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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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1. Kapitel
    M anolito De La Cruz schlug das Herz bis zum Hals, als er tief unter der dunklen Erde erwachte, das Gesicht verschmiert von blutig roten Tränen, und überwältigt von Kummer, der ihm das Herz zusammenkrampfte. Der verzweifelte Schrei einer Frau hallte in seiner Seele wider, zerrte an ihm, tadelte ihn und zog ihn vom Rande eines tiefen Abgrunds weg. Und er stand kurz davor, zu verhungern.
    Jede Faser seines Körpers schrie nach Blut. Der Hunger danach hielt ihn in seinen erbarmungslosen Klauen, ein roter Dunst legte sich vor seine Augen, und sein Puls hämmerte von dem unaufschiebbaren Drang nach Nahrung. Verzweifelt suchte er die Gegend über seiner Ruhestätte nach der Anwesenheit von Feinden ab, und als er keinen finden konnte, drang er durch die fruchtbare schwarze Erde über ihm ins helle Tageslicht empor.
    Sein Herz dröhnte ihm in den Ohren, und sein Schädel brummte, als er inmitten von dichtem Gesträuch und undurchdringlicher Vegetation landete, wo er sich zunächst einmal sehr wachsam umsah. Für einen Moment war alles irgendwie verkehrt – Affen kreischten, Vögel tschilpten warnend, er hörte das Husten eines größeren Raubtiers und sogar das Rascheln der Eidechsen im Unterholz. Er dürfte eigentlich gar nicht hier sein. Im Regenwald. Zu Hause.
    Manolito schüttelte den Kopf, um Klarheit zu erlangen. Das Letzte, woran er sich noch deutlich erinnerte, war, dass er sich vor  eine schwangere Karpatianerin geworfen hatte und die Mutter und ihr ungeborenes Kind vor einer Mörderin geschützt hatte. Die karpatianische Frau war Shea Dubrinsky, die Gefährtin von Jacques, des Bruders des Prinzen der Karpatianer. Aber das war in den Karpaten gewesen und nicht in Südamerika, wo Manolito inzwischen zu Hause war.
    In Gedanken ließ er die Bilder noch einmal Revue passieren. Auf einer Weihnachtsparty hatten Sheas Wehen eingesetzt, was ausgesprochen ungünstig gewesen war. Denn wie hatten sie inmitten eines solchen Trubels Frauen und Kinder schützen sollen? Manolito hatte die Gefahr gespürt, den Feind, der sich durch die Menge an Shea herangepirscht hatte. Aber er war zerstreut gewesen, abgelenkt und geblendet von den Farben, Geräuschen und Emotionen, die von allen Seiten auf ihn eingestürmt waren. Wie war das möglich? Uralte karpatianische Jäger kannten keine Emotionen, und sie sahen auch keine Farben, sondern nur Schattierungen von Grau und Schwarz – und trotzdem erinnerte sich Manolito noch ganz deutlich, dass Sheas Haare rot gewesen waren. Leuchtend rot.
    Seine Erinnerungen verflogen, als ein solch heftiger Schmerz ihn übermannte, dass er sich vor Qualen krümmte. Schwäche überkam ihn, die ihn in die Knie zwang, ihm den Magen verkrampfte und eine Welle der Übelkeit in ihm aufsteigen ließ. Feuer brannte durch seinen Körper wie geschmolzenes Gift. Karpatianer kannten keine Krankheiten; an einem menschlichen Leiden konnte er also nicht erkrankt sein. Was ihn quälte, war von einem Feind verursacht worden.
    Wer hat mir das angetan? Angriffslustig bleckte Manolito seine weißen Zähne, die scharf und tödlich waren, während er sich mit wilden Blicken umsah. Wie war er hierhergekommen ? Während er auf allen vieren in der feuchten, warmen Erde kniete, versuchte er zu ordnen, was er wusste.
    Ein weiterer schwindelerregender Schmerz durchzuckte seine Schläfen und verdunkelte den Rand seines Gesichtsfeldes. Er hielt sich die Augen zu, um sie vor den Blitzen zu schützen, die wie Flugkörpergeschosse auf ihn zujagten, aber sie zu schließen, verschlimmerte die Wirkung höchstens noch. »Ich bin Manuel De La Cruz«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, in einem Versuch, seinen Verstand wieder zum Arbeiten zu bringen ... und sich zu erinnern. »Ich habe einen älteren und drei jüngere Brüder. Sie nennen mich Manolito, um mich zu veräppeln, weil meine Schultern breiter sind als ihre und ich mehr Muskeln habe und sie mich deswegen wie einen kleinen Jungen dastehen lassen wollen. Sie würden mich aber nie im Stich lassen, wenn sie wüssten, dass ich sie brauche.«
    Sie hätten mich nicht im Stich gelassen. Auf gar keinen Fall ... Nicht seine Brüder. Sie waren einander alle treu ergeben – waren all diese Jahrhunderte zusammen gewesen und würden es auch immer bleiben.
    Er versuchte, den Schmerz in den Hintergrund zu verdrängen, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Warum war er im Regenwald, wo er doch eigentlich in den Karpaten sein müsste? Warum war er von seinem Volk

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