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Gefangene der Welten

Gefangene der Welten

Titel: Gefangene der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hazel McNellis
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Doch nun, da langsam Ruhe einkehrte und sie sich immer sicherer wurde, dass Damian ihr kaum etwas antun würde, spürte sie deutlich die Auswirkungen des langen Reitens und der Fesseln.
    Sie legte sich auf die Seite und blickte Damian eine Weile über das Feuer hinweg an.
    Er hatte seinen Blick auf die Flammen gerichtet und war in Gedanken vertieft. Was hinter diesen dunklen Augen wohl vor sich ging? Ehe sie sich Gedanken dazu machen konnte, fielen ihr die Augen vor Müdigkeit zu. Mit einem letzten Gähnen beschloss sie, dass dies das Letzte war, worüber sie sich heute noch Gedanken machen wollte.
     
    Eine Weile später erhob sich Damian und trat zu Schara’k. Er griff in die zweite Satteltasche und zog einen zerknitterten Umschlag hervor. Das Papier war bereits vergilbt und zeigte Spuren des Alters. Risse zeigten sich an den Rändern. Damian wusste kaum zu sagen, wie oft er diesen Brief bereits entfaltet und gelesen hatte. Das Siegel auf der Vorderseite, welches kaum mehr als solches zu erkennen war, war bereits vor langer Zeit aufgebrochen worden. Seitdem war das Schreiben in seinem Besitz. Er führte es stets mit sich und ließ es nie irgendwo zurück. Dazu war der Inhalt zu bedeutsam.  
    Damian genoss das vertraute Gefühl des empfindlichen Materials zwischen seinen Händen; war es doch schließlich das Letzte, was ihm von seiner Familie geblieben war.
    Er warf seiner Braut einen kurzen Blick zu. Dann nahm er wieder am Feuer Platz, entfaltete vorsichtig den Brief und begann zu lesen.
     
    Unsere lieben Kinder,
    bevor ich diesen Brief fortführe, erbitte ich eure Vergebung dafür, dass wir euch nicht persönlich über die Gegebenheiten informieren konnten. Eine dringende Angelegenheit, derer wir uns bedauerlicherweise annehmen müssen, gewährt keinen Aufschub. Daher glaubt uns bitte, wenn wir euch sagen, dass es besser für euch ist, wenn ihr möglichst wenig darüber wisst.
    Es bricht uns das Herz, euch derart zurückzulassen, doch uns bleibt beileibe keine andere Wahl.
    Eure Mutter und ich werden fort sein, wenn ihr in aller Frühe erwacht. Dennoch, so Gott will, hoffen wir darauf, in naher Zukunft wieder bei euch sein zu können. Ich habe nicht mehr viel Zeit, um euch präzise Anweisungen bis zu unserer Rückkehr zu geben, doch ich bitte euch um eins:
    Damian, du bist der ältere von euch beiden und kein Junge mehr. Gib auf deine Schwester Acht! Pass auf, dass euch nichts Böses widerfährt und wir euch bei unserer Rückkehr in unsere Arme schließen können.
     
    Eure euch liebenden Eltern,
    C. und G. Ramsey
     
    Sie waren nie zurückgekehrt.
    Damian hatte mit Diana auf ein Zeichen ihrer Rückkehr gewartet und es war durchaus nicht einfach gewesen. Er war zu dem Zeitpunkt vierzehn und seine Schwester zehn Jahre alt. Sie warteten ein halbes Jahr, ehe Damian beschloss, Nachforschungen anzustellen. Als er Diana offenbarte, dass er sich auf die Suche nach ihren Eltern begeben würde, hatte sie, störrisch wie ein Esel, darum gebettelt, mitgehen zu dürfen. Erlaubte er es nicht, so wollte sie überall erzählen, was er ihr für boshafte Streiche spielte, sodass sie keinen Schlaf mehr fand. Ihr strohblondes Haar hatte im Sonnenlicht geglänzt, während ihre blauen Augen ihn böse anfunkelten.
    Er hatte keine Wahl gehabt.
    Damals.
    Heute hätte er anders gehandelt.
    Reifer und mit mehr Verstand.
    Damals hatte er es jedoch nicht besser gewusst und seine Schwester mitgenommen, was sich alsbald als Fehler herausstellte. Denn seine Schwester schaffte es, bereits am zweiten Tag ihrer Reise, Straßenräubern zum Opfer zu fallen. Sie wurde entführt und Damian fand sich mit einem Mal mutterseelenallein auf der Straße wieder. Seine Hand war gebrochen und sein Geld, fünf Silbermünzen und sieben Kupferlinge, hatten sie ihm ebenso abgeknöpft wie seine unschuldige Schwester.
    Von diesem Tage an hatte er die Ehre begraben und war einer von ihnen geworden. Er lebte auf der Straße und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Taschendiebstählen, während er seine Familie suchte.
    Jahre später, als er achtzehn Jahre zählte, scheiterte er an einem seiner Opfer.
    Lan’tash war ein kluger Mann und erkannte die Verzweiflung und Einsamkeit hinter Damians großspurigen Worten. Er nahm ihn unter seine Obhut und half ihm bei der Suche nach seinen Eltern.
    Damian hatte ihm allerdings nie von Diana erzählt; Zu groß war der entstandene Schaden.
    Er wusste, dass er der Behandlung Lan’tashs nicht würdig war. Die Räuber, die

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