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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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verteilen und jede Einzelne anzuzünden, damit sie auch die letzten Schatten vertreiben konnte. Doch sie wusste es besser und hütete sich, diesem Wunsch nachzugeben. Harry konnte genauso gut die Anweisung geben, ihr die Kerzen wieder wegzunehmen. Also zündete sie zwei Kerzen an und steckte den Rest ein, bis sie sie irgendwo verstecken konnte, wo Harry sie niemals finden würde.
    Es half ihr, dass die Dämmerung bereits vorbei war. Nicht dass sie es hätte sehen können. Aber sie konnte es tief in sich spüren, eine primitive Uhr, die ihr Innerstes, ihre Sinne weckte und die Ungeheuer verbannte. Das Licht durchströmte ihr Blut und löste ein Gefühl der Unbekümmertheit in ihr aus. Freiheit, selbst wenn es nur eine Illusion war, erfüllte sie.
    »Mudge ist deinen Reizen gegenüber unempfänglich, Kate«, sagte Harry, der in der Tür stand.
    Bewusst beachtete sie ihn nicht. Ihre Aufmerksamkeit war noch immer auf Harrys unwahrscheinlich hübschen Offiziersburschen gerichtet, der dastand und sie anstarrte, als wäre sie ein exotisches Tier, das er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. »Wie alt bist du, Mudge?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. Die grüne Grenadiersuniformjacke verzog sich seltsam über seinen Schultern. »Bin mir nicht sicher, Ma’am. Zwanzig?«
    Sie nickte und warf ihm ein offensichtlich aufgesetztes Lächeln zu. »Ein gutes Alter. Das Alter des Staunens. Das Jahrzehnt der Entdeckungen. Du würdest es lieben, für mich zu arbeiten, Mudge. Du würdest sehr interessanten Menschen begegnen. Interessante Orte kennenlernen. Interessante Dinge tun. «
    Sie wusste, dass sie den Jungen nicht so quälen sollte. Er war ihr nicht gewachsen. Harry hingegen schon, und er war anscheinend wütend auf sie. Je mehr er die Augenbrauen zusammenzog, desto übermütiger wurde sie.
    »Zum Beispiel«, fuhr sie fort und beugte sich näher zu Mudge, »weißt du, was ich kürzlich von Josephine Bonaparte erworben habe? Nun ja, nicht aus ihrer eigenen Hand. Die arme Frau. Sie ist gestorben, ehe ich das Vergnügen hatte, sie persönlich kennenzulernen. Ich halte das für eine Tragödie.« Sie seufzte und wusste genau, was das für ihr Korsett bedeutete. »Wenn ich an die Geheimnisse denke, die wir hätten teilen können – sie, die Geliebte des habgierigsten Herrschers unserer Zeit, und ich …«
    Leise lachend, zog sie die Augenbrauen hoch. Mudge lächelte. Sie brauchte niemanden, der ihr erklärte, wie distanziert dieses Lächeln war. Mudge war tatsächlich unempfänglich für ihre Reize. Sie war froh. Sie mochte den Jungen.
    »Tu es nicht«, warnte Harry sie.
    Lächelnd wandte sie sich ihm zu. »Du willst es nicht wissen, Harry? Nach all den Anstrengungen, die du im Laufe der Jahre unternommen hast, um meinen Ruf zu festigen – zumindest in deinem eigenen Kopf? Natürlich willst du es wissen.«
    Sie rührte sich nicht, drehte sich nicht von dem Mann weg, der ihr Leben bestimmt hatte. »Ich habe es von ihrem Anwesen«, sagte sie strahlend. »Josephines. Ihr Besitz wurde versteigert … es ist ein kunstvoller Standspiegel.« Sie wandte sich Mudge zu und beugte sich so weit zu ihm vor, als wollte sie ihm ein Geheimnis anvertrauen. »Weißt du, was das ist, Mudge?«
    Mudge schüttelte den Kopf und wirkte wie jemand, der solch eine Vertrautheit genoss. »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie es mir gleich verraten, Ma’am.«
    Sie lächelte betont anzüglich. »Ein Standspiegel«, erklärte sie mit ruhiger, tiefer Stimme und untermalte ihre Worte mit Gesten, »ist ein ovaler Spiegel, der zwischen zwei Holzsäulen aufgehängt ist. Ein großer … ovaler Spiegel. Das Neue daran ist, dass ich mich darin« – sie strich mit den Händen an ihrem Körper entlang und lächelte noch immer – »ganz sehen kann. Von Kopf bis Fuß. In einem Stück. Skandalös, findest du nicht? Ich habe ihn in meinem Boudoir aufgestellt.«
    »Mudge«, unterbrach Harry sie.
    Der Junge zuckte zusammen und drehte sich um, als hätte er vollkommen vergessen, dass Harry auch noch da war.
    »Hast du die Vorräte besorgt?«, fragte Harry.
    Mudge blinzelte verwirrt. »Ja, Sir.«
    Harry nickte. »Wie wäre es dann mit etwas zu essen? Die Männer werden hungrig sein.«
    Mudge wippte mit den Kopf und wandte sich dann zu Kate um. Er verbeugte sich knapp und ziemlich unbeholfen, was ihn in Kates Augen nur noch liebenswerter machte. »Durchlaucht.«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen, als wäre er ein Viscount beim morgendlichen Besuch. »Es war mir ein

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