Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
Schleier durch den er mit ihr geritten war.
„Was ist das für eine Wand gewesen, durch die Sie mich gebracht haben?“ Einen Moment lang herrschte Stille zwischen ihnen. Nur das gedämpfte Auftreten der Pferdehufe war zu hören.
„Dies ist ein Phänomen, welches ich lieber von jemand anderem, als mir erklärt wüsste.“ – „Also wissen Sie etwas darüber?“ Vor Neugier beschleunigte sich ihr Puls und sie brannte darauf, etwas mehr zu erfahren.
„Ja, ich weiß einige Dinge...“, erwiderte Damian zögernd. Er hatte sich bereits gefragt, wieso seine Zukünftige nicht eher danach gefragt hatte, und war insgeheim froh darüber gewesen. Doch sie hatten noch einige Zeit gemeinsam auf diesem Pferd zu verbringen. Daher war es wohl durchaus das Beste, wenn er ihr zumindest darüber etwas sagte.
„Manche nennen es ‚das Tor zur Hölle‘. Andere sagen, es sei eine Tür zu Gottes himmlischen Gärten. Jedoch halte ich von beiden Erklärungen nicht allzu viel…“ Er lächelte trocken. „Ich halte mich lieber an Fakten und an das, was ich sehe, und nicht daran, was andere glauben zu sehen.“
Sydney verstand ihn gut.
Die Erinnerung war schmerzhaft, doch sie verdrängte die aufsteigenden Bilder entschlossen. Es gab eine Zeit in ihrem Studium, in der sie auf die harte Tour lernen musste, wie viel wertvoller das eigene Urteilsvermögen sein konnte. Verließ man sich auf andere, so war man verlassen. So hieß es doch, nicht wahr?
Damian fuhr fort: „Diese Wand, wie ihr sie nennt, ist bereits viele Jahrhunderte alt. Die uralten Geschichten besagen, ein überaus mächtiger Magier habe sie erschaffen. Er wurde beschuldigt, ein Hexer zu sein und sich der schwarzen Magie zu bedienen. Es heißt, auf seiner Flucht habe er mit nichts mehr, als einer Handvoll Edelsteine und einem Zepter aus Weidenholz eine königliche Armee besiegt. Die Bevölkerung wollte diesen Mann auf dem Scheiterhaufen brennen sehen, doch seine Taten waren sehr beeindruckend und so wagte kaum jemand, ihm zu folgen.“ Das war tatsächlich sehr beeindruckend – wenn es denn die Wahrheit war – fand Sydney. „Was geschah dann?“ fragte sie gespannt.
Damian führte Schara’k um mehrere Sträucher herum. „Nur eine kleine Gruppe, bestehend aus mehreren Geistlichen, wagte es, ihm zu folgen. In den Geschichten heißt es, sie hätten es als Blasphemie empfunden, würden sie dies nicht tun.“ – „Ziemlich dumm, wenn der Magier derart mächtig war.“, murmelte Sydney.
„Das ist wohl wahr, doch wäre diese kleine Gruppe nicht gewesen, so wüsste heute niemand um den Hintergrund dieser Wand. Hinzu kommt, dass besagter Hexer nicht nur Macht besaß, sondern vielmehr ein gefährlicher Mann war. Er nutzte seine Magie dazu, sich selbst zu bereichern und anderen Schaden zuzufügen.“
Der Wald lichtete sich und Sydney erkannte, dass sie ihn bald verlassen würden.
„Jedenfalls“, fuhr Damian fort, „als der Hexer merkte, dass man ihn wohl kaum noch irgendwo willkommen heißen würde, nutzte er seine magischen Kräfte und öffnete das Portal.“ – „Portal?“, hakte Sydney nach.
„Ja. Diese Wand ist nicht bloß eine Wand. Es ist ein Portal, ein Durchgang, und es heißt, wer dort hindurchgeht, durchschreitet die Welten.“
Sie traten durch die Bäume ins helle Sonnenlicht und die Frage, die ihr auf der Zunge lag, wurde im Keim erstickt. Damian zügelte Schara’k und fasziniert betrachtete Sydney das vor ihnen liegende Idyll.
Männer arbeiteten auf Feldern. Schweiß glänzte auf ihren nackten Oberkörpern. Kräftige Pferde zogen beladene Karren über schmale Wege und Sydney war überrascht, wie altertümlich die Arbeit an diesem Ort verrichtet wurde.
Heutzutage würden Maschinen diese Arbeiten doch wesentlich effizienter verrichten
, dachte sie erstaunt. Ihr Blick schweifte über die Felder hinweg. Der Atem stockte ihr.
Eine Burg, majestätisch und stark, erhob sich hinter den Feldern.
Eine echte Burg!
Sydneys Überraschung wuchs von Minute zu Minute. Die dunklen Steine der Burgmauern verschluckten jeden Sonnenstrahl. Eine einzelne Flagge, am höchsten Turm angebracht, wehte leise im Wind und Sydney konnte die Menschen hinter den Burgzinnen erkennen. „Das ist ja unglaublich!“, entfuhr es ihr. Damian blickte auf ihren Schopf herab und fragte sich, was sie als so unglaublich empfand. Sein Blick fuhr über die Bauern auf den Feldern, die die Ernte einbrachten, damit sie alle über den Winter kamen. Die Pferde trotteten wie gewohnt zwischen
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