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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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obwohl er sie seit Stunden hinter sich hergezogen hatte, machte er den Eindruck, als hätte er noch genügend Kraft für mindestens zwei weitere Stunden.
    Er ging auf der Lichtung umher und schob Tannennadeln zusammen. Dann legte er die Felle darüber und kam zurück zu Rusty.
    „Cooper?"
    „Hm?"
    „Ich muss mal."
    Sie konnte ihn nur undeutlich in der Dunkelheit erkennen, aber seinen schockierten Blick konnte sie körperlich fühlen. Verlegen senkte sie den Kopf.
    „Na gut" erwiderte er nach einem Moment. „Wird Ihr Bein Sie tragen, solange Sie ...?"
    „Sicher, ich denke schon", beeilte sie sich zu sagen.
    Er trug sie an den Rand der Lichtung und stellte sie auf ihr linkes Bein. „Stützen Sie sich hier an dem Baum ab", riet er ihr knurrend. „Und rufen Sie mich, wenn Sie so weit sind."
    Es war schwieriger, als sie sich das vorgestellt hatte. Bis sie das, was von ihrer Hose übrig war, wieder hochgezogen und verschlossen hatte, zitterte sie vor Schwäche, und ihre Zähne klapperten vor Kälte. „Ich bin fertig."
    Cooper löste sich aus dem Schatten und hob sie auf die Arme. Sie hätte nie angenommen, dass ein Lager aus Tannennadeln und Fellen sich so gut anfühlen würde, aber sie stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er sie darauf niederlegte.
    Er deckte sie mit den übrigen Fellen zu. „Ich werde ein Feuer machen, auch wenn es nichts Großartiges sein wird. Es gibt kaum trockenes Holz. Aber besser als gar nichts, außerdem hält es unwillkommene Besucher fern."
    Rusty erschauerte und zog sich die Felle über den Kopf - zum einen, um den eisigen Graupel abzuhalten, zum anderen, um den Gedanken an wilde Tiere zu blockieren. Doch die Schmerzen in ihrem Bein verhinderten, dass sie einschlief. Unruhig geworden, lugte sie schließlich unter den Fellen hervor. Cooper war es gelungen, in einer ausgehobenen Mulde ein Feuer zu entzünden, wenn es auch fürchterlich qualmte.
    Er sah zu ihr hinüber, zog einen der unzähligen Reißverschlüsse an seiner Jacke auf und warf ihr etwas zu. Sie fing es mit einer Hand auf.
    „Was ist das?"
    „Ein Müsliriegel."
    Allein der Gedanke an Essen reichte aus, dass sich ihr Magen lautstark meldete. Hastig riss sie das Papier ab und hätte sich den ganzen Riegel am liebsten auf einmal in den Mund gesteckt, als sie innehielt.
    „Sie ... Sie brauchen nicht mit mir zu teilen. Sie könnten es später vielleicht noch brauchen."
    Seine grauen Augen blickten hart und kalt wie Stahl. „Es ist nicht meiner. Ich hab ihn bei einem der Männer aus der Manteltasche geholt."
    Es schien ihm eine grimmige Genugtuung zu verschaffen, sie das wissen zu lassen. Wenn es sein Müsliriegel gewesen wäre, hätte er bestimmt keinen einzigen Gedanken an Teilen verschwendet.
    Der Riegel schmeckte auf einmal wie Holzspäne, sie kaute und schluckte automatisch. Dass sie nichts schmeckte, lag teilweise auch daran, dass sie erbärmlichen Durst hatte. Und als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Cooper in diesem Augenblick: „Wenn wir morgen kein Wasser finden, stecken wir in Schwierigkeiten."
    „Glauben Sie, wir finden welches?"
    „Weiß ich nicht."
    Nachdenklich glitt sie tiefer unter die Felle. „Was, glauben Sie, war der Grund für den Absturz?"
    „Keine Ahnung, wahrscheinlich sind mehrere Faktoren zusammengekommen."
    „Denken Sie, wir sind weit vom Kurs abgekommen?"
    „Ja. Aber ich weiß nicht, wie weit."
    Sie stützte den Kopf auf den Ellbogen und starrte in die trübe Flamme, die sich mühte, am Leben zu bleiben. „Waren Sie vorher schon mal am Great Bear Lake?"
    „Einmal."
    „Wann?"
    „Ist schon ein paar Jahre her."
    „Gehen Sie oft auf die Jagd?"
    „Ab und zu."
    Ein großer Redner war er also nicht unbedingt. Sie suchte das Gespräch, um sich von den Schmerzen in ihrem Bein abzulenken. „Glauben Sie, man wird uns finden?"
    „Vielleicht."
    „Wann?"
    „Wofür halten Sie mich? Für eine wandelnde Enzyklopädie?" Seine lauten Worte hallten an den Bäumen wider. Abrupt kam er auf die Füße. „Hören Sie auf damit, so viele Fragen zu stellen. Ich habe die Antworten nicht."
    „Ich will es doch nur wissen", stöhnte sie erstickt.
    „Ich auch, aber ich weiß es nicht. Wenn das Flugzeug auf Kurs war, stehen die Chancen ganz gut, dass man uns finden wird. Wenn wir jedoch zu weit von der Route abgekommen sind, sieht es extrem schlecht aus, klar? Und jetzt halten Sie endlich den Mund."
    Rusty verfiel in beleidigtes Schweigen. Cooper wanderte auf der Lichtung umher, auf der Suche nach

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