Gefaehrliche Versuchung
gewachsen«, stimmte Kate zu und zog ihren Ehemann zu einem schallenden Kuss zu sich herunter. Er musste grinsen. Es reichte, um die Anspannung zu lösen.
Kate hätte gedacht, für diesen Abend vor ihrer Familie Ruhe zu haben. Doch eine Stunde später wurde sie wieder angesprochen. Sie folgte, zusammen mit Harry, den anderen zum Ausgang und drehte sich gerade zu Chuffy um, um ihm für den Abend zu danken, als sich praktisch aus dem Nichts eine Wolke aus weißem Musselin und weißblonden Haaren in ihre Arme stürzte.
»Tante Kate! Oh, ich bin so froh, dass du hier bist. Du hast natürlich schon von Adam gehört. Du musst ihn kennenlernen. Sie auch, Lady Bea. Oh, und Sie müssen der Major sein.« Ihre grünen Augen funkelten verschmitzt, als sie Harry anlächelte. »Ich habe schon so viel von Ihnen gehört. Kommt!«
Und bevor Kate protestieren konnte, zog Kates Nichte Elspeth sie lachend den Flur entlang. Mit einem Blick zurück, um sicherzugehen, dass Harry ihnen auch folgte, fügte Kate sich Elspeth’ ausschweifendem Monolog über ihre Verlobung, ihren Verlobten und ihre Pläne für die Hochzeit.
»Mama veranstaltet ein Wochenende auf dem Land, bei dem beide Familien sich kennenlernen sollen. Ich muss zugeben, dass es mir Angst macht.« Sie beugte sich näher zu Kate und flüsterte: »Lady Chatham ist ein ziemlicher Drachen. Verglichen mit ihr, wirkt meine Mama geradezu friedfertig.«
Kate lachte. »Lass sie das nur nicht hören«, warnte sie Elspeth. »Du begibst dich auf dünnes Eis, wenn du Umgang mit mir pflegst. Sollte sie dich erwischen, wird sie uns vermutlich beide in siedendes Öl werfen.«
Kate konnte es nicht verstehen. Ihr eigener Vater war vernarrt in ihre Geschwister gewesen, und doch waren sie nun hochmütig und unfreundlich – besonders ihr gegenüber. Trotzdem hatten Edwin und Glynis zwei reizende Töchter und einen treuen Sohn, die sie sehr mochte. Andererseits war ihr Kindermädchen eine trügerisch stille Person mit dem Kopf voller Mathematik und griechischen Helden gewesen.
»Also, Kate, das hier ist Adam. Ich bestehe darauf, dass du ihn vergötterst.«
Kate lächelte, als sie dem ehrenwerten Adam Thorne vorgestellt wurde. Der junge Mann war schlaksig, hatte rote Haare und ein offenes, fröhliches Lächeln. Er strahlte die zierliche Elspeth an und verbeugte sich vor Kate.
»Durchlaucht«, sagte er und ergriff Kates Hand.
Kate blickte ihn mürrisch an.
Elspeth lachte. »Meine Tante ist wieder verheiratet, Adam. Sie heißt jetzt Lady Lidge.« Elspeth beugte sich erneut zu Kate vor. »Sehr gut, übrigens. Meinen Eltern wären beinahe ein paar Äderchen im Kopf geplatzt, als sie die Neuigkeiten gehört haben. Ich habe die Gesichtsfarbe nicht mehr an ihnen gesehen, seit mein Bruder Michael von seiner Geliebten erpresst worden ist.«
Kate lächelte. »Hör auf damit, du kleine Göre. Du solltest nicht in diesem Ton über deine Eltern sprechen. Es ist nicht deine Aufgabe, sie wütend zu machen. Das ist meine.«
»Tja, das kann auch niemand besser als du«, stimmte das Mädchen ihr zu und hätte beinahe eine Pirouette gedreht. »Komm zu unserem Wochenende, Kate. Ohne dich wird es sterbenslangweilig.«
Kate sah sie bemüht ernst an. »Also willst du, dass ich mich auf dem Altar der Familie opfere, damit dir nicht langweilig wird?«
Elspeth riss ihre großen grünen Augen auf. »Aber ja. Denn wenn mir langweilig wird, kann ich unwiderstehlichen Impulsen nur sehr schwer widerstehen.«
Kate hatte nicht bemerkt, dass Harry zu ihnen gekommen war, bis sie ihn lachen hörte. »Sie ist eindeutig mit meiner Kate verwandt.«
Die Begrüßung ging ohne Zwischenfälle vonstatten, und Kate spürte, dass sie ein bisschen eifersüchtig auf das verliebte Paar war. »Und hört, ihr beide«, sagte sie und hielt beide an der Hand, »falls ihr während des ganzen Wahnsinns eine Zuflucht braucht, wisst ihr ja, wo ich wohne. Ich werde euren Eltern niemals etwas verraten.«
Elspeth’ Lachen klang wie ein Wasserfall. »Darf ich das anrüchige Bild mal sehen?«
»Auf gar keinen Fall«, erwiderte Kate ebenfalls lachend. »Darauf sehe ich aus wie eine Kuh. Und jetzt ab mit euch beiden, ehe deine Mutter uns dabei erwischt, wie wir uns gegen sie verschwören.«
Ein paar Minuten später geleitete Harry Kate durch die Menge. »Ich bin sehr froh, dass deine Mutter dafür gesorgt hat, dass du die Smaragde bekommst«, sagte er mit gesenkter Stimme.
Kate sah ihn an und bemerkte ein sanftes Lächeln in seinen Augen.
Weitere Kostenlose Bücher