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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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wissen, was geschehen war. Was sollte sie noch glauben?
    Man beobachtete sie ständig. Osira’h und ihre Brüder und Schwestern bemühten sich, die Dobro-Mentalisten und Angehörigen des Linsen-Geschlechts zu beeindrucken. Sie alle waren für einen bestimmten Zweck geboren; einem von ihnen musste es gelingen, die Kommunikationsbarriere zwischen Ildiranern und Hydrogern zu durchdringen. Tag für Tag strengten sie sich an und sanken abends geistig erschöpft ins Bett.
    Osira’h lauschte und beobachtete, fand aber keinen Ausweg aus ihrem Dilemma. Sie würden den Ildiranern geben, was sie wollten… in der Hoffnung, dass sie irgendwann einsahen, wie falsch dies alles war.
    Als es jenseits der gut erleuchteten ildiranischen Siedlungen und der eingezäunten Zuchtstation dunkel wurde, saßen Osira’h und ihre Geschwister auf einer Matte. Einer der Mentalisten hatte auf einem Beobachtungsstuhl Platz genommen und verfolgte ihre Übungen. Sie sprachen nicht. Die beiden Jüngsten schlossen die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Die anderen ließen sie offen und kehrten den Blick nach innen.
    Osira’h wusste, worauf es dabei ankam. Als sie sich des inneren Auges bewusst geworden war, konnte sie es von ihrem Körper lösen und den Blick nach draußen richten, auch über die Grenzen der ildiranischen Siedlung und des umzäunten Lagers hinaus, in dem die Nachkommen von menschlichen Gefangenen lebten. Jahrelang hatte sie nicht im Traum daran gedacht, dass sich dort ihre Mutter befand, so nah… Sie war immer wieder vergewaltigt und gequält worden, und schließlich hatte man sie getötet.
    Wenn Osira’h jetzt die Zäune sah, die Zuchtbaracken und die Angehörigen des Mediziner-Geschlechts mit ihren Fruchtbarkeitsprüfern, so wusste sie ganz genau, was dort geschah. Sie stellte sich vor, wie Nira in einen Raum mit einem einzelnen Bett gezerrt wurde und den Geschlechtsverkehr mit unterschiedlichen Ildiranern ertragen musste, unter ihnen sogar der Designierte Udru’h. Auf diese Weise hatte Nira ihre Halbblut-Kinder empfangen.
    Der von Udru’h gezeugte Rod’h bemühte sich noch mehr als die anderen Geschwister und wollte ebenso erfolgreich sein wie Osira’h. Angeblich hatten sie das gleiche Ziel. Osira’h hätte ihrem Bruder gern die Wahrheit gesagt, aber vermutlich wäre er nicht bereit gewesen, ihr zu glauben.
    Von ihnen allen wusste nur Osira’h, was mit ihrer gemeinsamen Mutter geschehen war. Nachdem Nira ihrer Tochter die Wahrheit offenbart hatte, war sie spurlos verschwunden.
    Osira’hs leichtgläubige Brüder und Schwestern zweifelten nicht an ihrer Bedeutung für das Schicksal des ildiranischen Volkes. Sie wussten nichts von ihrem wahren Ursprung. Sie trugen nicht das Wissen ihrer Mutter in sich, so wie Osira’h.
    Während der dunklen Dobro-Nacht, vor der sich die anderen Ildiraner fürchteten, empfing Osira’h manchmal quälende Gedanken und sogar prophetische Bilder, die sie glauben ließen, dass ihre Mutter noch lebte. Mit der ganzen Kraft ihres Geistes hatte sie eine Antwort gerufen und versucht, jenes ferne Flüstern zu erreichen, das sie an Nira denken ließ. Sie suchte mit dem Geist, bis sie glaubte, dass ihr Kopf zu platzen drohte, fand aber keine Verbindung zu der grünen Priesterin.
    Bei der jetzigen Übung ließ Osira’h ihre von Unruhe erfüllten Gedanken wie Schneeflocken über die menschlichen Gefangenen schweben, berührte ihr Selbst und ihre Erinnerungen. Ihre Bewusstseinsstrukturen unterschieden sich von denen der Ildiraner, aber die Menschen waren weitaus weniger fremdartig als die Hydroger…
    Nach der Übung stand der Mentalist auf und nickte. »Euer ganzes Leben lang seid ihr unterwiesen und auf eure Pflicht vorbereitet worden. Eure Aufgabe besteht darin, das Ildiranische Reich zu retten.«
    Die Kinder nickten. Osira’h hatte jahrelang an diese Worte geglaubt und fühlte sich hin- und hergerissen. Trotz der entsetzlichen Wahrheit konnte sie nicht einfach so ihre Verpflichtungen vergessen. Ungeachtet aller Lügen glaubte sie, dass ihr Mentor die von den Hydrogern ausgehende Gefahr nicht übertrieben hatte – sie war wirklich dafür ausgebildet worden, eines Tages die Tiefen eines Gasriesen aufzusuchen und dort zu versuchen, mit den fremden Wesen zu kommunizieren. Sie begriff, was auf dem Spiel stand: Das Schicksal eines ganzen Volkes hing von ihr ab. Doch sie fragte sich, ob die verlogenen und rücksichtslosen Ildiraner Rettung verdienten…
    Laut den Erinnerungen ihrer Mutter

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