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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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unter einem Dach leben musste. Unser Zuhause war vielleicht nicht so groß, doch du kannst nicht abstreiten, dass es voller Leben war.«
    Kate lachte. Mit einem Mal erfasste sie Wehmut. »Chaos. Daran erinnere ich mich. Ungezügeltes Chaos.« Meistens war es mit Lachen einhergegangen. »Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich bei der Gestaltung von Eastcourt ganz klar von deiner Mutter habe inspirieren lassen. Vor allem in der Küche.«
    Sie legte eine weitere Akte beiseite. Harry sah zu ihr. »Erzähl mir von Eastcourt. «
    Kate hielt inne. »Oh, ich denke, es wird dir gefallen. Es ist ein weitläufiges altes Anwesen, aus Cotswold-Sandstein errichtet, mit Dachgauben und einem reizenden kleinen Bauerngarten. Als ich es sah, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, nach Hause zu kommen.«
    Sie konnte sich ganz genau an den Moment erinnern, als sie aus der Kutsche gestiegen war und zu dem Haus aufgeblickt hatte, das so unordentlich und heiter gewirkt hatte wie eine exzentrische alte Dame. Endlich, hatte sie gedacht. Sie weinte nur sehr selten, doch in dem Moment hatte sie es sich erlaubt, einige Tränen zu vergießen.
    »Kein Wunder, dass dir so viel daran liegt und du es so vehement verteidigst.«
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Edwin hat keine Ahnung, auf welchen Kampf er sich da eingelassen hat. Eastcourt bedeutet mir alles.«
    Als sie die Worte ausgesprochen hatte, wusste sie, dass es nicht stimmte. Nicht mehr. Sie wollte, dass Harry das Anwesen sah und dass er es genauso liebte wie sie. Zum ersten Mal wollte sie, dass ein Mann ihr Zuhause mit ihr teilte – und das beunruhigte sie. Allerdings nicht so sehr wie der zurückhaltende Ausdruck auf Harrys Gesicht. Er sah aus, als wäre er gerade gegen eine Wand geprallt. Kate hatte plötzlich Angst und konnte nicht einmal genau sagen, warum.
    »Erzähl mir, wohin du einmal reisen möchtest«, sagte sie aus einer vagen Vermutung heraus.
    Augenblicklich schoss sein Kopf hoch, sie sah Schuldgefühle in seinem Blick und befürchtete, dass er in Eastcourt niemals sein Zuhause sehen könnte.
    »Ich würde in Europa starten«, sagte er und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Arbeit, als könnte er Kate nicht mit den Träumen konfrontieren, von denen er glaubte, dass sie ihm allmählich entglitten. »Lissabon, Porto, Madrid, Salamanca. Ich möchte zur Abwechslung einmal Städte besuchen, die sich nicht im Belagerungszustand befinden. Paris, Prag, Rom. Es gibt so viel großartige Architektur, die ich mir ansehen und studieren könnte. Jahrhunderte außergewöhnlicher Baukunst. Und danach würde ich die mohammedanischen Architekten studieren, die Hindus, den Fernen Osten. Es gibt so vieles zu lernen.«
    Die Worte schienen schwer wie Steine in Kates Herz zu sinken. Er klang so wie sie, wenn sie über Eastcourt sprach: verträumt, leidenschaftlich, betört. Eine ganze Weile konnte sie ihn nicht einmal ansehen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre Kiste und dachte über die Idee nach, mit ihm die Welt zu bereisen. Sie wollte es sich genauso erträumen wie er. Sie wollte kaum erwarten können, was sich hinter der nächsten Ecke verbarg, wollte die italienische Sonne genießen, sich an der Leidenschaft laben, mit der er sich das Pantheon ansah wie ein Lebemann eine schöne Frau.
    Aber die Vorstellung machte ihr Angst. Gerade erst hatte sie ihr Zuhause gefunden und es nach ihren Wünschen gestaltet. Wie sollte sie es wieder verlassen? Wo würde sie sich sicher fühlen? Und was würde aus Bea, Thrasher und Finney werden?
    »Und danach?«, fragte sie und bemühte sich, unverbindlich zu klingen. »Hast du nicht vorgehabt zu studieren?«
    Die Akte in der Hand, hielt er inne, als hätte er einen Schlag bekommen. »Studieren. Ja, ich glaube, das werde ich. John Nash hat einige meiner Arbeiten gesehen und mir einen Platz angeboten. Er arbeitet an den Plänen für die Regent Street.«
    Kate hätte beinahe reagiert. Perfekt!, wollte sie sagen. Bleib hier und lerne. Baue dir dein neues Leben und deine neue Welt von Eastcourt aus auf. Es erschreckte sie, wie sehr sie sich das plötzlich wünschte.
    »Das ist komisch«, sagte er. »Es ist so lange her, dass ich an etwas anderes gedacht habe als daran, die Armee und das vertraute alte England so weit wie möglich hinter mir zu lassen, dass ich es mir kaum vorstellen kann.«
    Kate sah die nackte Sehnsucht in seinen Augen und dachte an die Albträume. Sie wandte sich ab. Das konnte sie ihm nicht nehmen,

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