Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
Sydney es, den Blick zu Corin zu heben. Sie spürte, wie er sie beim Essen ansah und sie verspürte keineswegs das Bedürfnis diesen eiskalten Blick aus grauen Augen zu erwidern.
Nach einer Weile fragte er: „Ich frage mich, woher stammt Ihr?“ Irritiert hob sie nun doch den Blick. „Wie meinen Sie?“ Überraschung war ihrer Stimme anzuhören und Corin schmunzelte. „Nun, Ihr seid die Auserwählte. Und ich habe mich gefragt, woher Ihr wohl kommen mögt? Man erzählt sich, die Auserwählte sei eine außergewöhnliche Frau.“ Forschend sah er sie an. „Mit besonderen Kenntnissen und aus einer fremden Welt…“
Nun lachte Sydney. „Ich dachte, Sie glauben nicht an diese Geschichte?“
„Nein, jedoch weiß ich, was die Leute sich erzählen.“ Er lächelte wieder. „Nennen wir es Neugier.“ Penibel schob er den Kartoffelbrei auf seine Gabel.
„Nun, angenommen, ich glaube, was man hier so erzählt und was man insbesondere mir erzählt hat.“, begann sie und stockte. Wie sollte sie den Schleier begreiflich machen? Ernst ruhte Corins Blick auf ihr. Sie fuhr fort: „Also, ich kam nur hierher, weil ich…also…“ Unsicher verstummte sie. Corin legte das Besteck mit einem leisen Geräusch nieder und faltete nachdenklich die Hände unterm Kinn. „Ihr sprecht von dem Portal.“, half er ihr auf die Sprünge und Sydney entgegnete ungläubig: „Ihr wisst auch davon?“ Zugleich kam ihr der Gedanke, dass er es selbstverständlich wissen musste. Jeder musste die Geschichte kennen. Vermutlich nahm die Bevölkerung die ganze Sache bereits mit der Muttermilch zu sich.
„Ich hörte davon.“
„Was genau wissen Sie?“, fragte Sydney.
Gelassen lehnte er sich im Stuhl zurück und nahm den Becher, der vor ihm stand, in die Hand. „Manche der – verzeiht bitte meine Wortwahl - einfältigen Bauern erzählen sich so einiges über die Prophezeiung. Einige glauben, die Auserwählte erscheint durch ein brennendes Tor der Hölle und versprüht ihr Gift, während sie die Herrschaft übernimmt.“ Seine grauen Augen blickten sie über den Rand des Bechers an und Sydney lachte.
„Das ist ja lächerlich!“, erwiderte sie, noch immer schmunzelnd.
„Ist es das?“, fragte er und ein eiskalter Schauer lief Sydney über den Rücken.
„Natürlich ist es das! Sehe ich etwa so aus, als käme ich aus der Hölle?“ Er stellte den Becher ab und erhob sich. „Das nicht, Madame.“ Er maß sie von Kopf bis Fuß und leise Angst kroch ihr über die Haut. „Doch ich denke, Euer Aussehen stellt durchaus eine Verführung der Hölle dar.“ Fassungslos starrte sie ihn an. Vorsichtig rückte sie ihren Stuhl zurück. „Sie sagten doch, Sie glauben nicht an die Geschichte!“, erinnerte sie ihn.
Corin trat näher, ergriff ihr Handgelenk und zog sie auf die Füße. Seine schlanke Gestalt verbarg erstaunlich gut die Kraft, die in ihm steckte, und als Sydney versuchte, ihren Arm aus seinem Griff zu befreien, zögerte er nicht lange.
Die Wucht des Schlages ließ ihren Kopf zur Seite fliegen und der Laut ihres Atems, der ihr mit einem Keuchen entwich, füllte den Raum. Ihre Haut brannte und als sie ihren Kopf wieder hob, lag ihre Hand ungläubig auf der rotglühenden Wange. Seine Augen blickten hart wie Stahl und zugleich kalt wie Eis auf sie herab. Die Angst in ihr wuchs.
„Warum haben Sie das getan?“, fragte sie ihn fassungslos. Er grinste. „Weil ich es kann, Madame.“, antwortete er und unfassbare Arroganz lag in seiner Stimme. „Es ist völlig gleichgültig, warum ich es tat. Ihr seid die Auserwählte. Das allein ist Grund genug.“ Entschlossen trat er einen Schritt näher. Sydney konnte ihn riechen, doch wagte sie es nicht, ein weiteres Mal zurückzuweichen. Ihn begleitete ein herber Geruch, Schweiß und der schwere Duft von Zedernholz. Sydney schluckte.
„Was wollen Sie von mir?“ Ihre Stimme zitterte nur wenig und sie war dankbar für den Schock, in den der Schlag sie versetzt hatte. Ein süffisantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Nun, Madame, von Euch will ich nichts – vorerst.“
Verwirrt runzelte Sydney die Stirn und Corin fuhr fort: „Es ist Euer Gemahl, an dem ich interessiert bin.“
„Aber wieso…?!“
Corin lachte spöttisch. „Zerbrecht Euren schönen Kopf nicht mit derartigen Gedanken, Madame. Wenn Euer Gemahl erst einmal eingetroffen ist, werdet Ihr sehen, was passiert.“
Er rückte noch näher an sie heran und Sydney spürte bereits seinen Atem, der noch immer das Aroma der
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