Spuren in der Wüste
Alexandra Cordes
Spuren in der
Wüste
Inhaltsangabe
Der Journalist Werner Holt fliegt von Hamburg nach Berlin. Niemals hätte er damit gerechnet, daß in diesem Flugzeug eine Frau sitzt, die sein ganzes Leben verändern wird. Zuerst fällt ihm Irene Blessing nur wegen ihrer verblüffenden Ähnlich-keit mit Silvia auf, seiner verstorbenen Frau, die er durch einen tragischen Schick-salsschlag schon in den ersten Wochen ihrer Ehe verloren hatte. Seitdem hat er eigentlich nicht mehr an ein neues Glück glauben können. Doch der Anblick der bezaubernden, geheimnisvollen Irene Blessing läßt ihn seine langjährige Gleichgül-tigkeit vergessen, und Werner Holt faßt den Entschluß: Diese Frau will er um jeden Preis für sich gewinnen. Zuerst scheint alles auch ganz einfach zu sein. Er spricht Irene an, sie verabreden sich, und Holt spürt, daß Irene seine Gefühle erwidert. Doch das gemeinsame Glück ist nicht von Dauer. Denn plötzlich ist Irene spurlos verschwunden, völlig unerwartet und ohne jede Erklärung. Für Holt steht fest: Er wird das mysteriöse Verschwinden aufklären, selbst wenn er dafür um den gesamten Globus reisen müßte. Und damit beginnt die abenteuerliche Suche nach Irene Blessing, die Holt von Amerika bis nach Israel führt.
Sonderausgabe der Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, Köln
Spuren in der Wüste © 1983 by Franz Schneekluth Verlag, München
Lizenzausgabe mit Genehmigung
des Franz Schneekluth Verlages, München
Gesamtherstellung: Mainpresse Richterdruck Würzburg
Printed in West Germany
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 3-625-20075-9
Dieses eBook ist umwelt- und leserfreundlich, da es weder
chlorhaltiges Papier noch einen Abgabepreis beinhaltet! ☺
1
ber den Lautsprecher in der Abflughalle wurde der Hamburg-
ÜBerlin-Flug aufgerufen, und Werner Holt schaute unwillkürlich
auf seine Armbanduhr.
»So froh, mich bald los zu sein?« fragte Inge und lachte ein biß-
chen zu fröhlich. Sie warf ihr blondes Haar mit einer leichten
Drehung ihres schmalen Halses über die Schulter zurück.
»Natürlich nicht«, sagte er.
»Ich flöge ja auch zu gern wieder einmal nach Berlin, aber mein
blöder Job…« Sie hob die zarten Schultern; Inge machte im Gegen-
satz zu Werner nur Innendienst bei dpa.
»Beim nächstenmal nehme ich dich mit«, versprach er und küßte
sie auf die Wange.
»Sag lieber nur vielleicht.« Sie lächelte.
Und unausgesprochen blieb zwischen ihnen wieder das, worüber
sie seit einem halben Jahr nicht mehr redeten – über ihre Heirat
und daß er Inge seinen Eltern immer noch nicht vorgestellt hatte.
Seit zwei Jahren lebten sie nun zusammen in Hamburg, und alle
zwei Monate besuchte Werner seine Eltern in Berlin, falls er nicht
beruflich verhindert war.
»Bleib brav, Ingelein«, sagte er aus alter Gewohnheit.
Und sie, ganz ohne Übergang und mit ernsten Augen: »Ich glau-
be, du wirst in Berlin nicht lange allein sein.«
»Wieso?« fragte er verblüfft.
»Kennst du diese Frau denn nicht, die da drüben, die dich so an-
1
starrt?«
Er folgte Inges Blick und ihrer leichten Handbewegung, doch er
sah nur noch eine Wolke dunkelroten Haares, als die Frau schnell
das Gesicht abwandte.
»Du siehst Gespenster, Ingelein.« Er grinste. »Du kennst mich
doch. Ich bin viel zu schüchtern, um mich an andere Frauen ran-
zuwagen.«
»Das wäre schön, aber ich glaube dir nicht, leider. Tschüß –«,
und damit ließ sie ihn schnell allein.
Er sah ihr noch sekundenlang nach, der jungenhaften Gestalt im
Jeansanzug. Inge wurde in diesem Jahr dreißig, und eigentlich war
es nur richtig, daß er sie heiratete – oder etwa nicht?
Im Flugzeug saß die Fremde direkt vor Werner Holt, aber die hohe
Lehne verbarg sie.
Nur wenn sie den Kopf wandte und durch das ovale Fenster
schaute, fiel ihr Haar nach vorn und leuchtete wie dunkles Kupfer
in der Sonne.
Er hatte ihr beim Abflug in Hamburg am Schalter den Vortritt
gelassen, und sie hatte ihn so angelächelt wie keine Frau mehr seit
Silvana.
Silvana, die er geliebt hatte und die vor fünf Jahren beim Surfen
verunglückt war, ertrunken, während er hilflos zusehen mußte. Es
war auf ihrer Hochzeitsreise geschehen, an der französischen Küste.
Und danach war er froh gewesen über jeden Reportage-Auftrag, der
ihn in fremde Länder führte, zu fernen Kontinenten, und er hatte
sich willentlich Gefahren ausgesetzt. Wer würde ihn denn schon
vermissen, wenn er nicht mehr da war? Ein paar Freunde viel
Weitere Kostenlose Bücher