Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
anderthalb Stunden draußen auf sie gewartet? Er hatte recht – das klang nicht danach, als wäre er nur aus einem Pflichtgefühl heraus gekommen … „Warum bist du nicht hereingekommen und hast mich gesucht?“
Er verzog das Gesicht. „Ich wusste ja nicht, ob du mich überhaupt sehen willst – und dann noch an deinem Arbeitsplatz.“
„Also hast du einfach gewartet?“
„Ja.“
„Warum?“
Unbeirrt betrachtete er sie aus hellgrünen Augen. „Möchtest du eine höfliche Antwort oder die Wahrheit?“, meinte er schließlich heiser.
Amüsiert sah Lily ihn an. „Ich glaube, wir beide sind in diesem Sinne nie höflich zueinander gewesen, stimmt’s?“
„Stimmt“, räumte er ein. „Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät für uns, damit anzufangen.“
Lily wollte nicht, dass er höflich zu ihr war. Auch das war ja ein Grund gewesen, warum sie es abgelehnt hatte, am Samstag an dem Gottesdienst in Rom teilzunehmen. Der Hauptgrund jedoch war, dass sie Dmitri von ganzem Herzen liebte.
Sie befeuchtete sich die Lippen, ehe sie antwortete. „Ist es das, was du willst, Dmitri? Dass wir um Claudias und Felix’ willen höflich miteinander umgehen?“
Nein, das war ganz und gar nicht das, was er wollte. Es war das Letzte, was er sich wünschte, als er Lily nun in ihrem dunkelblauen Oberteil dastehen sah, dessen Farbe ihre Augen so gut betonte, und in der engen schwarzen Hose, die ihre langen Beine zur Geltung brachte.
Er ballte die Hände zu Fäusten. „Ich werde es akzeptieren, falls das alles ist, was du mir zu geben bereit bist“, meinte er angespannt.
Sie wirkte schockiert. „Aber es ist nicht das, was du wirklich willst?“
„Nein.“
Eine Ader pulsierte an ihrem Hals. „Was dann?“
Hastig atmete Dmitri ein. „Was ich will?“, wiederholte er langsam und mit selbstironischem Lächeln. „Alles. Ich will alles, Lily“, sagte er. „Alles, was dich ausmacht. Alles, was du zu geben hast.“
Benommen schüttelte sie den Kopf. „Willst du damit sagen, du möchtest eine Affäre mit mir? Dass du zu mir kommen kannst und die Nacht mit mir verbringst, immer wenn du zufällig geschäftlich in London bist?“
„Nein!“, rief er aufgebracht. „Nein, verdammt, das habe ich überhaupt nicht damit gemeint.“ Er trat einen Schritt vor und umfasste ihre Arme. „Allein dir den Vorschlag zu machen, dich so herablassend zu behandeln, würde all das in den Schmutz ziehen, was ich für dich empfinde!“ Aufgewühlt funkelte er sie an.
Reglos stand sie da. „Was du für mich empfindest?“, flüsterte sie.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich in den letzten zwei Wochen danach gesehnt habe, dich zu sehen, Lily. Jeder Tag ohne dich war eine Qual. Ich bin gekommen, weil ich es nicht länger ertragen kann, auch nur einen Tag ohne dich zu sein. Es waren keine geschäftlichen Verpflichtungen, die mich nach London geführt haben, Lily – sondern meine Sehnsucht und der tiefe Wunsch, dich zu sehen. Ich bin heute nach England geflogen, weil Felix mir gestern Abend sagte, dass du am Wochenende nicht nach Italien kommst, wie ich gehofft hatte.“
Lily konnte kaum noch atmen. Geschweige denn all die wundervollen Dinge verarbeiten, die Dmitri ihr sagte. Und die andeuteten …
„Ich liebe dich, Lily“, erklärte Dmitri. „Nein – es ist so viel mehr als nur Liebe. Ich bewundere alles an dir. Dein Aussehen, deinen Humor, deine Leidenschaft und deine Aufrichtigkeit.“ Seine Stimme wurde weicher, als er sie verlangend ansah. „Mit dir zu schlafen war die schönste, befriedigendste Erfahrung meines Lebens. Neben dir im Bett aufzuwachen – es ist das erste Mal, dass ich so etwas mit einer Frau erlebt habe –, war wundervoll. Am liebsten hätte ich diesen Augenblick für immer festgehalten.“
„Und dann hat Claudia dich angerufen.“
„Ja, dann hat sie angerufen, und ich habe mich wie ein kompletter Idiot benommen.“ Er schüttelte über sich selbst den Kopf. „Lily, die letzten beiden Wochen ohne dich haben mir klargemacht, dass ich jeden Morgen neben dir aufwachen will, während du in meinen Armen liegst, bis zum Ende meines Lebens. Und dass ich dich fragen möchte, ob du meine Frau werden willst.“
„Dmitri!“, flüsterte Lily, und Tränen schimmerten in ihren Augen, weil er ihr so wundervolle Dinge sagte.
„Bitte nicht weinen.“ Zärtlich betrachtete er sie, als er ihr die Tränen fortwischte. „Ich wollte dir nur sagen, was ich empfinde, nicht dir wehtun oder dich
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