Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
betraten eine schier riesige Empfangshalle, die einmal recht elegant gewesen sein mochte, nun jedoch einen eher verwahrlosten Eindruck hinterließ. Eine breite Treppe führte ins obere Stockwerk, während ein ebenso breites, von grauen Schlieren durchzogenes, Fenster auf die Bäume hinterm Haus wies. Der Boden unter ihren Füßen war verschmutzt und Sydney bekam den Eindruck, dass man hier längst nichts mehr pflegte oder instand hielt.
„Verzeiht den Zustand des Hauses, Madame.“, schaltete sich Corin ein. Ganz so, als hätte er ihre Gedanken gelesen, lächelte er wieder und wies ihr den Weg zur Treppe. „Ich war längere Zeit nicht anwesend. Meine Dienstboten müssen sich aus dem Staub gemacht haben.“, erläuterte er ihr auf den Weg zur Treppe. „Euer Zimmer befindet sich oben, Madame.“ Sydney hoffte, es würde einen besseren Eindruck machen, als der Rest des Hauses. Und tatsächlich, als sie oben ankamen und er die entsprechende Tür öffnete, lag der Raum sauber vor ihr. Jemand hatte das Fenster geöffnet, sodass eine erfrischende Brise den Geruch der umliegenden Natur hineintrug.
Sydney war angenehm überrascht. Sie trat ein und drehte sich zu Corin um. Dieser schloss eben die Tür. Besorgt runzelte sie die Stirn.
„Gefällt Euch der Raum, Madame?“
Seine grauen Augen blieben an ihrem Amulett, das warm und vertraut zwischen dem Ansatz ihrer Brüste ruhte, hängen. Beunruhigt trat Sydney ans Fenster.
„Wie lange werden wir hier bleiben?“
Er wandte den Blick ab und Sydney glaubte schon, einen unangenehmen Zug in seinem Gesicht gesehen zu haben, als er sie erneut freundlich anlächelte. „Ich schätze, ein paar Tage, Madame. Ich hoffe, es macht Euch nicht allzu viel aus?“
„Nein, ich denke nicht. Aber vielleicht könnten Sie mir und meinem Freund ein Pferd überlassen, damit wir nach Hause können?“
Einem Impuls folgend, fügte sie hinzu: „Wir möchten Ihnen nicht unnötig zur Last fallen.“
Nachdenklich rieb Corin sich über das spitze Kinn. Dann nickte er zustimmend. „Nun, Ihr habt den Zustand der Eingangshalle gesehen. Möglicherweise wäre es tatsächlich besser, Ihr würdet nicht zu lange verweilen…“ Er sah sie an. „Jedoch…“ Er stockte und Bedauern schlich sich in seine Stimme.
„Jedoch was?“, bohrte Sydney nach. Corin seufzte und entgegnete: „Jedoch fürchte ich, dass wir kein Pferd werden erübrigen können. Außerdem herrschen nicht unbedingt friedliche Zeiten in diesem Land. Ich möchte ungerne verantwortlich sein, wenn der Auserwählten etwas zustieße.“
Kalt wie Eis glitzerten seine Augen und plötzlich fröstelte sie.
„Vielleicht sprechen wir beim Abendessen darüber, Madame? Ich bin sicher, der Koch ist noch nicht geflohen.“ Er grinste über seinen eigenen Scherz.
Welche Wahl hatte sie schon? Sie nickte und seine weißen Zähne blitzten auf. „Sehr schön! Ich werde dafür sorgen, dass man Euch etwas Angenehmeres zum Kleiden raufbringt. Ich hole Euch dann später zum Essen ab.“ Er verneigte sich höflich. Dann schloss sich die Tür hinter ihm.
Beruhigt atmete Sydney aus. Zumindest war sie keine Gefangene, wie es bei Damian der Fall war. Ob er sie wohl suchte? Sie war sich sicher, wenn dem so wäre, würde er sie nicht finden.
Er weiß ja nicht einmal, dass ich nicht allein mit Jack und Natalia unterwegs bin! Wie soll er da ahnen, wo ich bin?
Seufzend ließ sie sich auf das schmale Bett sinken und fragte sich zugleich, wie es ihrem Vater wohl ging. Er musste mittlerweile ganz krank vor Sorge sein. Traurig bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen. Tränen traten ihr in die Augen und die Sehnsucht drohte sie zu überwältigen. Nicht nur, dass sie sich sicher sein konnte, Damian tatsächlich so etwas wie Liebe entgegenzubringen, nein, nun kam zu ihrem Herzschmerz noch das gute alte Heimweh hinzu. Angestrengt schluckte sie. Doch der Klos in ihrer Kehle verschwand nicht. Stattdessen schluchzte sie und ließ zu, dass die Tränen ihr warm über das Gesicht liefen. Die Sonnenstrahlen der langsam sinkenden Sonne wärmten ihr die Hände und ließen ihre Haare in sämtliche Facetten aufleuchten.
34.
„Verdammt!“ Wütend sprang Damian von Schara’ks Rücken. Das Pferd schnaubte irritiert und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Hinter ihm kam Richard mit seinem Pferd zum Stehen. „Was ist los?“, fragte er. Gereizt deutete Damian auf die Erde vor ihnen. „Die Spuren! Sie hören auf!“ Die Brauen eng zusammengezogen, ritt Richard näher
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