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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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schlenderte er mit ihr Arm in Arm durch den Saal. Es wurde sofort offensichtlich, dass ihre Familie mit ihrer Kampagne gegen die beiden bereits begonnen hatte. Mehr als ein Mal wandten sich andere Gäste von Harry und Kate ab, wenn sie vorbeikamen. Einige der unbedeutenderen Mitglieder der Gesellschaft, die nur überlebten, weil sie wussten, woher der Wind wehte, waren von Kates zu Glynis’ Anhängern übergelaufen. Und ein paar kleinliche Eiferer begrüßten sie nicht mehr mit einem Lächeln, sondern mit einem kühlen Nicken. Wie nicht anders zu erwarten, zeigten die Rakes Präsenz und verhielten sich so, als wäre nichts geschehen.
    Kate sorgte sich nicht um sich selbst. Sie war um Harrys willen erbost, der ein viel wertvollerer Mensch war als der Großteil aller anderen Gäste hier im Ballsaal. Jedes Mal, wenn eine scharfzüngige Matrone ihn ansah und selbstherrlich die Augenbraue hochzog, konnte sie spüren, wie seine Anspannung wuchs, als würde er sich instinktiv gegen die Schläge wappnen.
    »Wie überaus wirkungsvoll, Harry«, sagte sie und erwiderte das Lächeln der jungen Lady Finster. »Du trennst heute Abend geschickt die Spreu vom Weizen.«
    »Ich glaube, du irrst dich, und es ist genau andersherum«, entgegnete er. »Ich scheine die Spreu zu sein.«
    »Unsinn. Wenn ein Mann, der bei Waterloo gekämpft hat, dich schneidet, werde ich das zur Kenntnis nehmen. Ansonsten gelingt es uns, ziemlich gründlich meine übliche Gästeliste neu zu gestalten.«
    Kate wurde durch die Tatsache ermutigt, dass die Freunde, die zu verlieren sie traurig gemacht hätte, auch jetzt zu ihr standen. Da alle anderen sie sowieso nie besonders interessiert hatten, war alles gut. Und natürlich hatte sie noch ihren treuen »Hofstaat«. Glücklicherweise verstand Harry, welche Stellung diese Gruppe von Verehrern einnahm – vor allem die sehr jungen Männer, die sie unsicher umkreisten.
    »Sie sind Poesie in Bewegung, Durchlaucht«, sprudelte der treu ergebene Tommy hervor und kniete neben dem Sessel, auf dem sie neben Bea Platz genommen hatte. »Wie könnte ich nur eine Note der Musik hören, während Ihr Glanz auf uns herabscheinte … gescheint … schien?«
    »Erntemond«, murmelte Bea.
    Kate lachte. »Meine Liebe, keineswegs. Die Natur hat nicht das nötige Kleingeld, um ein Vermögen an Diamanten zu tragen.«
    »Ich werde ein Gedicht schreiben«, verkündete der junge Luddy Clarke und presste die Hand auf sein Herz, während er seine Göttin anblickte. »Die legendäre Schönheit, die nach zehn langen Jahren mit der Rückkehr ihrer großen Liebe für ihre Treue belohnt wird. Ich werde es ›Die Rückkehr von Odysseus‹ nennen. Sehen Sie nicht, wie Ihre Geschichte der dieses großen Helden gleicht? Zehn Jahre lang ferngehalten, während die treue Penelope webt?«
    Kate bemerkte das Glitzern in Harrys Augen und erkannte die perfekte Möglichkeit, ihn von Ian abzulenken. »Oh Gott, Luddy, vergleichen Sie mich nicht mit Penelope«, widersprach sie. »Sie war eine dumme Person. Und sie hat zwanzig Jahre lang gewartet, Luddy, nicht zehn.«
    Harry lachte leise. »Ach Kate, du hast Die Odyssee einmal für das romantischste Buch der Literatur gehalten.«
    »Sie haben Die Odyssee gelesen?«, fragte einer der jungen Verehrer und wirkte ein bisschen verwirrt.
    »Auf Griechisch«, entgegnete Harry mit einem belustigten Funkeln in den Augen. »Sie liebt es, daraus zu zitieren.«
    Kate blickte ihn finster an. »Ich war erst fünfzehn Jahre alt. Und in diesem Alter findet man so ziemlich alles romantisch. Nachdem ich es näher betrachtet habe und« – sie sah Harry mit hochgezogenen Augenbrauen an – »und nachdem ich sehr viele eigene Erfahrungen gesammelt habe, finde ich, dass Penelope Odysseus – nach allem, was er ihr angetan hat – ihren eigenen Schweinen zum Fraß hätte vorwerfen sollen.«
    Jetzt hatten sie die Aufmerksamkeit des Publikums. Aber Kate konzentrierte sich auf Harry. Das Hochgefühl ihrer verbalen Auseinandersetzung prickelte wie Champagner in ihrem Blut.
    »Nach allem, was er ihr angetan hat?«, wiederholte Harry trocken. »Was denn? Den trojanischen Krieg zu gewinnen?«
    »Sei nicht albern. Ich spreche natürlich davon, wie schnell er nach Hause gekommen ist, um bei seiner kränklichen Mutter und seiner treuen Frau zu sein, die in all den Jahren – dumm, wie sie war – für ihn enthaltsam geblieben ist, während er mit jeder Sirene und Hexe auf der Erdhalbkugel seinen Spaß gehabt hat. Er hat sie nicht verdient,

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