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Gefangene der Welten

Gefangene der Welten

Titel: Gefangene der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hazel McNellis
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sie wieder aufschlug, beugte sich Corin über ihn; noch immer lächelnd.
    „Keine Sorge, mein Bruder. Ich kümmere mich um dich.“, sagte er, als Damian auch schon das Bewusstsein verlor.

39.
    Entsetzt beobachtete Sydney, wie Pete das Blasrohr an die Lippen setzte. Sie wollte schreien und Damian warnen. Doch kaum hatte sie den Mund aufgemacht, war der Pfeil auch schon abgeschossen. Draußen wurde es erschreckend still. Bisher hatte Sydney das Murmeln ihrer Unterhaltung, sowie gelegentliche Gesprächsfetzen hören können. Doch nun herrschte Stille vor dem Tor. Sie betete, dass Damian nichts geschah. Tränen wollten sich ihren Weg bahnen, doch Sydney kniff die Augen zusammen und zwang das sichtbare Zeichen ihrer Gefühle zurück. Keinesfalls sollte Corin oder einer der anderen sehen, was sie empfand.
    „Was haben Sie getan?“, rief sie Pete an.
    Ihre Stimme zitterte und sie sah aus dem Augenwinkel, wie Jack zu ihr herübersah. Pete wandte den Kopf, erwiderte jedoch nichts. Entnervt seufzte sie und wartete.
    Als Damian hineingebracht wurde, trugen Pete und ein weiterer Mann, den Sydney noch nie zuvor gesehen hatte, ihn an Händen und Füßen herein. Schlaff und leblos hing er zwischen ihnen und seine Kehrseite, die sie von Anfang an anziehend gefunden hatte, streifte über den schmutzigen Boden. Die beiden Männer schleppten ihn an eine der Seitenwände. Erst jetzt erkannte Sydney die eisernen Ketten, die man mithilfe zweier Löcher durch das Holz gezogen hatte. Unsanft legten sie Damian dort ab und brachten ihn in eine sitzende Position. Einzig der Gedanke, dass man ihn nicht anketten würde, wenn er bereits tot wäre, hinderte Sydney daran, den Verstand zu verlieren. Sie sehnte sich danach, die Hände auszustrecken und über sein Gesicht streichen zu können – insbesondere da sie nun wusste, was sie für ihn empfand. Ihre Fingerspitzen prickelten, so stark brannte die Sehnsucht in ihr. Der plötzliche Gefühlssturm, der sich ihrer bemächtigt hatte, seit sie mit Corin unterwegs waren, ließ sie noch immer etwas ratlos zurück. Und dennoch erschien ihr alles in ihrem Innern mit einem Mal von überwältigender Klarheit. Endlich wusste sie, wo ihr Platz war. Damian zu sehen, die Hände zu den Ketten emporgehoben, das Kinn leblos auf der Brust ruhend, schmerzte sie. Vorsichtig bewegte sie ihre Hände, doch die Fesseln waren zu fest angelegt und schnürten sich in ihre Handgelenke. Resigniert schloss sie die Augen und lehnte den Kopf an das harte Holz des Pfeilers.
    Als Damian zu sich kam, spürte er deutlich ihre grünen Augen auf sich. Langsam hob er den Kopf und blickte sich um. Ein dumpfer Schmerz pochte gegen seine Schädeldecke und seine Schultergelenke waren steif und schmerzten. Er entdeckte Sydney. Ihre Blicke begegnete sich im gegenseitigen Einverständnis und Damian runzelte die Stirn, als er die Sorge in ihrem Blick erkannte. Sie war keine zehn Meter von ihm entfernt und dennoch hätten Welten zwischen ihnen liegen können.
    Er blickte über sich, rüttelte und zog an den Ketten und stöhnte auf, als der Schmerz in seinen Schultern kleine Lichtblitze vor seinem Auge tanzen ließ. Kurz hielt er inne und schloss die Augen. Er hörte leises Rascheln und als er erneut zu Sydney herüberblickte, sah er, dass sie die Füße angezogen hatte. Ganz so, als wollte sie aufspringen und ihm helfen.
    Sollte die Auserwählte ihr Schicksal akzeptiert haben?
    Damian war verwirrt, wenngleich dies nun unwichtig war. Viel wichtiger war, dass er sich von diesen rostigen Ketten befreien konnte. Die Tatsache, dass man die Ketten in das dünne Holz der Wand eingearbeitet hatte, war von Vorteil. Vorsichtig zog er sich hoch, bis er stehen konnte. Es waren kurze Ketten; rostig und alt. Er musste seine Handgelenke und Schultern verdrehen, um bequem stehen zu können.
    „War das etwa Ihr Plan?“, fragte Jack und Damian gefiel sein Ton ganz und gar nicht. Er sah ihn an. „Zumindest kann ich auf meinen Füßen stehen.“ Sein Blick fuhr über Jacks ausgestreckte Beine.
    „Schon gut, ich hab‘ ja nichts gesagt!“ Damian ignorierte ihn und blickte zum Tor. Niemand war zu sehen. Man hatte sie hier allein zurückgelassen. Vielleicht glaubte man, er würde sich nicht so bald von dem Gift des Pfeils erholen.
    „Könnt ihr eure Fesseln lösen?“, fragte er, doch beide schüttelten den Kopf. Ihm fiel die getrocknete Blutspur an Sydneys Hals auf, als er sie ansah. Neuer Ärger wuchs in ihm. Ihr hätte kein Leid widerfahren dürfen,

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