend. »In anderem Zustand hätte man es kaum nach oben gebracht. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Am Abend ihres Todes zog Octavia sich in ihr Zimmer zurück und machte sich fertig für die Nacht.« Rathbone ignorierte den Einwurf; wenn überhaupt, wurde er noch höflicher. »Unglücklicherweise hatte das Neglige einen Riß, warum, werden wir wahrscheinlich nie mehr erfahren. Sie begegnete auf der Galerie ihrer Schwester und wünschte ihr eine gute Nacht, wie Sie soeben bemerkten und Mrs. Kellard uns ebenfalls bestätigt hat.« Er warf einen kurzen Blick auf Araminta. Ihr Nicken war so schwach, daß nur die tanzenden Lichtreflexe auf ihrem herrlichen Haar eine Bewegung erkennen ließen. »Dann tat sie das gleiche bei ihrer Mutter; aber Lady Moidore bemerkte den Riß und bot sich an, ihn zu flicken - war es nicht so, Ma'am?«
    »Ja, genau so war es.« Beatrices Stimme war ein unkontrolliertes, heiseres Krächzen.
    »Octavia zog das Neglige aus und ließ es ihrer Mutter zum Nähen da«, fuhr Rathbone sanft aber so deutlich fort, daß jedes Wort vernehmlich in den Raum fiel wie ein Kieselstein in ein Wasserbecken. »Sie trug es weder als sie sich schlafen legte, noch als sie mitten in der Nacht ins Arbeitszimmer ihres Vaters ging. Lady Moidore brachte es in Ordnung und ließ es später in ihr Zimmer zurücklegen. Dort nahm es jemand an sich, der wußte, daß Octavia dieses Neglige am Abend ihres Todes getragen hatte, dem aber verborgen geblieben war, daß es sich über Nacht im Zimmer ihrer Mutter befand.«
    Einer nach dem anderen drehte sich zu Araminta um; erst Cyprian, dann Beatrice, dann der Rest.
    Sie stand da wie versteinert.
    »Gott steh mir bei! Du hast Percival dafür hängen lassen«, stieß Cyprian schließlich zwischen steifen Lippen hervor. Sein Körper war zusammengesackt, als hätte man ihm einen kräftigen Hieb versetzt.
    Araminta schwieg. Sie war blaß wie eine Leiche.
    »Wie hast du sie nach oben gekriegt?« fragte Cyprian fordernd und wieder lauter. Der Zorn schien seinen Schmerz ein wenig zu vertreiben.
    Araminta verzog den Mund zu einem gedehnten, unschönen Lächeln, in dem sich Haß und persönliche Kränkung niederschlugen.
    »Gar nicht, das war Papa. Manchmal dachte ich, wenn jemand dahinterkommen würde, würde ich einfach sagen, es wäre Myles gewesen - nach dem, was er mir all die Jahre angetan hat, seit wir verheiratet sind. Aber das hätte mir niemand geglaubt.« Ihre Stimme bebte vor unterdrückter, hilfloser Verachtung.
    »Dazu ist er zu feige, außerdem würde er nicht lügen, um die Moidores zu schützen. Papa und ich hingegen schon. Myles würde nicht einmal dann für uns eintreten, wenn es um Leben und Tod ginge.« Sie stand mühsam auf und drehte sich zu ihrem Vater um.
    »Ich habe dich mein Leben lang geliebt, Papa, und du hast mich einem Mann zur

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