Gefährliche Verlockung - erotischer Liebesroman - Teil 5 (German Edition)
lachen, und es fühlt sich gut an, auch wenn mein Lachen rostig klingt.
Auf der Straße fahren die ersten Autos, obwohl heute Feiertag ist. Manche Menschen müssen auch an solchen Tagen arbeiten. Auch ich. Siedendheiß fällt mir ein, dass ich nachher ins Büro muss, um das verdammte Gemeindeblatt fertigzustellen. Ich habe es in der Woche nicht geschafft wegen der ganzen Organisation, aber morgen früh muss es in der Druckerei vorliegen, damit es am Dienstag erscheinen kann. Und ich habe keine Minute geschlafen in dieser Nacht!
Sylvia macht mir eine Kompresse aus warmen Teebeuteln für die Augen und massiert meine Hände mit einer duftenden Creme. Gott, ich bin so froh, dass ich sie habe! Auch wenn sie mit mir geschimpft hat, weil sie meint, ich sollte das Gemeindeblatt ruhen lassen und stattdessen besser schlafen.
Das geht aber nicht, ich nehme meinen Job ernst, und die Gemeinde verlä sst sich auf mich. Ich bin die Einzige, die sich um das Heft kümmert, und ich weiß, wie wichtig es für Reverend Morris ist. Und für Reverend Clawson ... bei dem Gedanken an ihn dreht sich mir der Magen um.
Ich schließe meine Augen unter den Teebeuteln und genieße Sylvias sanftes Streicheln. Anschließend dusche ich, abwechselnd heiß und kalt, um meinen Kreislauf in Schwung zu bekommen. Es gelingt mir halbwegs, trotzdem fühlt sich mein Gehirn an wie Watte und ich bin kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
Der Blick in den Spiegel offenbart das nackte Grauen – ich sehe wirklich aus, als hätte ich drei Tage und Nächte durchgemacht. Allerdings nicht feiernd, dazu sind die Ränder unter den Augen zu grau und die Schatten im Gesicht zu düster. Ein wenig Make-up hilft, das Schlimmste zu vertuschen, Sylvias Schrankinhalt sei Dank.
„Ich mach mir Sorgen um dich, Emma. Du siehst echt fertig aus, das war alles ein bisschen viel und so schnell in den letzten Tagen ...“
Sie beißt sich auf die Lippe und sieht mich mit großen Augen an.
„Ich bin hart im Nehmen“, versuche ich zu scherzen, aber ich glaube, dass sie die Verzweiflung in meinem Blick erkennt. Wir kennen uns zu lange, um ihr etwas vormachen zu können.
Auf den Straßen ist nichts los, was kein Wunder ist. Die Menschen genießen den freien Tag und liegen in ihren Betten, einige Unverdrossene machen sich sicherlich gleich auf zur Feiertagsandacht in den Kirchen. Auch in unsere Kirche. Aber heute ist es wichtig, dass ich so früh da bin, ich will nämlich niemandem aus der Gemeinde über den Weg laufen.
Es ist ein bisschen peinlich, dass das Gemeindeheft noch nicht fertig ist, Reverend Morris weiß zum Glück auch nichts davon. Er glaubt, ich hätte es schon am Mitt woch an die Druckerei geschickt. Am Mittwoch hat er die Inhalte abgesegnet, mir fehlten jedoch ein paar Informationen, so dass ich die Druckerei um Aufschub bitten musste. Zum Glück hat das geklappt, heute aber muss ich fertig werden.
Ich fahre den Rechner hoch und reibe mir die Augen. Dann mache ich mich an die Arbeit. Ich weiß ja, was ich zu tun habe, die Routine hilft mir, die Müdigkeit zu überwinden.
Zwei Stunden später höre ich die Glocken der Kirche nebenan, d ie mir signalisieren, dass die Frühmesse vorbei ist. Gleich wird einer der Pfarrer ins Büro kommen, einen Kaffee ziehen und hinter seiner Tür verschwinden. Ich hoffe inständig, dass es heute Reverend Morris ist.
Nach einem letzten Korrekturgang richte ich ein paar verrutschte Einschübe, die nicht korrekt gesetzt waren, dann schicke ich die fertige Datei an die Druckerei. Meine Hände zittern, als ich meine wenigen persönlichen Habseligkeiten vom Schreibtisch sammele und in eine Box packe.
Ein Foto von Sylvia, ein getrockneter Blumenstrauß, den die Kollegen mir zum Geburtstag geschenkt haben. Eine alte Eintrittskarte für ein Coldplay-Konzert in der Royal Albert Hall, das wir gemeinsam gesehen haben. Es sind wenige private Sachen in diesem Büro, irgendwie bin ich hier nie wirklich angekommen. Und mir ist klar, dass die Zeit hier für mich vorbei ist. Ich kann nicht bleiben.
Seltsamerweise mache ich mir keine Sorgen um meine Zukunft; ich bin zuversichtlich, einen neuen Job zu finden. Irgendwann. Und irgendwo. Ich muss nur hartnäckiger sein und es immer wieder probieren. Bis dahin gehe ich zur Not kellnern, das habe ich ja während des Studiums schon gemacht.
Einen letzten Anruf muss ich noch erledigen . Die Visitenkarte liegt in meiner Hand wie Blei, aber ich raffe mich auf und wähle die darauf
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