Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
ohrenbetäubenden Knall fiel die Tür zur Halle hinter ihnen ins Schloss; Das Murmeln der Menschen verstummte. Sie saßen an langen Tischen und nahmen eben ihre Mahlzeit ein. Sämtliche Unterhaltung erstarb und zahllose Augenpaare richteten sich auf Sydney. Als wollte er die plötzliche Stille mit einem Lächeln fortwischen, setzte Lan’tash mit kräftiger Stimme an: „Nun, Madame, wie Ihr seht, nehmen wir hier unsere Mahlzeiten ein. Ich hoffe, Ihr werdet Euch bei uns wohlfühlen.“ Sogleich steckten die Leute die Köpfe wieder zusammen und das Murmeln setzte wieder ein. Es erinnerte an das emsige Summen eines Bienenstocks. Damian schwieg. Er beobachtete Sydneys Reaktion auf ihr zukünftiges Heim und registrierte dabei sowohl wie sie nervös schluckte als auch wie ihre Zunge unruhig über die Lippen fuhr. Interesse keimte in ihren Augen auf und ihre Wangen röteten sich aufgeregt.
Lan’tash führte sie an den langen Tafeln und Bänken vorbei und geleitete sie in Richtung einer breiten Treppe am anderen Ende der Halle. Unsicher bemerkte Sydney, wie die Leute jeden ihrer Schritte verfolgten. Für wen hielten diese Menschen sie?
Am Fuß der Treppe blieb Lan’tash stehen. Er stützte sich am polierten Geländer ab und wirkte etwas schwach auf den Beinen. Damian trat neben ihn. „Geht es Euch nicht gut?“, fragte er. Sydney sah die Besorgnis in seinen Augen schimmern. Lan’tash hob beschwichtigend seine Hand und schenkte seinem Schützling ein zögerliches Lächeln. „Sei unbesorgt, Damian. Es geht mir gut. Ich bin nur erschöpft.“ Mit einem Blick auf Sydney fügte er hinzu: „Das ist die Aufregung, wisst Ihr. Ich habe mir so sehr Euer baldiges Eintreffen erhofft. Es erscheint fast wie ein Wunder!“ Er drückte ihre Hand, die noch immer in seiner Armbeuge lag, und fuhr fort: „Aber nun wollen wir weitergehen.“ Er zwinkerte ihr erneut zu und Sydney erwiderte sein Lächeln. Es war offensichtlich, dass dieser alternde Mann keine Bedrohung für sie darstellen würde. Damian dagegen…nun, über ihn konnte sie sich später noch genügend Gedanken machen.
Sie betraten einen schmalen Gang und folgten ihm um eine Ecke herum. Schließlich blieb Lan’tash stehen. Vor ihnen befand sich eine Tür aus massivem Holz. Der eiserne Türgriff und die ebensolchen Beschläge an den Angeln erweckten nicht eben einen heimeligen Eindruck.
Lan’tash gab ihre Hand frei, zog einen einzelnen Schlüssel aus einer Tasche seiner Robe und schloss die Tür auf. Angespannt wartete Damian darauf, dass seine Braut eintrat. „Dies wird Euer Gemach sein bis… nun, vorerst.“ Lan’tash lächelte erneut, was bei Sydney ein ungutes Gefühl in der Magengrube auslöste. Wovon in aller Welt sprachen alle? Damian, dem ihr Stirnrunzeln nicht entging, trat vor. „Es wäre mir eine Ehre, Euch den Raum zu zeigen.“ Er streckte ihr die Hand entgegen und wartete, dass sie ihre hineinlegen würde. Unentschlossen biss sie sich auf die Unterlippe.
Wenn sie zuließ, dass Damian diesen Raum mit ihr betrat, so konnte niemand voraussehen, was geschehen würde. Andererseits konnte sie unmöglich eine Szene machen vor den Augen dieses alten Mannes, dem offenbar eine Menge daran gelegen war, dass sie endlich hier war. „Vielleicht könntet Ihr mir den Raum zeigen?“, fragte sie Lan’tash. Dieser schaute für einen kurzen Moment überrascht auf. Dann jedoch lächelte er und hielt ihr seinen Arm hin. „Euer Wunsch sei mir Befehl, Madame.“ Damian zog seine Hand zurück. Er trat zur Seite, um sie beide vorangehen zu lassen, und Sydney wagte einen kurzen Blick. Schimmerte in den Tiefen seiner dunklen Augen etwa Vergnügen? Sie sah genauer hin, doch der Moment war vorbei. Eine Maske der Gleichgültigkeit hatte ihren Platz eingenommen und beherrschte nun seine Züge. Scheinbar hatte sie sich geirrt. Die Erinnerung an sein herzhaftes Lachen im Wald, als sie ihm verkündete, fliehen zu wollen, sobald er nicht aufpasste, trieb an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Viel zu spät registrierte sie, dass sich ihre Mundwinkel bei der Erinnerung seines Lachens hoben. Noch immer war ihr Blick auf Damian gerichtet und diesmal war es an ihm, die Stirn zu runzeln. Sydney konnte spüren, wie die flammende Röte ihr die Wangen zu verbrennen drohte. Rasch senkte sie den Blick und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Einrichtung ihrer Unterkunft.
Was war geschehen? Die Tatsache, dass seine Braut ein Lächeln auf den Lippen trug, während sie ihn ansah, deutete
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