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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die Abmachung: Solange sie ihre
Tätigkeit ausübten — wie sie es bezeichneten — nannten sie sich so und nicht
anders.
    Sie schleppten Gaby. Geduckt rannten
sie durch die Baumreihe zum Parkplatz. Ihr Wagen stand ganz hinten. Severin
ließ Gabys Beine los und öffnete den Kofferraum. Gemeinsam legten sie Gaby
hinein — auf eine Decke. Der Deckel klappte zu. Beide zogen die Verkleidung
aus.
    Der Bus hielt nur kurz bei dem
Wartehäuschen. Niemand wollte aussteigen, niemand zusteigen. Er fuhr weiter.
Wieder war die Straße wie ausgestorben, als wäre sie nicht Teil dieser
Großstadt, sondern läge am Ende der Welt.
    „Hat gut geklappt“, flüsterte Umberto.
„Hätte nicht gedacht, daß es heute schon hinhaut. Um so besser. Die Göre ist
die erste. An ihr wird unsere Methode erprobt. Aber es geht weiter, Severin.
Einfach toll! Fühle mich unheimlich gut. Bald wird die ganze Stadt vor uns
zittern. Das ist Spitze, ist das Höchste.“
    „Ist sogar noch höher!“ Severin lachte.
Es klang, als klappere ein frierender Hai mit den Zähnen.
    Sie stiegen ein und rollten vom
Parkplatz.
     
    *
     
    Als Margot Glockner, Gabys Mutter, durch
die Lindenmeyer-Straße fuhr, war anfangs alles in Ordnung. Zu beiden Seiten
standen Häuserzeilen — wie immer. Das Kopfsteinpflaster buckelte sich — wie
immer. Die sehr schmale Straße war in Windungen angelegt, verlief noch wie im
Mittelalter. Kein Stadtplaner hatte sie geradegebogen.
    Deshalb war die Lindenmeyer-Straße eine
Einbahnstraße, und wegen der Windungen konnte man nicht vom Anfang bis zum Ende
sehen.
    Margot Glockner fuhr langsam. Es war
noch nicht 20 Uhr. Die Scheibenwischer sorgten für Sicht. Wagen folgten ihr.
Sie sah die Scheinwerfer im Rückspiegel. Und jetzt, als sie durch die letzte
Biegung der Straße fuhr, sah sie den Unfall.
    Um Himmels willen! Die Fahrbahn war
verstopft, die Straße verkorkt wie ein Flaschenhals.
    Margot Glockner fuhr noch langsamer,
dann hielt sie an.
    Ein Lastwagen hatte sich quergestellt.
Sicherlich war er gerutscht auf dem seifigen Pflaster. Jedenfalls hatte er eine
Straßenlaterne geknickt. Sie neigte sich über den Gehsteig zum nächsten Haus
und hatte dort die Schaufensterscheibe einer Bäckerei zertrümmert. Das Heck des
Lasters war einem parkenden Wagen sehr nahe gekommen. Seine Fahrertür dellte
sich nach innen.
    Die Polizei war schon da. Leute standen
im Schneeregen. Es wurde geredet, gestikuliert, vermessen, ausgesagt.
    Margot seufzte und schaltete den Motor
aus. Sie saß fest. Konnte auch im Rückwärtsgang nicht entkommen, denn hinter
ihr standen mindestens zwei Dutzend Fahrzeuge. Die letzten warteten noch hinter
der Biegung. Die Fahrer wußten nicht, weshalb der Verkehr stockte, und deshalb
nervten sie die Umwelt mit lautem Gehupe.
    Gaby wartet natürlich, dachte sie. Wird
annehmen, daß irgendwas mich aufhält.
    Und wie alle Mütter bangte sie:
Hoffentlich erkältet sie sich nicht. Wenn die Haare noch naß sind und Gaby vor
der Tür wartet...
    Schneller als erhofft, räumten
Polizisten das Hindernis aus dem Weg. Der Laster war wieder fahrbereit. Der
Lkw-Fahrer manövrierte wie wild und parkte das Ungetüm schließlich so weit
links, daß die nachfolgenden Fahrzeuge — mit den rechten Reifen auf dem
Bordstein — vorbeirollen konnten.
    Um 20.14 Uhr hielt Margot Glockner vor
dem Hallenbad.
    Eben erloschen dort die Lichter.
    Sie sprang aus dem Wagen. Schneeflocken
setzten sich auf ihre blonden Locken. Sie lief die Treppe hinauf.
    Die Kassiererin, eine korpulente ( beleibte )
Frau, trat ins Freie und schloß das Portal ab. Margot Glockner kannte sie.
    „’n Abend, Frau Wachtleben. Ich will
meine Tochter Gaby abholen. Haben Sie gesehen, wo sie steckt?“
    „Gesehen habe ich sie, Frau Glockner.“
Frau Wachtleben klapperte mit dem Schlüsselbund und steckte ihn in ihre
Handtasche. „Sie hat, wenn ich mich recht entsinne, erst an der Tür gewartet.
Aber das ist schon eine Weile her. Dann ging sie raus. Das Training war heute
früher zu Ende. Auch Frau Zehner ist schon lange weg.“
    Margot bedankte sich. Sie spürte eine
leichte Unruhe. Wo war Gaby? Mit dem Bus gefahren?
    Niemals, dachte Margot. Sie weiß genau,
daß ich komme. Aber... meine Verspätung! Vielleicht ist sie mir
entgegengekommen. Was sie ja nicht soll — nicht in der Dunkelheit...
    Sie stieg in den Wagen, fuhr über den
Parkplatz und dort einmal im Kreis. Jeden Winkel — auch zwischen den Fahrzeugen
— leuchteten die Scheinwerfer aus.
    Nein, hier war sie

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