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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Mensch hat die Wahl«, erinnerte sie ihn. »Du könntest mir und nicht einem berühmt-berüchtigten Attentäter glauben.«
    »Und du könntest uns helfen herauszufinden, warum er überhaupt solche Anschuldigungen in die Welt gesetzt hat.«
    »Ich würde es gern tun, wenn es wirklich das wäre, was du willst. Aber du willst eigentlich nur sehen, wie ich gedemütigt werde, und dazu bin ich gerade nicht in der Stimmung.«
    »Der Chirurg hat es gesagt, bevor er gestorben ist«, warf Harry ihr vor. »Er meinte, dass du im Besitz des Verses und in die ganze Angelegenheit verwickelt wärst. Diccan hat es mir selbst gesagt.«
    Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder der Kerze zu. »Der Chirurg hat gelogen.«
    Harry rührte sich nicht. Er sagte nichts. Trotzdem hätte Kate schwören können, sein Misstrauen hören zu können.
    Gut. Sollte er doch glauben, was er wollte. Das hatte er schon immer getan.
    »Wenn du dieses Zimmer so schön findest«, sagte er, »dann wirst du einfach hierbleiben, bis du dich entscheidest, mit uns zusammenzuarbeiten.«
    Sie hoffte, dass er den Schauder nicht bemerkte, der durch ihren Körper jagte. »Je länger du mich festhältst, desto größer sind deine Chancen, dass ich diese Geschichte in ganz London verbreiten werde.«
    »Du würdest nur zum Stadtgespräch werden.«
    Sie lachte und stellte erleichtert fest, dass das Lachen scharf und trocken klang. »Wo hast du in der letzten Zeit gesteckt, Harry? Ich war schon immer das Stadtgespräch. Ich bin die Frau, auf die Mütter zeigen, wenn sie ihren Töchtern erklären wollen, wie man sich nicht benimmt.«
    »Jetzt lass es nicht so klingen, als würdest du darunter leiden und wärst das Opfer. Du hast dir dein Leben selbst ausgesucht.«
    »Das stimmt allerdings. Und es hat nichts mehr mit dir zu tun.«
    Nun lachte er. »Wie sehr ich mir wünschen würde, dass das der Wahrheit entspricht. Ich sollte eigentlich aus dem Militär ausscheiden und nach Hause reisen. Zehn Jahre lang habe ich darauf gewartet. Zehn Jahre, in denen es kein anderes Ziel gab, als lange genug zu überleben, um auszusteigen, das Nötigste in einen Rucksack zu stopfen und die Welt zu bereisen. Allein, ohne Kommandanten, Feinde oder verlogene, manipulative Frauen, die mich davon abhalten, ausnahmsweise einmal das zu tun, was ich möchte. Du bist der Grund dafür, dass sich all das verzögert, Kate. Das ist nicht so schlau.«
    Wieder kam er ihr näher, als könnte er gar nicht anders. Er trat so dicht an sie heran, dass sie seine Hitze spüren konnte. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut beinahe schmecken. Eine ganze Weile stand er da, sagte nichts, rührte sich nicht. Aber er schien sie mit Empfindungen, Erinnerungen und der verlorenen Hoffnung der Jugend zu bedrängen.
    Ausnahmsweise machte es ihr nichts aus. Er lenkte sie ab, löste in ihr einen harmonischen Nachklang aus, der ihren Körper von innen heraus zum Leuchten zu bringen schien. Ihre Haut kribbelte, ihr Blut floss langsamer. Wärme breitete sich in ihrer Mitte aus, und ihre Nippel richteten sich fast sehnsüchtig auf.
    Für einen Moment, für einen langen, herrlichen Moment, vergaß sie die Kerze, die Dunkelheit, die endlosen Stunden bis zum Morgen. Sie vergaß Harrys Feindseligkeit und die unmögliche Aufgabe, die er ihr gestellt hatte. Für diesen einen Augenblick erlebte sie noch einmal eine überwältigende Lust, die in der Erinnerung an einen längst vergangenen Sommer weiterlebte, als sie es noch nicht besser gewusst hatte.
    Dann wich Harry zurück, und die Verbindung riss ab. Kate wäre beinahe erschaudert, als sie den Verlust verspürte. Mit einem Mal kam ihr der feuchte Raum kälter und leerer vor als je zuvor. Ihr fiel alles andere, was sie für einen Moment ausgeblendet hatte, wieder ein, und sie erinnerte sich daran, wer sie war. Was sie war. Und was sie nicht war.
    »Deine Kerze erlöscht gleich«, stellte Harry fest. »Willst du eine neue haben?«
    Sie war stolz auf sich. Sie zuckte nicht mit der Wimper und zeigte nicht, wie verzweifelt sie war. »Du meinst, wenn ich dir helfe, wirst du mir helfen?«
    Sie hätte schwören können, seine Zähne knirschen zu hören.
    »Ich gebe dir bis zum Mittag Zeit«, sagte er, und sie nahm die Verwirrung in seiner Stimme wahr. »Wenn du dann nicht kooperierst, werden die Samthandschuhe ausgezogen.«
    Als sollten seine Worte damit unterstrichen werden, fing die Kerzenflamme durch Harrys Bewegung an zu flackern und ging dann aus.
    Lass mich nicht im Dunkeln

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