Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
schlenderte über den Parkplatz und blieb kurz vor ihr stehen. Seine Zähne blitzten in der Dunkelheit auf, als er ihr Lächeln kurz erwiderte. „Falls das eine Einladung zum Essen bei dir sein sollte, nehme ich sie an.“
„Ich … wir wissen beide, dass es keine ist!“ Wütend funkelte sie ihn an.
Natürlich wusste er es. Ihre abwehrende Haltung zeigte nur zu deutlich, dass Lily ganz und gar nicht erfreut war, ihn wiederzusehen. Was schade war, denn er freute sich sehr, sie zu sehen …
Auch wenn er auf diesem dunklen, abgelegenen Parkplatz nicht viel erkennen konnte, da selbst ihr silbern schimmerndes Haar unter einer dicken Wollmütze versteckt war. Aber er hörte ihre weiche Stimme, roch ihr Parfüm.
Und er sah, dass sie trotz des knöchellangen Mantels und der Mütze leicht zitterte. „Vielleicht hast du recht, und wir sollten unser Gespräch besser in deinem Apartment fortsetzen.“
„Auch das habe ich nicht gesagt. Lass mich los, Dmitri!“, protestierte sie, als er ihren Arm umfasste und sie in die Richtung seines Mietwagens drehte.
Dmitri hob die Brauen. „Möchtest du die Unterhaltung lieber hier draußen in der Kälte weiterführen?“
Ihre Augen funkelten herausfordernd. „Ich möchte sie überhaupt nicht fortführen. Du hast deine Pflicht getan, Dmitri, also würdest du jetzt einfach …“
„Dass ich hier bin, hat nichts mit Pflicht zu tun!“, warf er schneidend ein, während er Lily leicht schüttelte. „Ich weiß, dass wir uns in Rom im Streit getrennt haben. Aber hasst du mich wirklich so sehr, dass du es nicht ertragen kannst, mir noch nahe zu sein?“
Fassungslos starrte Lily ihn an. Sie sollte Dmitri hassen? Wie, in aller Welt, sollte sie ihn hassen, wenn sie ihn so sehr liebte, dass sie in den letzten zwei Wochen an nichts anderes hatte denken können als an ihn? Den heiseren Klang seiner Stimme. Sein Lächeln. Wie er sich bewegte. Seine Berührungen. Die sanft fordernden Lippen. Und dass er sie in der Nacht, die sie miteinander verbracht hatten, so leidenschaftlich geliebt hatte …
Dmitri hassen? Nein, so würde sie niemals empfinden.
Doch sie hatte auch nicht vor, sich vollends zu demütigen, indem sie ihm zeigte, wie sehr sie ihn liebte. Und genau das würde geschehen, wenn sie allein mit ihm in ihrem Apartment war. Lily schüttelte den Kopf. „Wir haben uns an diesem letzten Morgen in Rom alles gesagt, was es zu sagen gab.“
Bei ihrem vorwurfsvollen Ton atmete Dmitri scharf ein. Er hatte sich das letzte Gespräch mit Lily immer wieder in Erinnerung gerufen. Und jedes Mal war ihm klar geworden, wie mies er sich verhalten hatte. Sicher, nach Claudias Anruf, in dem sie ihm von der Hochzeit berichtete, war er wütend gewesen, aber das war keine Entschuldigung dafür, wie er danach mit Lily gesprochen hatte oder dass sie so verbittert auseinandergegangen waren.
Forschend betrachtete er sie in der Dunkelheit, obwohl er ihre Miene nicht ausmachen konnte. „Glaubst du das wirklich, Lily?“
„Du nicht?“, kam es abwehrend zurück.
Wenn ja, wäre er jetzt nicht hier … „Ist unsere gemeinsame Nacht der Grund dafür, dass du am Samstag nicht an Claudias und Felix’ Segensgottesdienst teilnehmen willst?“
Lily musste tief durchatmen, weil Dmitri den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
Natürlich war das der Grund für ihre Weigerung, am Samstag an diesem Gottesdienst teilzunehmen. Obwohl sie es Felix, der sie am Abend zuvor angerufen hatte, nicht so direkt gesagt hatte. Vielmehr hatte sie ihm erklärt, dass sie im Moment nicht aus London wegkönnte, weil sie nach den Weihnachtsferien gerade erst wieder mit dem Unterricht angefangen hatten. Eine lahme Ausrede, die zumindest Dmitri sofort durchschaut hatte.
Lily hob das Kinn. „Wie ich Claudia und Felix schon sagte, kann ich hier im Moment nicht weg.“
„Noch nicht einmal, um an dem Gottesdienst für deinen Bruder teilzunehmen?“
„Nein, selbst dann nicht“, entgegnete Lily fest.
Obwohl es ihr das Herz brechen würde, nicht dabei zu sein. Doch Dmitri zu sehen und erleben zu müssen, dass sie Luft für ihn war oder er sich gezwungen sah, wegen Claudia und Felix höflich zu ihr zu sein, würde sie völlig fertigmachen. Da Dmitri jetzt hier war, hatte diese Begründung allerdings keine Berechtigung mehr, oder?
„Vielleicht überlege ich es mir noch“, meinte sie seufzend.
„Ich denke, das ist eine vernünftige Entscheidung.“
Skeptisch sah sie ihn an. „Ich verstehe nur nicht, was es dich kümmert, ob
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