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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Bart. »Ihr werdet Euch vielleicht daran erinnern, Baskon. Die Priester des Lichts schufen damals einen Gong als Waffe gegen die Wardu. Ich habe die letzten Jahrhunderte genutzt, um diese Erfindung zu verfeinern.«
 
    Ungläubig blickte Wito von Baskons Überresten zu dem Zauberer. »Aber wie ...?«, setzte er an.
    Gulbert blickte lächelnd auf ihn herab. »Ich sehe, ihr Finstervölker habt die Ursachen für eure Niederlage nicht hinreichend erforscht. Eine Einstellung, die ich höchst nachlässig finde.« Mit einer ausholenden Geste wies er auf Baskons Rüstung. »Leuchmadan versprach seinen treuesten menschlichen Gefolgsleuten ewiges Leben, wenn sie im Gegenzug sein Herz bewachen. Tatsächlich aber tötete er ihre sterblichen Leiber und fing den reinen Klang ihrer Seelen im Silber des Kästchens, in dem das Herz ruhte. Von dort aus konnte er den Klang immer wieder in die Welt hinausschicken, und die Seelen seiner Gefolgsleute ergriffen Besitz von allem, was sie zum Schwingen brachten.«
    Wito nickte. »Ich ... weiß«, sagte er. »Aber ... dieser Klang ...« Er zeigte auf den Bronzegong.
    Gulbert hob die Scheibe hoch. »Ach ja, mein kleines Artefakt ... Weißt du, Gnom, ein jeder Klang hat einen Gegenklang. Das fanden die Priester zu Zeiten des großen Krieges heraus. Sie schufen einen gewaltigen Gong, der die Gegenklänge zu allen sieben Wardu in sich barg. Wenn dieser Gong geschlagen wurde, verbreitete sich sein Hall und löschte die Seelenklänge von Leuchmadans Getreuen aus. Das Metall, das sie belebten, blieb tot und gereinigt zurück, und die Wardu waren gebannt.«
    Gulbert schwang sein Instrument locker mit zwei Fingern. »Natürlich war dieser Gong vor tausend Jahren eine plumpe Waffe. Ich hätte ihn nicht in meinen Taschen unterbringen können, selbst wenn ich ein Taschentier gehabt hätte wie eure tote Albe. Ein nützliches Geschöpf übrigens. Wir haben es gefunden, als wir Chaspard herausholten ... Ich habe die Macht jenes großen Gongs in meinem kleinen Gong gesammelt. Leider kann ich damit nicht alle sieben Wardu zugleich bekämpfen, und sein Hall reicht auch nicht so weit. Dafür aber kann ich den Klang ändern, indem ich die Scheiben drehe. Ich stelle ihn auf den Wardu ein, der mir im Wege ist, und ...«
    Er hob den Gong wieder, griff den Klöppel und schlug ein drittes Mal. Wito wich zurück und hielt sich die Ohren zu. Der Klang vibrierte in seinem Innersten wie die Aura eines Wardu, nicht so grauenerregend, aber schmerzhaft. Baskons Rüstungsteile erzitterten auf dem steinernen Boden. Dann lagen sie still da. Von dem mächtigen Wardu war nichts geblieben als ein Haufen verstreutes Blech.
 
    »Natürlich ist das nichts Endgültiges«, stellte Gulbert mit einem Achselzucken fest. »Die Seelenklänge der Wardu sind ja in dem Kästchen verwahrt, so dass sie jederzeit in die Welt zurückkehren können. Zumindest, solange das Kästchen nicht durch Seide oder Magie abgeschirmt ist. Aber das ist nicht mehr von Belang.«
    Er wandte sich dem Tisch zu, legte die Bronzescheibe weg und ergriff das Kristallfläschchen mit dem Blut der Erde. Diese Aufmerksamkeit sprach seiner zur Schau gestellten senilen Schwatzhaftigkeit Hohn. Gulbert hielt die Phiole hoch gegen die leuchtenden Linien an der Decke. Wito griff nach seinem Messer.
    Nein, entschied er. Er konnte den alten Zauber nicht im Kampf besiegen. Aber er musste etwas tun!
    »Das Blut. Wie schön!«, stellte Gulbert fest. »Das spart mir einen kleinen Weg, und ich muss meinen alten Rücken nicht über die Quelle beugen. Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja - bedauerlicherweise mangelt es Baskon wohl an Gelegenheit für eine triumphale Rückkehr.«
    Wito spannte sich an. Was wollte der Zauberer mit dem Blut in der Phiole? Reichte diese kleine Menge schon aus, um das Artefakt zu vernichten?
    Gulbert zog den Pfropfen aus dem Fläschchen und griff dann erneut unter seine Kutte. Er holte einen winzigen Schlüssel hervor und tropfte etwas vom Blut aus der Phiole darauf. »Chaspard, wenn du mir bitte das Kästchen anreichst ...«
    Er schob den Schlüssel in das Schloss der Schatulle und drehte ihn herum. Oh, dachte Wito. Leuchmadans Kästchen war auf dieselbe Weise gesichert wie der Zugang zu seinem Hort. Das Schloss konnte geöffnet werden, wenn man es mit dem Blut der Erde benetzte!
    Gulbert schlug den Deckel zurück. Wito reckte sich, um zu sehen, was darin lag. Chaspard hatte dem Zauberer das Kästchen entgegengestreckt, und erst, als der Wichtel es

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