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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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oder? Selbst die tiefgreifende Erfahrung der vergangenen Nacht konnte die Geister nicht vertreiben.
    Ganz unten in der Kiste lag ein kleiner Stapel mit Stiften, einem Behältnis für Sand, Siegelwachs und einem Brieföffner in der Form eines Bischofsstabes. Als Kate die Gegenstände herausnahm, um sie auf die Liste zu setzen, erblickte sie eine Schmuckschatulle. Hm, dachte sie, ob Onkel Hilliard eine Geliebte gehabt hatte, von der ihre Tante nichts wissen durfte? Gab es geheime Treffen im Pfarrhaus oder ein ordentliches kleines Haus in Chelsea?
    Doch als sie die Schmuckschatulle öffnete, fand sie darin nichts als ein paar Krawattennadeln. Sie hätte es wissen müssen. Onkel Hilliard hätte sein Geld niemals an einen anderen Menschen verschwendet. Kate legte die Stifte zur Seite und betrachtete jede einzelne Krawattennadel ganz genau. Ein Topas, ein Onyx, ein Schiff, das das Wappen der Livingstons nachbildete und einen Diamanten am Bug hatte. Außerdem eine Nadel, die mit einem großen rund geschliffenen und bedruckten Karneolstein verziert war, der wie ein Siegel aussah. Vielleicht eine Nachbildung des Siegels der Familie Livingston – für den zweiten Sohn, der neidisch auf den Rang seines Bruders war?
    Um sicherzugehen, stand Kate auf und lief in die Bibliothek, wo sie ein Vergrößerungsglas aufbewahrte.
    »Hast du etwas gefunden?«, fragte Harry, als sie zurückkam.
    »Ich bin mir sicher, dass ich nichts gefunden habe«, erwiderte sie und ließ sich in ihren Sessel fallen. Dann nahm sie die Krawattennadel zur Hand. »Es ist nur meine verdammte Neugierde, die …«
    Unter der Lupe wurde der Karneolstein deutlich sichtbar. Kate bekam eine Gänsehaut: eine Tudor-Rose. Wo hatte sie erst kürzlich eine Tudor-Rose gesehen? Und die Rose war von einer Inschrift umrahmt.
    » Non omnis moriar. « Die Gänsehaut breitete sich aus. Sie kannte diese Worte. Warum kannte sie das Zitat? Nicht alles von mir wird sterben. Aber es war falsch. Woher wusste sie das?
    Harry blickte ihr über die Schulter. »Ein Familienwappen?«
    »Nein. Unser Familienwappen zeigt ein Segelschiff mit dem Spruch Audere semper. Wage immer. «
    Sie hob die Krawattennadel und die Lupe für ihn hoch. »Doch ich kenne das hier. Es ist noch nicht lange her, dass ich das Symbol gesehen habe, und ich kenne den Spruch. Aber sie passen nicht zueinander. Wo habe ich …«
    Harry hob das Vergrößerungsglas und beugte sich über die Krawattennadel. Plötzlich atmete er scharf aus.
    »Oh, mein Gott!«, keuchte Kate im selben Moment, als er aufblickte.
    » Richmond Hills Asylum «, sagte er angespannt. »Der Verwalter trug einen Ring mit der Tudor-Rose. Aber das Zitat stimmt, Kate. Es stammt von Horaz.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich meine, ja, es stimmt, doch es kommt auch noch woanders vor. In einem Gedicht.« Die Augen aufgerissen und mit hämmerndem Herzen, packte sie Harry am Arm. »Harry. Ich glaube, wir haben den Vers gefunden.«

Kapitel 19
    Sie packten, um endlich nach Eastcourt zu reisen. Sobald Drake gekommen war, um die Krawattennadel abzuholen, verkündete auch Grace, dass es für sie an der Zeit sei, nach Hause zurückzukehren. Kate wollte sie davon abhalten. Ihr missfiel die Vorstellung, dass Grace in ein leeres Haus kam, obwohl sie in Eastcourt von Freunden umgeben sein konnte. Aber Grace hatte Angst, Diccan in die Arme zu laufen, ehe sie dazu bereit war, und Kate konnte das nur zu gut verstehen. Und so verabschiedeten Kate und Bea zu einer Zeit, zu der sie eigentlich beim Tee hätten sitzen sollen, ihre Freundin und geleiteten sie zur Kutsche der Murthers, in der sie nach Hause reisen würde.
    Kate war froh, so beschäftigt zu sein, dass sie nicht lange über Grace’ Abreise nachgrübeln konnte, oder darüber, was passieren würde, wenn sie und Bea Harry sein neues Zuhause zeigen würden. Würde er sich in das Haus verlieben? Würde er es hassen und noch schneller versuchen, wieder abzureisen? Würde sie ohne ihn dort leben können?
    Die einzige gesellschaftliche Verpflichtung, die sie noch zu erfüllen hatten, war eine Theatereinladung von Chuffy. Es gab eine neue Schauspielerin, die den fantasievollen Namen Mardryn trug und die ihr Debüt in dem Melodram Lover’s Vows – Liebesschwüre geben sollte. Harry hatte die Einladung angenommen, ohne Kate zu fragen. Sie war enttäuscht, obwohl sie zur Abwechslung auch gern einmal jemand anders in einem Melodram leiden sehen wollte.
    Der Chancery Court hätte Kate bei den Untersuchungen über

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