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Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Titel: Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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1. Kapitel
     
    »Agelon!«
    Die Stimme der Instruktorin Durno durchschnitt die Stille des Schulungsraumes wie eine Peitsche. Drei Zwölfjährige ruckten in ihren harten Stühlen hoch, ihre Augen auf das hagere Gesicht der Frau fixiert, deren hervorspringende Hakennase sich zitternd wie die Schnauze eines witternden Tieres auf Sigam, einen der Söhne des Moga Agelon, richtete.
    Sigam war schon lange ein beliebtes Opfer der Instruktorin, spätestens seit dem Zeitpunkt vor einem halben Jahr, als er in einer Pause laut verkündet hatte, daß er nichts mehr zu lernen habe.
    »Ich kann lesen, ich kann schreiben und rechnen«, hatte Sigam festgestellt. »Jetzt muß ich nur noch das Herrschen lernen und das ist eine Schule, durch die ich als Mitglied der FAMILIE ohnehin gehen werde.«
    Die Instruktorin hatte die Worte Sigams wohl verstanden, nicht direkt darauf reagiert, aber schnell das Arbeitspensum für den Sohn des Moga deutlich erhöht. Sigam hatte sich als intelligenter Schüler mit hoher Auffassungsgabe erwiesen, von seinem aufsässigen Charakter jedoch nichts eingebüßt. Auch jetzt begegnete er dem Blick der Durno, die ihre Augen schließlich fest auf ihn gerichtet hatte, mit selbstbewußter, schon fast provozierender Gelassenheit.
    »Instruktorin«, antwortete er ruhig.
    »Die FAMILIE der Dritten Dynastie auf Thalon IV. Alle Namen«, bellte die Frau.
    Sigams grünes Gesicht wurde blaß. Natürlich sollte er als Sohn des Moga, des künftigen Herrschers über das Orathonische Imperium, die Namen der FAMILIEnangehörigen von der zweiten Hauptwelt des Agelon-Zweiges kennen - auch, wenn es zumindest in der Dritten Dynastie mehr als 120 Namen waren. Sigams Reaktion machte offensichtlich, daß er auf diese Frage nicht vorbereitet war. Jeder wußte, daß er nichts von stupidem Auswendiglernen der FAMILIEngeschichte hielt. Auch Durno war darüber durchaus im Bilde, das war schließlich auch der Grund, warum sie ihm diese Frage gestellt hatte.
    »Nun?« Die Frage schoß wie ein geworfenes Messer auf Sigam zu. Auf seinem Gesicht spiegelten sich Wut und Hilflosigkeit wider. Die Instruktorin hatte ihn in der Hand. Sein Vater gestattete keine Ausreden, was schlechte Beurteilungen betraf. Sigam haßte es, nicht Herr seines Lebens zu sein. Er würde das eines Tages ändern, das hatte er sich früh geschworen. Doch dies half ihm nicht bei seinem unmittelbaren Problem.
    Dafür half ihm Nomar Benilon. Die Benilons waren ein an sich unbedeutender Arm der FAMILIE, relevant nur auf einigen wenigen randständigen Kolonialwelten, die sie verwalteten. Die Tatsache, daß es ein Sproß der Benilons auf die Eliteschule der FAMILIE gebracht hatte, sprach für sich. Nomar war ein brillanter Schüler.
    »Tuoman Sesta Agelon...« Nomar sprach den Namen des ersten Vertreters der historischen Dritten Dynastie kaum hörbar, wie ein Bauchredner aus. Er bewegte weder seine Lippen noch einen anderen sichtbaren Muskel. Diese Technik hatte er auf seiner Heimatwelt gelernt; sie gehörte zu den Fertigkeiten, die man benötigte, um in Gegenwart der zahllosen auf Bewegung reagierenden Raubtiere trotzdem miteinander sprechen zu können. Es gehörte zu den Traditionen seiner Welt, dies zu erlernen. Der austretende Ton war kaum mehr als ein Hauch, für den neben ihm sitzenden Sigam gerade noch wahrnehmbar.
    Dies war auch nicht das erste Mal, daß Nomar ihm vorsagte. Bei solch stupiden Aufgaben konnte Sigam sich auf das fast fotografische Gedächtnis seines Freundes verlassen.
    »Tuoman Sesta Agelon...«, begann Sigam stockend, als würde er sich mühsam erinnern. Auf diese Art und Weise schaffte er Gelegenheit für den unbeteiligt wirkenden Nomar, seine Hilfeleistung fortzusetzen.
    Instruktorin Durnos Augen weiteten sich unmerklich, als ihr Opfer langsam aber vollständig die Namen der Dritten Dynastie aufzusagen begann. Die Klassenkameraden feixten. Sie wußten, daß die Durno nicht mit einer richtigen Antwort gerechnet hatte. Nun mußte sie, um ihr Gesicht zu wahren, die ganze Liste hören und dabei ertragen, daß am Ende des Vortrags der Summton ertönte, der das Ende der Unterrichtsstunde signalisierte. Mit säuerlichem Gesichtsausdruck entließ sie die Klasse in die Pause, den betont devoten und ehrerbietigen Blick Sigams ignorierend. Erst, als die Gruppe den Schulungsraum verlassen hatte, wagte es Sigam, Nomar auf die Schulter zu schlagen.
    »Was würde ich nur ohne dich anfangen?«
    Benilon grinste. Im Gegensatz zu Sigam war er für einen Orathonen eher

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