Gefaehrliche Versuchung
die Löwen heraushalten können, doch man hatte ihr mitgeteilt, dass in einem Monat zu ihrem Fall eine Anhörung angesetzt war, und das raubte Kate die Ruhe. Sie und Harry trafen sich mit dem Anwalt, und der heuerte in der Hoffnung, etwas Rufschädigendes über Kates Verwandte herauszufinden, einen Detektiv an. Das Einzige, was ihr noch zu tun blieb, war, zum anberaumten Termin aufzutauchen und ihr Bestes zu geben, um ihrem Bruder nicht vor die Füße zu spucken, während sie sich auf geheiligtem gerichtlichem Grund befand.
Harry hatte behauptet, er müsse Kates Anspannung lösen, und die vergangene Nacht damit verbracht, Kates erotischen Horizont zu erweitern. Kate war noch angespannter als zuvor. Sie konnte nicht lügen und sagen, sie würde das sinnliche Festmahl, das Harry ihr ins Bett brachte, nicht mögen. Er hatte Stunden damit zugebracht, ihren Körper auf Arten zum Leben zu erwecken, die sie sich bisher nicht hatte vorstellen können. Vorsichtig und großzügig hatte er sie mit Aufmerksamkeit überschüttet. Es war ein Wunder gewesen, die Freuden wiederzuentdecken, die sie einst miteinander erlebt hatten, und sie hatte Harry gern die Lust und das Vergnügen zurückgegeben, die er ihr geschenkt hatte.
Nur eine Sache verhinderte den ganz großen Genuss. Sie gingen noch immer nicht so weit, miteinander zu schlafen. Angesichts der Tatsache, wie viel besser er ausgestattet war als Murther, konnte sie sich nicht vorstellen, wie sie ihn in sich aufnehmen sollte, ohne auseinanderzubrechen. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, wie ein Mann beim Liebesakt je zärtlich, nett oder aufmerksam sein konnte. Und ganz sicher nicht, wenn es bei dem Akt um Beherrschung und Unterwerfung ging.
Das Problem war, dass sie es einfach nicht wusste. Und egal, wie sehr Harry sie befriedigte und Empfindungen in ihr auslöste, von denen sie niemals geglaubt hätte, sie zu spüren, oder wie oft sie mit ihm Höhepunkte der Lust erlebte, die ihr den Atem, den Verstand und die Sinne raubten – wenn sie anschließend in seinen Armen lag, fühlte sie sich noch immer … unvollkommen. Irgendwie um etwas betrogen. Und sie wusste nicht, wie sie ihn um mehr bitten sollte. Vor allem weil sie, sobald er ihr zu nahe kam, wie ein Feigling in Panik verfiel und Zuflucht darin suchte, ihn mit den Händen zu verwöhnen.
Also gab sie vor, mit dem zufrieden zu sein, was sie bekam. Sie ignorierte die Tatsache, dass sie erst ganz allgemein über ihre Zukunft gesprochen hatten, wodurch sich alles, was sie tat, noch gefahrvoller anfühlte. Vor allem, sich Harry hinzugeben. Er hatte schon genug Kontrolle über ihr Leben. Wie konnte sie zulassen, dass er weiterhin die Führung übernahm? Es gab immer noch Dinge, die sie tun musste, Orte, an denen sie sein musste – und ihre Bediensteten weigerten sich, sie ohne die Erlaubnis des Herrn gehen zu lassen.
Der Herr. Wie sie das Wort hasste, auch wenn es nicht mehr als eine Höflichkeitsform war. Für sie beinhaltete es unausgesprochene negative Erinnerungen. Und dann war auch noch eine ihrer wenigen Freundinnen abgereist, und sie musste in den kommenden Tagen ihren Weg allein gehen. Der, wie sie hoffte, mit ihrem öffentlichen Auftritt mit Harry im Theater beginnen und enden würde.
Zumindest , dachte sie, als sie an Chuffys Arm die breite Treppe hinaufging, gibt mir das die Gelegenheit, Harrys Freunde auszuhorchen. »Gibt es Neuigkeiten wegen Ian Ferguson?«, fragte sie und hatte die Stimme gesenkt, damit nur Chuffy sie hören konnte.
Chuffy verzog gequält sein freundliches Gesicht und schob die Brille die Nase hinauf. »Fürchterliche Sache. Verstehe es nicht. Großartiger Kerl.«
»Kann es ein Missverständnis gewesen sein?«
»Hoffe es. Es ist schon schlimm genug für Fergusons Schwestern, ohne dass er Vaterlandsverräter geschimpft wird. Gute Mädchen, wie ich höre. Sie haben das nicht verdient.«
Kate sah ihn an. »Sind sie in der Stadt?«
Er zuckte mit den Schultern. »Sie können sonst nirgends hin. Der Cousin erbt alles. Sie kommen nicht miteinander zurecht.«
Sie nickte. »Ich werde versuchen, bei ihnen vorbeizuschauen.«
Chuffys Lächeln war engelsgleich. »Sie sind ein guter Mensch, Lady K. Würde ja selbst gehen, aber ich bin nie vorgestellt worden. Geziemt sich nicht, ausgerechnet jetzt dort zu erscheinen. Doch wenn Harry in Horse Guards nicht lockerlässt, können wir ihnen hoffentlich bessere Neuigkeiten übermitteln. Habe allerdings noch eine Frage. Wegen des Verses.«
Kate sah
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