Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
später hatten sie beide zumindest ein provisorisches Kissen für die Nacht und jeder eine Decke. Richard reichte Jack etwas von dem mitgebrachten Haferbrot und in stiller Eintracht verzehrten sie ihren Proviant.
„Woher wissen Sie, wo Sydney hingebracht wurde?“, fragte Jack, als sie beide längst unter den Decken lagen und das Rauschen des Regens in den Blättern der Bäume das einzige Geräusch zu sein schien. Kurz fragte er sich, ob Richard bereits schlief, als dieser ihm ausweichend antwortete: „Das ist eine lange Geschichte…“
Jack stützte sich auf einen Arm und sah zu seinem Begleiter rüber. „Wir haben doch etwas Zeit, oder nicht?“ Ein Grinsen zog über Richards Züge hinweg, ehe er sich räusperte und seine Stimme an den Wänden der Höhle widerhallte.
„Es liegt nun zehn Jahre zurück, dass ich Lan’tash traf. Ihm gehört die Burg, wisst Ihr…“ Er zögerte. Wie viel konnte er Jack erzählen? „Lan’tash hatte einen jungen Mann in meinem Alter bei sich. Im Laufe der Zeit wurden wir zu Freunden.“
„Wie ist sein Name?“, unterbrach Jack ihn neugierig und Richard seufzte.
Verzeih‘ die Notlüge, mein Freund,
ging es ihm durch den Kopf, ehe er antwortete: „Er heißt Alexander. Bedauerlicherweise haben wir schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr zueinander. Ich weiß also nicht, was er gegenwärtig so treibt….“ Jack nickte und Richard fuhr fort: „Jedenfalls, als ich die beiden traf, waren es schwere Zeiten für das Land. Es herrschte Krieg zwischen dem Volk der Na’kaan und unserem Volk. Vorrangig ging es, wie so oft im Leben, um Macht und Vermögen. Der Führer der Na’kaan vertrat die Ansicht, er habe ein Recht auf den Thron von Lan’tash. Aber das war selbstverständlich vollkommener Unsinn!“
Noch immer schwelte der Ärger in ihm, als er daran dachte, unter welch leichtfertigen Beweggründen dieser Krieg hatte ausbrechen können, und er schnaubte verärgert.
„Dummerweise hatte dieser Führer ausgesprochen loyale Anhänger, die nicht zögerten, für ihn in den Krieg zu ziehen. So kam es, dass ich Lan’tash und Alexander kennenlernte, als um uns herum eine Schlacht geschlagen wurde.“
Fasziniert hörte Jack zu. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Na’kaan? Was sollte das für ein Volk sein? Unsicher schwieg er, während Richard die Erinnerungen der Schlacht von Alasam heraufbeschwor. „Es war eine blutige Schlacht mit vielen Verlusten auf beiden Seiten. Lan’tash bemühte sich in Verhandlungen mit dem Führer der Na’kaan um den Frieden, während Alexander und ich gemeinsam in die Schlacht zogen. Wir waren beide jung und übermütig.“ Er lachte kurz. „Es ist ein Wunder, dass wir beide mit dem Leben davonkamen! Wir hatten es geschafft, die feindlichen Linien zu durchbrechen, als mich einer der Na’kaan mit seinem Bogen ins Visier nahm. Ihr müsst wissen, die Na’kaan haben eine außerordentliche Vorliebe für den Gebrauch von vergifteten Pfeilen. Seiner landete nur deshalb nicht in meiner Brust, weil ich mich in dem Augenblick zur Seite neigte, um meinerseits die Klinge jemanden über die Brust zu ziehen. Der Pfeil verfehlte mich jedoch nicht gänzlich.“
Wehmut schlich sich in seine Stimme und Jacks Blick fiel auf seinen fehlenden Arm. Richard, dem dieser Blick nicht entging, nickte. „Ja, das ist das Werk dieses einen Na’kaan. Sein Pfeil durchbohrte meinen Unterarm, was halb so schlimm gewesen wäre, wenn der Pfeil nicht mit eben diesem Gift versetzt gewesen wäre, das in meine Blutbahn geriet. Man brachte mich, gottseidank, rechtzeitig zu Lan’tashs fähigsten Heiler. Die Vergiftung war noch nicht weit vorangeschritten – es ist ein langsamer und schmerzhafter Tod, den die Na’kaan sich mit dem Gift erhoffen – und der Heiler konnte nur noch zur Amputation raten, um mein Leben zu retten.“ Einen Moment schwieg er. „Der Schütze hatte mich nach diesem ersten Treffer bereits wieder ins Visier genommen und Alexander, der dies rechtzeitig bemerkte, zögerte nicht und warf sein Messer nach ihm.“
Gespannt hielt Jack den Atem an. Richard sah ihn an und ein kaltes Lächeln hob seine Mundwinkel. „Er traf und rettete mir damit vermutlich das Leben. Seitdem sind wir enge Freunde.“
Er verstummte und Jack fragte sich, ob er wohl noch etwas sagen würde, als Richard seufzte, die Erinnerung abschüttelte und erklärte: „Nun, es interessiert dich, woher ich den Ort kenne, an dem man deine Freundin gebracht hat.“ Sein Blick suchte
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